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Andreas Petzold, Herausgeber des "Stern" und Meister der verdrehten Tatsachen

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 Andreas Petzold ist Herausgeber des "Stern", man erinnert sich, die Zeitschrift die einst ein grosses Gewicht hatte in der deutschen Gesellschaft, eine Stimme die gehört wurde. Lang, lang ist's her. Lag die verkaufte Auflage in 1998 noch bei über 1,1 Mio Exemplaren, so wurden im letzten Quartal 2015 nur noch 725.000 an die Leserinnen und Leser gebracht. Allein im Vergleich zu 2014 nahm die verkaufte Auflage um 6% ab. Ein gerüttelt Mass Mitschuld an diesem Verfall hat auch Petzold, der immerhin von 1999 bis 2013 Co-Chefredakteur des Bilderblattes war.

 Irgendetwas muss den Deutschen missfallen haben an dem Blatt, dem dereinst einmal nachgesagt wurde, es habe zusammen mit dem Spiegel Willy Brandt zum Kanzler der Bundesrepublik gemacht, weil es sich unter anderem sehr stark für die Ostpolitik Brandts und dem Ausgleich mit der damaligen Sowjetunion stark gemacht hatte. Von der liberalen Grundeinstellung des Stern ist heute nicht mehr allzuviel übriggeblieben. Heute herrscht wie bei fast allen anderen Presseerzeugnissen die stramme Gesinnung über Liberalität und Verstand.

 Einen überzeugenden Beweis für diese These lieferte Andreas Petzold auf Stern.de am heutigen Dienstag.
"Wladimir Putin - der selbstgerechte Aggressor",
hat Petzold sein Elaborat überschrieben. Petzold verweigert in diesem Artikel jeden Bezug zur Wahrheit und zur Realität. Eine Hetze, die völlig auf Tatsachen verzichtet und die nur darauf gerichtet ist, Hass zu schüren. Dabei sollte Petzold es doch besser wissen. Er sollte wissen, dass das schüren von Emotionen, unsachliche Berichterstattung und die persönliche Verunglimpfung, Petzold spricht im Zusammenhang mit Putin vom
"kleinen, breitschultrigen Kreml-Zaren",
hinführt zu Nationalismus, Rechtspopulismus und schliesslich Faschismus. Schliesslich ist er sehr engagiert im Kampf gegen rechte Gewalt. Aber wenn es um Putin geht, dann gerät in deutschen Journalistenhirnen zur Zeit so einiges durcheinander. So beginnt Petzold seinen Artikel mit der Aussage:
"Wladimir Putin lässt in Syrien Dörfer und Städte einäschern, der Terrorismusvorwurf dient ihm als pauschale Rechtfertigung. Damit verhöhnt der russische Präsident das Völkerrecht und den Zivilisationsgedanken."
 Da fällt dem aufmerksamen Leser doch umgehend die Frage ein, woher Petzold die Informationen hat, die ihn zu der Aussage verleiten, Putin lasse in Syrien Dörfer und Städte einäschern? Ist er selbst vor Ort gewesen? Hat er sichere, objektive Quellen?

 Soweit mir bekannt ist hat weder der Stern, noch irgendein anderes deutsches Medium eigene Korrespondenten vor Ort. Er bezieht sein Wissen also ausschliesslich aus Quellen, die selbst in dem Konflikt involviert sind. Die Aussage, dass russische Kampfflugzeuge ihre Bomben auf zivile Ziele werfen, ist also keineswegs gesichert. Petzold serviert sie aber als Tatsache. Selbst den so gern gebrauchten Hinweis, dass die Nachricht von der und der Quelle stamme und nicht nachgeprüft werden könne, spart er sich. Für ihn ist Kriegspropaganda die Ausgeburt von Realität und Wahrheit. Das glaubt er natürlich nicht selbst, das will er nur seinen Lesern einreden. Die sollen nicht wissen, die sollen glauben.

 Wenn Petzold sich dazu versteigt, Putin verhöhne das Völkerrecht, frage ich mich, ob er die letzten fünf Jahre im Tiefschlaf verbracht hat. Anscheinend will er uns weismachen, Putin habe den Krieg in Syrien leichtfertig vom Zaun gebrochen. Wer aber nur ein kleinwenig Erinnerungsvermögen hat, der weiss, dass die Regime-Changer in den sogenannten westlichen Civilgesellschaften, das was man gemeinhin fälschlicherweise als den "Arabischen Frühling" bezeichnet, nach Syrien getragen haben. Was aber in Tunesien und zu Anfang auch in Libyen und Ägypten, bis es in beiden Ländern in einer Katastrophe endete, nach einem Erfolg aussah, funktionierte in Syrien vom ersten Tag an, nicht.

 Was Anfang März 2011 mit den Demonstrationen der Eltern von Jugendlichen, die wegen Wandschmierereien verhaftet worden waren, in der Stadt Daraa begann, mündete sehr schnell in Gewalt. Anders als in Tunesien und Ägypten war in Syrien ein Großteil der Bevölkerung durchaus mit ihrem Leben zufrieden. Wenn in ihrem Land auch keine Demokratie herrschte, so ging es den meisten Syrern doch verhälnismässig gut. Die Menschen lebten zwar nicht im Luxus, aber sie hatten satt zu essen, es gab eine erstaunlich gute, kostenlose medizinische Versorgung und die überwiegende Zahl der Syrer konnte lesen und schreiben. Syrien war ein säkularer Staat. Frauen und Männer waren, zumindest vor dem Gesetz, gleichberechtigt.

 Immer wieder angefacht wurden die Proteste, die auch Ausdruck der Unzufriedenheit mit den Ergebnissen der neoliberalen Wirtschaftsreformen waren, die Syrien vom IWF aufgezwungen wurden, von der Muslimbruderschaft und von den westlichen Demokratien, vor allen Dingen Frankreich, Großbritannien, den USA und Deutschland, deren Forderungen schon bald in dem Ultimatum "Assad muss weg" gipfelten. Alle Bemühungen, den Konflikt in Syrien friedlich beizulegen, scheiterten letzten Endes an dieser Maximalforderung. Sehr schnell wurden die Auseinandersetzungen immer gewalttätiger und entwickelten sich zu einem Stellvertreterkrieg. Befeuert wurde das Gemetzel von Geld und Waffenlieferungen aus den Golfstaaten, vornehmlich Saudi-Arabien und Quatar und den USA, Frankreich, Großbritannien und der Türkei auf der einen Seite, und dem Iran auf der anderen.

 Wer hat hier nun über Jahre hinweg das Völkerrecht verhöhnt? Die eklatanteste Verletzung des Völkerrechts ist es wohl, ein Land mit Krieg zu überziehen, weil die Führung nicht mehr passt. Halten wir fest, nicht Assad, nicht Putin haben die Aggression begonnen, haben ein anderes Land überfallen, es waren der Westen und die sunnitischen Golfstaaten, die in Syrien einen gewaltsamen Regime-Change herbeiführen wollten, egal zu welchem Preis.

 Ebenso verhält es sich bei dem Bobardement syrischen Gebietes. Die USA, Großbritannien, Frankreich, die Bundesrepublik Deutschland und alle anderen Mitglieder der Koalition der Willigen missachten mit jedem ihrer Flüge die Souveränität Syriens. Die einzige ausländische Macht, die dort nicht das Völkerrecht verletzt ist Russland, denn das wurde von der rechtmässigen Regierung Syriens zu Hilfe gerufen. Petzold hat die Tatsachen mal eben in ihr Gegenteil verkehrt.

 So als habe es den völkerrechtswidrigen Krieg der USA und der EU gegen das kleine Serbien, den Überfall auf Afghanistan den Irak und Libyen nicht gegeben, schreibt Petzold:
"Terrorismus ist für Moskaus Propaganda ein echter Glücksfall. Er dient als pauschale Rechtfertigungs-Rhetorik für jede Art von gewaltsamem Vorgehen, das eigentlich das Völkerrecht und den Zivilisationsgedanken verhöhnt."
  War es nicht der deutsche Verteidigungsminister Scharping, der den "Hufeisenplan" Serbiens erfunden hat, um über das kleine Land auf dem Balkan herzufallen, war es nicht der US-amerikanische Präsident George W. Bush, der alle Angebote Afghanistans, Osama Bin Laden auszuliefern in den Wind schlug und das zentralasiatische Land mit einem Teppich von Bomben überzog und einem Krieg der nun schon bald 14 Jahre andauert? Und war es nicht der gleiche amerikanische Präsident, der die UNO anlog und dem irakischen Präsidenten Saddam Hussein unterstellte, er habe Chemiewaffen in seinem Besitz und unterstütze die Terrororganisation AL Khaida? War es nicht der Westen, der von der UN eine Flugverbotszone über Libyen erpresste, weil angeblich Präsident Gaddafi plane, an seinem Volk Völkermord zu begehen? Ist es nicht der US-amerikansiche Präsident und Friedensnobelpreisträger Obama, der ohne Rechtfertigung und ohne Rücksicht auf die Zivilbevölkerung einen Drohnenkrieg gegen Afghanistan, Pakistan, den Sudan und viele weitere islamische Staaten führt?

 Wem dient der Terrorrismus nun als "pauschale Rechtfertigungs-Rhetorik für jede Art von gewaltsamen Vorgehen"?

 Einmal so losgelöst von der Wahrheit, von allen Fakten, polemisiert Petzold gegen Putin, als bereite er einen Krieg gegen Russland vor nach dem Muster Libyens und Syriens. Zunächst wird Putin zu einem Diktator neroschen Ausmasses hochstilisiert. Der Vergleich mit Hitler ist unerlässlich, hatten wir schon bei Serbiens Milosewitsch, bei Iraks Hussein, bei Libyens Gaddafi und bei Syriens Assad nun muss sich auch Putin diesen unerträglichen Vergleich gefallen lassen:
"Die "Heim-ins-Reich"-Diktion hat er sich vermutlich von Hitler abgeguckt und schon sehr erfolgreich in der Krim und Ost-Ukraine umgesetzt."
 Von da bis hin zur Forderung man müsse das russische Volk vom "Despoten Wladimir Putin" befreien ist es dann nur noch ein kleiner Schritt:
"Denn dann trübt sich der nüchterne Blick, packt einen der heilige Zorn, kocht der Furor hoch über diesen selbstgerechten Aggressor, dessen Panzer in der Ost-Ukraine über Leichen rollen, der syrische Dörfer und Städte gnadenlos einäschern lässt und das Abschlachten von Menschen achselzuckend wegsteckt."
 Jetzt heisst es nur noch einen Volksaufstand geschickt einzufädeln, dessen an amerikanischen Eliteuniversitäten auf den rechten Pfad des Neoliberalismus getrimmte Anführer, alsbald den Westen um Hilfe anbetteln, und schon werden Bomber, Raketen und Drohnen in Richtung Moskau in Marsch gesetzt. Mit einem wie Putin spricht man nicht. Den stellt man an die Wand und knallt ihn ab, so wie Gaddafi und Hussein:
"Und während man das so denkt, sieht man Horst Seehofer und dem wiederauferstandenen Edi Stoiber zu, wie sie als Clowns in Putins Manege auftreten."
 Alles durfte sich der Seehofer Horst erlauben. Er hatte fast schon Narrenfreiheit - aber wie das so mit Narren ist, wenn sie das letzte Tabu gebrochen haben, dann baumeln sie irgendwann am nächsten Laternenpfahl. Fährt der doch zum Putin, verhandelt mit ihm, gibt ihm gar die Hand:
"Dabei führt dieser Mann das verlogenste Regime an, dass es im 21. Jahrhundert gibt."
 Das wird den kleinen Kim Yong Un in Nordkorea aber freuen, dass er nun mit Putin den Platz getauscht hat. Nicht die Diktatur in Saudi-Arabien, die Dieben die Hand abhackt und Ehebrecherinnen zu Tode steinigt, nicht die Schlächter von Khatar, die Diktatoren von Usbekistan und Kasachstan, die Scheichs von Kuweit, den Vereinigten Emiraten, nicht Ägyptens mordende Militärdiktatur sind die verlogensten Regime des 21. Jahrhunderts. - Der Preis gebührt der Russischen Föderation.

 Und noch einen teuflischen Plan des Hitlerimitators Putin offebart uns Petzold. Er klärt uns auf darüber, dass es nicht etwa die Kriegstreiber in den USA und der EU sind, sondern dass es der
"Gottvater im Kreml ist, der die Flüchtlinge übers Mittelmeer treibt",
Flüchtlinge, die bei Petzold schnell schon mal zum
"Fallout"
werden.
"Fallout seiner (Putins) entgrenzten Willkür und Gewaltherrschaft"
mutieren die
"Frauen, Kinder und Gebrechliche. Nach Putins Lesart allesamt Terroristen",
 die der Kremlherr nutzt
"um die EU in die Knie zu zwingen."
 Den Leser dieses unsäglichen Geschmieres lässt Petzold damit allerdings mit der drängenden Frage zurück: Was ist das für ein Europa mit seinen über 500 Mio. Einwohnern, diese zweitgrösste Wirtschaftsmacht der Welt mit ihren hehren Werten wie Demokratie, Menschenrechten und der so viel gepriesenen Zivilgesellschaft, die sich von einem Diktator, einem Despoten aus Moskau
"gestützt von einer liebedienerischen Minister-Clique und einer unterwürfigen Duma",
in die Knie zwingen lässt? Ist dieses Europa nicht schon längst auf den Knien, zumindest vor den USA, oder liegt es bereits auf dem Rücken? Mausetot, - bereit und würdig, endgültig zu Grabe getragen zu werden?

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