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Mehr Geld für mehr Manipulation

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 Dieses Mal war es der Chef des ZDF Thomas Bellut, der die Kampagne startete zur - sogenannten Beitragsanpassung zum öffentlich rechtlichen Rundfunk. Ende Dezember zog dann der ARD-Vorsitzende Ulrich Wilhelm nach, der sogar damit drohte sein stattliches Salär von über 30.000 Euro monatlich, notfalls vor dem Bundesverfassungsgericht zu erstreiten.

 Die Begründung aber war die gleiche wie seit Angedenken der Zeit. Der öffentlich rechtliche Rundfunk brauche mehr Geld um seinen Auftrag zu erfüllen. Wolle man das; man höre und staune, hohe Niveau der Sendungen halten, so müssten die Ministerpräsidenten der deutschen Bundesländer den sich bereits in großen Teilen von der Berichterstattung von ZDF und ARD abgewandten Bevölkerung einen höheren Zwangsbeitrag für die Staatssender abpressen.

 Schon der Bick in eine der zahlreichen Programmzeitschriften läßt innerhalb kürzester Zeit die Frage aufkommen von welcher Qualität Bellut wohl sprechen mag? Meint er die immer wieder nach gleichem Schemata ablaufenden Krimis, die besonders das ZDF, scheinbar immer mit dem gleichen Drehbuch wie am Fließband produziert oder die Schmonzetten der ARD, die wöchentlich mindestens einmal zur Hauptsendezeit mit den Groschenheften und der Yellowpress konkurrieren, die Magazinsendungen, die auf 30 Minuten zusammengestrichen, am späten Abend zu einer Zeit gesendet werden, zu der der normale Arbeitnehmer bereits im Bett liegt um seiner Pflicht zur Wiederherstellung seiner Arbeitskraft nachzukommen? Oder meint Bellut gar die Nachrichtensendungen, die uns angeblich über das Weltgeschehen informieren sollen, die aber zu einer Art Hofberichterstattung verkommen, ein Sprachrohr unserer Politikerinnen und Politiker geworden sind und die sich fast ausschliesslich mit Deutschland, Europa und den USA befassen, während der größte Teil der Menschheit in Afrika , Südamerika und Asien darin überhaupt nicht vorkommt?

 Oder sind es Beiträge wie der von Markus Sambale im Deutschlandfunk
"Russland als WM-Gastgeber 2018 - Die Begeisterung ist abgekühlt",
dessen brennende Aktualität und thematisch hohe Brisanz dem hoch verehrten Publikum schon nach dem Studium der Überschrift jegliches Interesse raubt.

 Solch ein Beitrag, völlig frei von Fakten, ohne auch nur den geringsten Anspruch an Aktualität, weder Bericht, noch Kommentar läßt die Rezipienten völlig ratlos zurück: "Was will uns der Künstler (Markus Sambale) mit diesem Werk sagen?"

 2095 Zeichen oder 313 Worte lang quält das festangestellte und mit Pensionsanspruch ausgestattete Crewmitglied des Hörfunkstudios der ARD in Moskau die Leser auf der Seite des Deutschlandfunks unter der Rubrik "Sport am Wochenende" mit einer Art Rückschau auf die Fußball-Weltmeisterschaft im Sommer in Russland. Was das Ganze mit dem Sportgeschehen des Wochenendes zu tun haben soll wird wohl für immer das gut gehütete Geheimnis des Autors und des Deutschlandfunks bleiben.

 Diese Fußball-Weltmeisterschaft, die ein buntes weltoffenes Russland zeigte, ist den Nato-Propagandisten wohl noch knapp sechs Monate nach der Abschlussfeier am 15. Juli ein solcher Dorn im Auge oder nach belieben auch, Stachel im Herzen, dass der Deutschlandfunk am letzten Wochenende des Jahres sich noch einmal wertend mit dem Schnee von vorgestern auseinandersetzen mußte.

 Zu herb war die Enttäuschung gewesen. Monatelang hatten die verschiedenen Protagonisten versucht, den Russen die fest zugesagte Fußball-WM wieder zu entreißen. Als das nicht gelang wurden dunkelste Prophezeihungen in die Welt gesetzt. Russische Hooligans würden das Leben eines jeden Fans gefährden, schwule Besucher der Spiele liefen Gefahr in Haft genommen zu werden und bis an ihr trauriges Lebensende in russischen Kerkern verotten, Putin würde selbst die kleinste Gelegenheit nutzen, den Fans mit ewig währenden Propagandareden auf die Nerven gehen. Und überhaupt erwarte die ausländischen Gäste eine trübe, graue, von Tristess geprägte Veranstaltung, während der ein Kontakt mit der einheimischen Bevölkerung unmöglich gemacht werde, weil diese entweder hinter Gittern sitze oder unter Androhung von Gewalt davon abgehalten werde, ihre winzigen, dunklen, kalten, unfreundlichen Wohnhöhlen zu verlassen.

 Aber dann war alles ganz anders: Putin wurde nur ganz selten und wenn, dann als schweigender Zuschauer, in den Stadien gesehen, sodaß westlich Kommentatoren schon einen Putsch hinter den dicken Mauern des Kremls vermuteten. Es bedurfte einiger Anstrengungen, den Kreml-Astrologen in der westlichen Presse beizubringen, dass ihr schöner Traum von einem entmachteten Putin nichts weiter als Hirngespinste waren.

 Die Menschen in Russland waren freundlich, liebenswürdig, weltoffen und ganz und gar nicht so, wie man sich die finsteren Exkommunisten vorgestellt hatte. So entwickelte sich ein fröhliches Fußballfest.
"Und auch die Touristen aus aller Welt sorgten für ein buntes und fröhliches Fußballfest in Moskau und zehn weiteren Spielorten."
 Was an jedem anderen Ort der Welt die Jourmalisten in blankes Verzücken über "die friedlich feiernden Fans aus aller Welt" oder die "völkerverbindende Funktion des Sports" versetzen würde, das diente in Russland einzig und allein dem Fürsten der Finsternis:
"Zur Freude von Wladimir Putin".
Was gab es sonst neues an diesem letzten Sportwochennede des Jahres 2018?
"...einen Politikwechsel (in Russland) gab es nicht. Putins Kurs gegenüber dem Westen ist unverändert, die internationalen Krisen sind geblieben." 
  Fehlt noch der in deutschen Medien allgegenwärtige "Sportkamerad" Alexej Nawalny. Dieser gab einmal mehr in seiner Spezialdisziplin, Dummschwätzen, ein weiteres Zeugnis dafür ab, dass sich die Investitionen für seine Sponsoren - die zu einhundert Prozent von der US-Regierung finanzierte National Endowment for Democracy (NED) und George Soros "Open Society" - trefflich auszahlen.
"Es ist uns jetzt klar, wie gut die WM von den Machthabern auch innenpolitisch genutzt wurde. Die Anhebung des Rentenalters und die Erhöhung der Mehrwertsteuer wurden ausgerechnet am Eröffnungstag der WM angekündigt, um die Themen zu verstecken und eine Welle der Empörung zu vermeiden."
 Es klingt ein wenig wie das verzweifelte pfeifen im duklen Keller wenn Sambale ergänzend hinzufügt:
"Inzwischen hat sich der Unmut in der Bevölkerung trotzdem vergrößert. Wladimir Putins Popularität hat wegen der Rentenreform gelitten."
 Tief gesunken ist die angeblich liberale Opposition in Russland, die vorgab auf dem weißen Pferd der Bürgergesellschaft daherzukommen und die doch nur seit etlichen Jahren von den bisher einzig nennenswerten Protesten gegen die Wahlen 2011 und 2012 zehren, wenn sie sich jetzt auf den "Unmut in der Bevölkerung"über so profane Dinge wie "Anhebung des Rentenalters" und "Erhöhung der Mehrwertsteuer" kapriziert. Übrigens beides Allheilmittel aus dem Rezeptbuch der Neoliberalen Reformer, für die eben diese Vertreter der Liberalen Opposition in Russland stehen.

 Putins "gelittene Popularität" läßt sich gut an ein paar Zahlen sichtbar machen. Laut einer Umfrage, des immer wieder als unabhängig bezeichneten russischen Meinungsforschungsinstituts Levada vom Oktober 2018 liegt die Zustimmung für den Präsidenten bei 66 %, die beste je von Nawalny, dem "Oppositionsführer", erreichte Quote lag bei 2 %. Das ist, wie jeder leicht errechnen kann ein dreiunddreißigstel des Wertes für Putin.

 Die deutsche Kanzlerin kam im gleichen Zeitraum, also im Oktober 2018 nach einer Umfrage noch auf 47 %, das sind 19 % weniger als Putin. In einer Umfrage im November waren gar 62,2 % der Deutschen der Meinung, Merkel solle Anfang 2019 von ihrem Amt als Bundeskanzlerin zugunsten der neuen CDU-Parteichefin zurücktreten.

 Manipulation bedarf der ständigen Wiederholung. So diente auch dieser völlig aus dem Kontext der Ereignisse fallende Text einfach nur dem einzigen Zweck, die immer gleichen Anwürfe, Falschinformationen und Ressentiments, in einer Zeit, die nichts Neues hergibt für das im Mainstream so beliebte Russlandbashing, lebendig und in Erinnerung halten.

 Wie es funktioniert, einen bestimmten Spin am Leben zu erhalten und wie mit so einem Dreh jede unliebsame Diskussion mühelos abgewürgt werden kann, dass war wieder einmal am Wochenende zu beobachten. Ein in der Terminologie sicher diskutierbarer Tweet der Bewegung "Aufstehen", der sich in die Diskussion um die Anhebung des Rundfunkbeitrages einschaltete, wurde mit dem Verweis auf ähnliche Verlautbarungen der AFD rigoros niedergebrüllt, ohne auch nur sich ansatzweise mit der Problematik zu befassen. "Spiegel online" gab die Richtung vor:
"Polemik gegen Öffentlich-Rechtliche - Wagenknecht-Bewegung wettert gegen 'Regierungsrundfunk' - Die "Aufstehen"-Bewegung der Linken-Fraktionschefin Wagenknecht polemisiert gegen ARD und ZDF - und ähnelt in ihrer populistischen Wortwahl der AfD."
Im folgenden brach dann ein wahrer Shitstorm über die Seite von "Aufstehen" los, der die Bewegung und die Frontfrau Sarah Wagenknecht fast ausnahmslos in die Nähe der AFD drängte und sich so jeglicher an der Sache orientierter Diskussion entzog. Hetze statt Dialog, ein Vorwurf, den die Journaille gern ihren Kritikern macht wird kritiklos akzeptiert, wenn die Hetze sich aus der Berichterstattung des Mainstreams rekrutiert.

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