Michael Thumann sitzt in seinem Büro in der Redaktion der Zeit. Es ist gegen Mittag. Thumann muss noch etwas fabrizieren für das Online-Portal, der mit stark sinkenden Auflagen kämpfenden Wochenzeitschrift. Thumann döst vor sich hin. Die flirrende Hitze des Sommers bleibt dank einer gut funktionierenden Klimaanlage zwar draussen vor den getönten Scheiben seines Büros, aber allein dieser eintönige Summton und das Bild der flimmernden Luft, draussen, lässt Thuman kurz wegnicken, anders kann man sich die einleitenden Zeilen zu seinem Artikel:
Er lebt noch in der Welt des in den 70er- und 80er- Jahren und des von den Mainzelmännchen ausgestrahlten ZDF-Magazins mit Moderator Richard Löwenthal. Bedauern spricht aus den Zeilen, die ein so unsanft aus dem Büroschlaf gerissener Zeitredakteur in seinen Laptop hämmert:
Ein kleines Bonmot am Rande: Die unscharfen Fotos sind inzwischen mehr ein Mittel der westlichen Propaganda. Den deutschen Hanns-Joachim-Friedrichspreis in diesem Jahr erhalten die Couchdetektive von Bellingcat. Diese Internetplattform arbeitet ausschliesslich mit unscharfen Fotos.
Tief beeindruckt steht der kleine Michael T. mit dem Haarkranz um die hohe etwas nach hinten verschoben Stirn auf dem Subowski-Boulevard in Moskau vor dem Gebäude der Rossija segodnja.
Propaganda zielt immer zuerst auf die eigene Klientel. Durch solch' plumpen Märchengeschichten, wie sie uns Michael Thumann und seine Kumpane erzählen, wird kein Mensch in Russland seine Meinung ändern und den Westen, speziell die USA, die NATO und die EU als die Heilsbringer anerkennen, für die sie sich selbst halten. Wenn Thumann hier die Effektivität der russischen Propaganda, die es ohne Zweifel gibt, bewundert und gleichzeitig beklagt, dann geht es nicht darum möglichst viele Russen für die "westlichen Werte" zu begeistern, indem er ihnen ihre eigene düstere Seite vorführt, sondern Thumann will hier bei uns die Reihen schliessen. Es gilt in Deutschland Angst zu schüren, vor dem ewigen Russen.
Thumann kommt gar nicht auf den Gedanken, dass es dass Großmachtgehabe der deutschen Kanzlerin ist, die 70 Jahre nach dem Krieg meint sich in die russische Innenpolitik einmischen zu können, die glaubt das kleine Deutschland könne 70 Jahre nach dem grossen Schlachten wieder auftreten als habe es den Krieg gewonnen.
Thumann kommt nicht auf die Idee, dass Deutschland zu den Nationen gehört, die einer aggressive Einkreisungspolitik Russlands aktiv betreiben.
Er kommt nicht auf die Idee, dass das russische Volk in seiner Mehrheit, die Sanktionen des Westens gegen Russland als dass sieht was sie sind: Ein feindlicher Akt gegen die dort lebenden Menschen.
Thumann kommt auch nicht auf die Idee, dass es vielleicht auch seine eigene ständige Hetze ist, die die russische Bevölkerung zu der Überzeugung gebracht hat, Deutschland verhalte sich Russland gegenüber nicht mehr als Freund sondern als Feind. Man möchte ihm seinen eigenen Satz zurückgeben:
"Und ... Action!"nicht erklären.
"In tiefschwarzer Nacht leuchten Scheinwerfer auf. Dröhnend landet ein Helikopter. Schwarze Stiefel pressen ihr Profil in den feuchten Sand, Soldaten halten Kalaschnikows im Anschlag. Gepanzerte Limousinen fahren vor: Darin bringen russische Spezialeinsatztruppen den gestürzten ukrainischen Präsidenten Janukowitsch und dessen Familie in Sicherheit".Thumann schlägt bös' mit dem kahlen Schädel auf die Schreibtischkante auf . Eine Beule bildet sich an seiner Stirn. Wieder einer dieser hinterhältigen Angriffe der russischen Propaganda auf einen freien Journalisten der freien Welt.
"In der Hauptrolle: ein drahtiger Putin, der erst Janukowitsch rettet, dann die Krim und dann den Weltfrieden."Satire ist eindeutig nicht Thumanns Stärke.
Er lebt noch in der Welt des in den 70er- und 80er- Jahren und des von den Mainzelmännchen ausgestrahlten ZDF-Magazins mit Moderator Richard Löwenthal. Bedauern spricht aus den Zeilen, die ein so unsanft aus dem Büroschlaf gerissener Zeitredakteur in seinen Laptop hämmert:
"So sieht russische Propaganda heute aus. Nicht wie ein sowjetisches Schwarz-Weiß-Plakat, auf dem kleine Mädchen Stalin Blumen überreichen. Nicht wie ein gusseiserner Lenin mit Bronzekäppi vor dem lokalen Museum. Nicht wie die alte Prawda mit schnell löslicher Druckerschwärze und unscharfen Fotos von der Leonid-Breschnew-Kolchose. Russische Propaganda von heute ist cool, jung und ultramodern. Sie arbeitet mit Laptop, Smartphone, Twitter und Instagram."Da sieht man's mal wieder: Der Russe, wendig und verschlagen:
"Vor zwei Jahren verkündete der russische Generalstabschef Walerij Gerassimow eine neue Doktrin. Kriege und Konflikte der Gegenwart hätten "überfallartigen Charakter". Russland müsse künftig neben militärischen auch "nicht militärische Mittel" einsetzen: diplomatische, wirtschaftliche, mediale."Thumann fühlt sich bedroht, an die Wand gestellt:
"Das sind die neuen Waffen im hybriden Krieg."Was waren das doch für schöne Zeiten, damals, als man Panzer zählte, Atomsprengköpfe und Atom-U-Boote, um den Bösen einwandfrei jenseits, östlich der Elbe verorten zu können. Damals, als der Iwan noch sein Unwesen trieb, unterstützt von deutschen Vaterlandsverrätern und Kommunisten im "anderen Teil Deutschlands", so nannten die damaligen Kriegstreiber die DDR:
"Im 20. Jahrhundert waren die Sowjets hochgerüstet. Es war wichtig, welche Armee gewinnt."Dagegen heute:
"Heute, im 21. Jahrhundert, ist ebenso wichtig, wessen Erzählung gewinnt, welche Story sich durchsetzt."Thumanns Welt der geordneten Propaganda, hier der gewitzte, clevere, freundliche Mensch des Westens, der überall dort wo er auftaucht Frieden Demokratie, Menschenrechte und Wohlstand bringt und dort der dumme, tumbe, kaum des Schreibens und Lesens fähige Untermensch, der Russe, gerät zusehends durcheinander. Plötzlich erkennt er mitten im düsteren, finstern Russland Strukturen der modernen neoliberalen Arbeitswelt des Westens. So wie man sie kennt von den Ausbeutern im US-Amerikanischen Siliconvalley oder in den jungen Start-ups, wo alle Mitarbeiter ihr Ego an der digital überwachten Pforte abgeben um sich zehn, zwölf oder mehr Stunden am Tag für die namenlosen Investoren abzurackern, ohne zu merken wie sehr sie ausgenommen werden.
"So sieht russische Propaganda heute aus. Nicht wie ein sowjetisches Schwarz-Weiß-Plakat, auf dem kleine Mädchen Stalin Blumen überreichen. Nicht wie ein gusseiserner Lenin mit Bronzekäppi vor dem lokalen Museum. Nicht wie die alte Prawda mit schnell löslicher Druckerschwärze und unscharfen Fotos von der Leonid-Breschnew-Kolchose. Russische Propaganda von heute ist cool, jung und ultramodern. Sie arbeitet mit Laptop, Smartphone, Twitter und Instagram."Da sieh mal einer an, der Russe nutzt der doch glattweg unseren schönen elektronischen Spielereien statt der "schnell löslichen Druckerschwärze" und den "unscharfen Fotos" der alten Sowjetunion.
Ein kleines Bonmot am Rande: Die unscharfen Fotos sind inzwischen mehr ein Mittel der westlichen Propaganda. Den deutschen Hanns-Joachim-Friedrichspreis in diesem Jahr erhalten die Couchdetektive von Bellingcat. Diese Internetplattform arbeitet ausschliesslich mit unscharfen Fotos.
Tief beeindruckt steht der kleine Michael T. mit dem Haarkranz um die hohe etwas nach hinten verschoben Stirn auf dem Subowski-Boulevard in Moskau vor dem Gebäude der Rossija segodnja.
"Ein grauer Betonklotz"zieht sich
"über einen halben Kilometer hin. Hier liegt das Hauptquartier der Informationskrieger".Thuman liebt es im Krieg zu sein. Wenn es ihm bis jetzt auch noch nicht gelungen ist, einen richtigen, einen heissen Krieg mit schön vielen toten Russen anzuzetteln, so will er wenigsten in einem Informationskrieg seine heilige Pflicht tun. So strotzt denn auch sein Artikel von Kriegsterminologie:
"...die neuen Waffen im hybriden Krieg, ...wähnt sich im Krieg mit dem Westen – die staatstreuen Journalisten führen also einen "Informationskrieg, ...Hauptquartier der Informationskrieger, ...Cyber-Soldaten des russischen Informationskriegs ...drei Prozent der Russen (sehen) Deutschland als Feindesland …schossen Sputnik und RT wie ein Katjuscha-Raketenwerfer"Irgendwie widerlegt sich Thumann dann aber selbst:
"ein Mitarbeiter von "Russland heute" unterschreibt die Zugangskarte."Was für ein "Hauptquartier der Informationskrieger" ist denn dass, in dem man einen Hetzer der Gegenseite wie Thumann einer ist, mit einer Zugangskarte ausstattet? Allerdings profitieren die Leser von "Zeit-online" von der unerwarteten Glasnost. Sie erfahren nämlich, wie hintertrieben der Russe mit Mitteln der im Westen immer proklamierten aber nie praktizierten Mitarbeiterführung, die "Informationskrieger bei der Stange hält:
"So abweisend-trutzig das Gebäude von außen wirkt, so offen ist es von innen. Die Türen sind aus Glas. Ein riesiger Newsroom öffnet sich, zwischen weißen Schreibtischen gedeihen Pflanzen, unter der Decke laufen Nachrichten auf einem Digitalband wie in der CNN-Zentrale in Atlanta. Die Wände sind weiß lackiert. Die Glastüren muss niemand berühren, sie öffnen sich, wenn man die Akkreditierung an einen Kartenleser hält.Wir wundern uns. Wollte "Zeit-online" uns doch noch vor ein paar Wochen weismachen, wie unmenschlich die Arbeitsbedingungen in der sogenannten St. Petersburger "Trollfabrik" seien. Daria Sukharchuk schrieb am 9. Juli auf "Zeit-online":
Im siebten Stock ist ein Fitnessstudio. "Man muss auch mal Pause machen von der Ukraine", scherzt jemand. Wer Hunger hat, nimmt Platz in schicken Cafés, mittags in der Trattoria wählt man zwischen Risotto ai funghi und dem Thunfisch-Carpaccio. Soljanka-Suppe mit trocken Brot, das war gestern."
"Soschnikow (ein Journalist, der sich undercover dort eingeschlichen haben wollte) arbeitete einen Tag lang im düsteren Untergeschoss eines Hauses am Rande von St. Petersburg."Und Sukharchuk zitiert Ludmila Sawtschuk, die zunächst nur des Geldes wegen bei der Trollfabrik angeheuert haben will, aber im Laufe der Zeit, in der sie durch alle westlichen Medien getrieben wurde, zur Umweltaktivistin gerierte:
"Sie musste jeden Tag zwölf Stunden arbeiten, alle zwei Tage hatte sie frei. Zuspätkommen war nicht erlaubt und wurde schon bei wenigen Minuten mit Gehaltsabzug bestraft, ebenso wie selbst kleine Fehler in einem Blogpost oder einem Internetkommentar. Bei mehreren Fehlern drohte der Rausschmiss. "Die Atmosphäre ist sehr hart", berichtet Sawtschuk. Es gebe eine strenge Hierarchie. "Stellen Sie sich erwachsene Menschen vor, die weinend auf die Toilette rennen."Warum dieser ganze Zinnober? Warum dieser Aufwand, diese Mühsal die Propagandalügen so zu koordinieren, dass nicht jedem deppen Bildzeitungs- oder Zeitleser auffällt, dass hier dreist gelogen, Geschichtchen erfunden werden von Michael Thumann, Benjamin Bidder oder Goldneh Atai?
Propaganda zielt immer zuerst auf die eigene Klientel. Durch solch' plumpen Märchengeschichten, wie sie uns Michael Thumann und seine Kumpane erzählen, wird kein Mensch in Russland seine Meinung ändern und den Westen, speziell die USA, die NATO und die EU als die Heilsbringer anerkennen, für die sie sich selbst halten. Wenn Thumann hier die Effektivität der russischen Propaganda, die es ohne Zweifel gibt, bewundert und gleichzeitig beklagt, dann geht es nicht darum möglichst viele Russen für die "westlichen Werte" zu begeistern, indem er ihnen ihre eigene düstere Seite vorführt, sondern Thumann will hier bei uns die Reihen schliessen. Es gilt in Deutschland Angst zu schüren, vor dem ewigen Russen.
"Der bedrückendste Erfolg gelang Russlands Propagandafabriken im Fall Deutschland. Die Bundesrepublik gehörte viele Jahre lang zu den beliebtesten Ländern in Russland. Doch zahllose Filme über den Zweiten Weltkrieg, die Denunzierung Merkels als "Puppe der USA", die Berichte über das heutige "faschistische" Deutschland genügten, um das umzukehren. Nach Umfragen des Lewada-Instituts sahen 2013 kaum drei Prozent der Russen Deutschland als Feindesland. Heute sind es fast 20 Prozent. Als Freund sehen Deutschland nur noch zwei Prozent der Russen an." So schürt man Völkerhass."Es ist die alte Masche, die schon unter Kaiser Wilhelm dem Zweiten und unter den Nazis fruchtete und die die Deutschen in zwei unsinnige, grausame Kriege trieb, mit Millionen von Opfern: Deutschland, die Deutschen, Opfer feindlicher Aggression, die sich nur durch einen gewaltsamen Befreiungsschlag vor der vollständigen Unterjochung durch die Russen befreien können. Den russischen Horden wird durch ihre Führung eingeredet, so Thumann, Deutschland, die Deutschen seien ihre Feinde.
Thumann kommt gar nicht auf den Gedanken, dass es dass Großmachtgehabe der deutschen Kanzlerin ist, die 70 Jahre nach dem Krieg meint sich in die russische Innenpolitik einmischen zu können, die glaubt das kleine Deutschland könne 70 Jahre nach dem grossen Schlachten wieder auftreten als habe es den Krieg gewonnen.
Thumann kommt nicht auf die Idee, dass Deutschland zu den Nationen gehört, die einer aggressive Einkreisungspolitik Russlands aktiv betreiben.
Er kommt nicht auf die Idee, dass das russische Volk in seiner Mehrheit, die Sanktionen des Westens gegen Russland als dass sieht was sie sind: Ein feindlicher Akt gegen die dort lebenden Menschen.
Thumann kommt auch nicht auf die Idee, dass es vielleicht auch seine eigene ständige Hetze ist, die die russische Bevölkerung zu der Überzeugung gebracht hat, Deutschland verhalte sich Russland gegenüber nicht mehr als Freund sondern als Feind. Man möchte ihm seinen eigenen Satz zurückgeben:
"So schürt man Völkerhass."