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Warum vier Millionen Menschen in Damaskus kein sauberes Trinkwasser mehr haben.

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Das ZDF meldete:
"Syrien: Rebellen legen Verhandlungen auf Eis"
Die ARD-Tagesschau ergriff schon in der Überschrift Partei:
" Krieg in Syrien - Eine Drohung als letzte Rettung?"
Die Zeit berief sich in ihrer Meldung auf die Presseagenturen dpa, afp, rtr, stk:
"Rebellen brechen Gespräche über Friedensverhandlungen ab"
Der berühmt-berüchtigte Christoph Sydow überschrieb seinen Artikel im Spiegel:
"Krieg in Syrien - Kämpfe um Wasserquellen gefährden Friedensgespräche"

 Alles in allem handelte es sich um eine weitere Bankrotterklärung deutschen Qualitätsjournalismus. Ob man sie nun wie Spiegel und ZDF einfach nur "Rebellengruppen" oder wie die ARD "bewaffnete Opposition" oder Die Zeit "moderate Rebellengruppen" nennt, in einem war man sich einig - ein seit Jahren nur noch als Phantom durch die westliche Presse geisterndes Gebilde wurde einmal mehr reaktiviert. Die Freie Syrische Armee, so hieß es, und die ARD präsentierte gar einen angeblichen Sprecher dieser FSA, einen gewissen Osama Abu Zeid, habe erklärt, man lege die Vorbereitung der Friedensgespräche in der kasachischen Hauptstadt Astana auf Eis, solange die syrische Regierung den vereinbarten Waffenstillstand immer wieder breche.

 Was war geschehen? Am 29. Dezember hatte die OCHA, die Abteilung der UNO für die Koordinierung humanitärer Angelegenheiten Alarm geschlagen:
"Die Vereinten Nationen sind alarmiert, dass seit dem 22. Dezember vier Millionen Einwohner in Damaskus und Umgebung von der Wasserversorgung abgeschnitten wurden. Zwei primäre Trinkwasserquellen - Wadi Barada und Ain-el-Fijah - die für 70 Prozent der Bevölkerung in und um Damaskus sauberes und sicheres Wasser zur Verfügung stellen, funktionieren nicht, da die Infrastruktur zerstört wurde.Während Regierungswasserbehörden ein Programm der Rationierung und der Wasserverteilung eingeleitet haben, sind die Menschen in Damaskus seit mehr als einer Woche ohne Wasserzugang zu ihren Häusern und müssen Wasser von privaten Wasserverkäufern kaufen, dessen Qualität und Preise keiner Kontrolle unterliegen."
 Das Wadi Barada liegt nordwestlich von Damaskus und wird von regierungsfeindlichen bewaffneten Milizen beherrscht. Die örtlichen Milizen, die das Gebiet schon seit Jahren beherrschen, hatten die Wasserzufuhr für die Millionenstadt im Großen und Ganzen nicht angetastet. Nach dem Fall von Ost-Aleppo hatte es sogar Gespräche mit der Regierung gegeben. Daraufhin übernahm die Dschabhat Fatah al-Scham oder ehemals Al-Nusra, eine Unterorganisation der Al Kaida, die Gewalt über das Gebiet. Beim ZDF und in der Zeit liest sich das dann so:
"Regimegegner hatten im Dezember in Wadi Barada die Kontrolle über Wasserquellen übernommen, durch die mehrere Millionen Bewohner in Damaskus mit Frischwasser versorgt werden",
 und die ARD postuliert:
"Ob die ehemalige Nusra-Front im Barada-Tal präsent ist, ist umstritten." 
Der Spiegel nimmt gar die Erklärung der Kopfabschneider für bare Münze:
"Zunächst hatten im Dezember Regimegegner das Gebiet erobert. (...) Die Aufständischen und mehrere lokale Nichtregierungsorganisationen im Barada-Tal bestreiten jedoch vehement, dass die Dschabhat Fatah al-Scham dort aktiv ist."
 Christoph Sydow findet denn auch die Tatsache, dass 4 Millionen Menschen von sauberem Trinkwasser abgeschnitten sind eher amüsant. So amüsant, dass er mit einem Bonmot aus seinem reichen Wissenschatz zu brillieren versucht:
"Wenn in Syrien von Barada die Rede war, ging es jahrzehntelang meist um Bier. Die beliebte Marke der staatlichen Brauerei hieß so; (…) Wenn heute in Syrien von Barada die Rede ist, geht es um Krieg, das Bier gibt es nicht mehr."
 Am 22. Dezember wurde das Trinkwasser für die Millionenstadt durch die Beimischung von Dieselöl unbrauchbar gemacht. Einen Tag später wurde die Al-Fija-Quelle, eine der Quellen, die den Barada-Fluss speisen zerstört. Das Gebäude, in dem sich das Sammelbecken für das Quellwasser befindet, wurde zum Einsturz gebracht. Wie immer in einem Krieg bezichtigten sich die Kriegsparteien gegenseitig, die Wasserversorgung zerstört zu haben. Es war also zunächst unklar, wer die Halle zum Einsturz gebracht hatte, ausser für Christoph Sydow vom Spiegel. Denn der weiß:
"Mindestens eine Pumpstation wurde durch einen Luftangriff des Assad-Regimes schwer beschädigt."
 allerdings ist er mit diesem "Wissen" nicht ganz allein. Der Möchtegern-Journalist, Julian Röpcke von der Bildzeitung, auch bekannt als Jihad-Julian, der sich monatelang an You-Tube-Filmchen der jihadistischen Kopfabschneider auf seinem Twitter-Account verlustigte, in denen diese zeigten, wie sie mit US-amerikanischen TOW-Raketen Menschen töteten, ist zwar auch nicht vor Ort gewesen als die Halle einbrach, hat aber einen Zeugen. Hadi Al-Abdallah, von Bild als Medienaktivist bezeichnet, und seine Glaubwürdigkeit damit belegt, dass dieser
"1,2 Millionen Follower auf Facebook"
habe:
"war vor Ort und filmte am 27. Dezember die Zerstörung in der Wasser-Anlage. Gegenüber BILD bestätigte er, dass es sich um die Folgen eines Luftangriffs handele."
 Nun war anscheinend auch der Bild-Informant nicht vor Ort, als die Halle einstürzte, behauptet aber mit dem Brustton der Überzeugung, Assads Bomber hätten die Station zerstört. Bild lässt uns anhand von Untertiteln an den Erkenntnissen des Herrn Hadi Al-Abdallah teilhaben:
"Wir sind in der Trinkwasseranlage des Flusses Ain-el-Fijah, die bis zu einem Luftangriff voll Wasser war. Ain-el-Fijah wurde von der Luftwaffe des Assad-Regimes bombadiert. Jetzt bezichtigt Assad die Opposition der Wasserverschmutzung und ignoriert, dass sie diese Anlage seit sechs Jahren kontrolliert und behütet hat. Es bleibt nur wenig Wasser, das von hier aus weiter fließt. Damaskus hat aufgrund des Luftangriffs das größte Wasserproblem seit dem Beginn der Revolution."
 Allerdings ist der Mann kein ganz unbeschriebenes Blatt. Ein Video zeigt ihn bei den Vorbereitungen für die Sprengung des Krankenhauses in Al-Qusair bei Homs am 09. September 2012. Damals hatte die Al-Farouq Brigade von von ihr Entführten einen 20 Meter langen Tunnel graben lassen, bis unter das Krankenhaus. Unter dem Gebäude brachten sie dann ca. eine Tonne Sprengstoff zur Explosion. Bei der Explosion kamen neben Soldaten der Regierung zahlreiche Frauen, Kinder, Ärzte und Pflegepersonal ums Leben und die von ihnen zum graben des Tunnels gezwungen Geiseln.

 Immer wieder taucht Hadi Al-Abdallah auch auf Fotos und Videos auf zusammen mit Abu Sakkar (ab ca. 1:54 Min.: Abu Sakkar ist der Zweite von links mit roten Pulli. Links neben ihm im Vordergrund Hadi Al-Abdallah), den man den Menschenfresser nennt, weil er sich im Mai 2013 dabei filmen ließ, als er einem toten syrischen Soldaten das Herz herausschnitt und ansetzte, es zu verspeisen. (Wer sich das antun möchte: Das Video ist auf You Tube immer noch zu sehen. - Ab Minute1:03)

 Auch mit dem Saudischen Kommandeur der Al-Nusra Sheikh Muhammad Abdallah al-Muhaisny ließ sich Hadi Al-Abdallah immer wieder fotografieren.  Ein weiteres Video zeigt Hadi Al-Abdallah mit dem grausam zugerichteten Leichnam des Hisbollah-Kommandanten HusseinSalahHabib. Der Leichnam des Mannes, der offensichtlich gefoltert wurde, bevor man ihn ermordete, sollte gegen 50 gefangene Terroristen ausgetauscht werden. Hadi Al-Abdallah hält die Erkennungsmarke des Mannes in die Kamera, damit man ihn identifizieren kann.

Fazit: Hadi Al-Abdallah ist kein Journalist, sondern ein mit den Halsabschneidern eng zusammenarbeitender Propagandist, ein Prediger des Terrors. Dass die Bildzeitung diesen Mann als ihren Hauptbelastungszeugen aufruft, diskreditiert niemanden sonst ausser das Sturmgeschütz der Volksverdummung selbst.

Man könnte das ganze Gezeter im Mainstream, die Krokodilstränen über das schwere Schicksal der Menschen in Syrien als einen weiteren Versuch der gekauften Edelfedern, Recherche und seriöse Berichterstattung durch das Verbreiten von Gerüchten und Halbwahrheiten abtun, schliesslich ist wieder einmal die einzigste Informationsquelle jener einschlägig bekannte, vom britischen MI6 und den EU-Institutionen finanzierte Ein-Mann-Betrieb in Coventry nahe London.

 Aber es geht in erster Linie gar nicht darum, dass hier in einem Akt von Kriegsverbrechen 4 Millionen Menschen das lebenswichtige Wasser vorenthalten wird. Es geht um die Fortführung des Krieges in Syrien. Der Westen und seine mit ihm verbündeten und von ihm mit Waffen und Geld versorgten Terrororganisationen haben mit der Einnahme des Ostteils von Aleppo durch die Regierungstruppen Syriens und ihre Verbündeten eine schwere Niederlage erlitten. Nun gilt es, die Kräfte neu zu sammeln und neu zu ordnen, um den Krieg fortzusetzen. Dafür bedarf es ein paar Tage Ruhe.

 Ein paar Tage hatten denn auch die USA, Frankreich und Grossbritannien im Weltsicherheitsrat der UNO Kreide gefressen. Am späten Nachmittag des 16. Dezember traf sich der Sicherheitsrat gar zu einer geheimen Sitzung.  Eine Resolution zur Überwachung der Evakuierung Ostaleppos ging ohne die üblichen Beschimpfungen des "Schlächters Assad" und seiner Verbündeten den "Kriegsverbrechern Russland und Iran" blitzschnell und absolut lautlos über die Bühne, genau wie die Zustimmung zu den Friedensgesprächen zwischen den Kriegsparteien in der kasachischen Hauptstadt Astana.

 Der Hintergrund der von der westlichen Presse totgeschwiegenen Sitzung dürfte die Gefangennahme von mehreren Geheimdienstoffizieren in einem Kommandobunker in Ostaleppo durch Spezialeinsatzkräfte der syrischen Armee gewesen sein, wie das Voltaire Netzwerk berichtete. Auffällig war Tage zuvor das hektische Betreiben der USA und ihrer Verbündeten, einen sofortigen Waffenstillstand in Aleppo zu erreichen, obwohl sich der weitaus grösste Teil der Bevölkerung der östlichen Stadtviertel bereits in Sicherheit befand.

 Der Turnaround scheint gelungen. Schon tönt am 31. Dezember der Sprecher von "Adopt a Revolution", Elias Perabo im Deutschlandfunk:
"Es ist noch nicht zu spät für den Westen, sich einzumischen."
Perabo empfiehlt dazu das Völkerrecht ein wenig zu verbiegen, es umzuleiten wie das Wasser aus dem Baradatal:
"Da ist auch Deutschland in der Pflicht, zu sagen, wir müssen den blockierten UN-Sicherheitsrat, den es gegeben hat, den müssen wir umgehen. "
 Wessen Geschäft Perabo da betreibt dürfte all jenen klar werden, die sich einen anderen Text durchlesen, den die Organisation am 2. Januar herausgab. Unter der Überschrift:
"Faktencheck: Ist in Syrien Krieg wegen einer Pipeline",
versuchte "Adopt a Revolution" die USA und besonders Präsident Barak Obama von jeglicher Schuld am Syrienkrieg reinzuwaschen:
"Und es gibt noch viele weitere Aspekte, die der Theorie vom Pipelinekrieg widersprechen. So rief US-Präsident Barack Obama jene Teile des US-Außenministeriums, die auf ein stärkeres Engagement in Syrien zugunsten der Rebellen drängten (wie die bis 2013 amtierende Außenministerin Hillary Clinton), explizit zurück."
In altbekannter absolut postfaktischer Argumentation geht es dann weiter:
"Als Assads Popularität 2013 weltweit am Tiefpunkt angelangt war – nach dem Giftgasangriff von Ghouta und noch bevor ihn das Erstarken des „Islamischen Staates“ und Russlands Propaganda als angeblich „kleineres Übel“ erscheinen ließen  –, entschied sich die US-Regierung gegen militärische Angriffe auf Ziele des Assad-Regimes, obwohl die zuvor ausgegebene „rote Linie“ mit dem Giftgasangriff auf Ghouta überschritten war."
 Nun ist zwar bekannt, dass keine der angestellten Untersuchungen, den Giftgasangriff auf Ghouta der Regierung Assad zuordnen kann, ja dass im Gegenteil höchstwahrscheinlich Terroristen das Giftgas abgefeuert hatten.  Belegbare Tatsachen aber interessieren weder Deutschlandfunk noch "Adopot a Revolution". Durch häufiges Wiederholen immer der gleichen Lügen gehen diese schliesslich und endlich in die Annalen als Wahrheit ein.

 Das Massachusetts Institute of Technology veröffentlichte am 14. Januar 2014 seinen Bericht:
"Possible Implications of Faulty US Technical Intelligence in the Damascus Nerve Agent Attack of August 21, 2013",
in dem es explezit heißt:
"Die chemische Munitions mit Nervengas, die am 21. August n Damaskus verwendet wurde, hat eine Reichweite von etwa 2 Kilometern.
Die  Bewertung der Reichweite der chemischen Munition durch die unabhängige UN -Kommission stimmt genau mit unseren Ergebnissen überein.
Dies zeigt, dass es nicht möglich war mit dieser Munition Ost Ghouta vom "Herzen" oder vom östlichen Rand des durch die syrische Regierung kontrollierten Gebietes zu erreichen, so wie es die Karte des Geimdienstes zeigt, die vom Weißen Haus am 30. August 2013 herausgegeben wurde."
 Es war also bei weitem keine, von Obama in grober Überschätzung seiner Fähigkeiten und Möglichkeiten, gezogenen "roten Linie"überschritten worden. Zudem tappte US-Aussenminister Kerry in eine selbst gestellte Falle. Die US-Regierung könne von einem Angriff auf Syrien absehen, wenn alle Chemischen Waffen ausgeliefert würden, sagte Kerry in der Hoffnung Syrien würde darauf nicht eingehen. So könnten die USA fröhlich drauflosbomben und Syrien obendrein noch die Verantwortung dafür zuschieben, so wie man es im Falle des Kosovokrieges bereits mit Serbien erfolgreich gemacht hatte. Syrien aber willigte auf Druck Russlands ein - der Kriegsgrund war perdu.

 Dieser lasche Umgang mit der Wahrheit macht die wahre Gesinnung des Vereins "Adopt a Revolution" deutlich, der laut Deutschlandfunk ausschliesslich
"zivilgesellschaftliche, gewaltfreie Projekte"
fördert. So stellt "Adopt a Revolution" denn auch bedauernd fest:
"Hätte die US-Regierung den Sturz des maroden Assad-Regimes mit ganzer Entschlossenheit gewollt, hätte sie ihn aller Voraussicht nach in überschaubarer Zeit auch erreicht",
ein wahrlich"zivilgesellschaftlich, gewaltfreies Projekt".
 
 So wären wir wieder bei der Frage, worum es wirklich geht bei der Wehklage der Medien über den brüchigen Waffenstillstand und die Menschen in Damaskus, die bereits seit über zwei Wochen ohne Trinkwasser auskommen müssen?

 Der einzig wahre Grund besteht darin, den seit fast sechs Jahren andauernden und immer wieder mit perfiden Tricks und Täuschungen der Weltöffentlichkeit am Leben gehaltenen Krieg unter dem falschen Deckmäntelchen des Schutzes der  Menschenrechte, weiterführen zu können. Solange in Syrien Krieg geführt wird, ist die gesamte Region geschwächt und destabilisiert. Ob die Türkei, Saudi-Arabien, Quatar, der Iran, der Irak oder die Anrainerstaaten Libanon und Jordanien, sie alle werden durch den Konflikt nachhaltig geschädigt und fallen für die nächste Zeit als regionale Machtfaktoren aus, zum Wohl und Frommen Israels.

 Ein schöner Nebeneffekt ergibt sich für die Rüstungsindustrien der USA, Frankreichs, Grossbritanniens und Deutschlands: Der stetige Waffen- und Munitionsbedarf der Terrororisten. So fanden russische Einheiten des Kampfmittelräumdienstes - von westlichen Medien mit keinem Wort erwähnt, in Ostaleppo Unmengen von Munition und Waffen aus den USA, der EU und Israel.
 



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