Quantcast
Channel: Spiegelkabinett
Viewing all 261 articles
Browse latest View live

ARD-Weltspiegel sendet Propaganda-Filmmaterial, gedreht von islamistischem Aktivisten

$
0
0
 Ute Brucker macht die Anmoderation in der Sendung des ARD-Weltspiegel vom 8. Mai zu einem Bericht von ARD-Korrespondent und Leiter des Studios in Kairo, Volker Schwenck, "Aleppo: Leben unter Bomben"
"Es gibt Momente, in denen bin ich absolut dankbar, dass Menschen auch in höchster Gefahr für den Weltspiegel Reportagen drehen."
Wem ist Ute Brucker aber so dankbar:
"Der syrische Aktivist und Kameramann Fadi Alhalabi hat in den letzten Tagen für uns im nordsyrischen Aleppo gefilmt."
 Unsere nächste Frage liegt auf der Hand: Wer ist dieser "Aktivist und Kameramann Fadi Alhalabi"? Ein Blick auf die Seite Fadi Alhalabis bei You Tube zeigt, dass der jetzt hauptsächlich für den Sender aus Quatar, Al Jazeera, arbeitende Mann, bis vor zwei Jahren fast ausschliesslich in Diensten der Al-Tawhid Brigade stand. Die Al-Tawhid Brigade ist bekannt für ihre konservative islamistische Orientierung wie die "Carnegie Endowment for International Peace" in ihrem Bericht "Syria’s Armed Opposition: A Brief Overview" schreibt. Sie gehört der Islamischen Front an und fordert die Sharia als Grundlage des Staates. Die Al-Tawhid Brigade steht der Muslimischen Bruderschaft nahe. Zu ihren Verbündeten zählen ausser dem Al Quaida-Ableger die Al Nusrah Front noch weitere militant-islamistische, teils salafistische Gruppen: Ahrar ash-Sham, Jaysh al-Islam, Ajnad al-Sham Islamic Union, Army of Mujahedeen, Alwiya al-Furqan, Sham Legion.

 Sie wurde aus den Untereinheiten Fursan al-Jabal Brigade, der Daret Izza Brigade und der Ahrar al-Shamal Brigade gebildet und massgeblich aus Quatar finanziert.

Der Ahrar al-Shamal Brigade wird die Urheberschaft der Hell-Cannons zugeschrieben. Hell-Cannons sind aus mit Sprengstoff gefüllten Gasflaschen gebastelte Geschosse, die von ebenfalls zusammengebastelten Abschusseinrichtungen aus Wohngebieten heraus von den Rebellen abgeschossen werden. In ihrer Wirkung, und auch in der Unmöglichkeit, zielgerichtet zu treffen, sind sie mit den immer wieder thematisierten Fassbomben absolut vergleichbar.

 Ab Ende 2013 wurde die finanzielle Unterstützung der Al-Tawhid Brigade durch die Golfstaaten auf Druck der USA merklich reduziert. Der Grund: Die Al-Tawhid Brigade hatte zwischenzeitlich, der von den USA als rechtmässige Vertretung Syriens anerkannte Nationale Koalition, die Gefolgschaft aufgekündigt.

 Irgendwie muss der ARD wohl geschwant haben, dass Filmmaterial, gedreht von einem Aktivisten, der zumindest den islamistischen Extremisten unter den bewaffneten Gruppen in Aleppo mehr als nahe steht, geschnitten und kommentiert im Studio Kairo der ARD, den ethischen Ansprüchen eines verantwortungsvollen Journalismus zuwider läuft. Denn die ARD kann weder mit Bestimmtheit sagen, wo das Material gedreht wurde, noch wann es gedreht wurde, wen es zeigt, noch ob die Szenen authentisch sind oder gestellt wurden. Auf den Punkt gebracht: Schwenck versieht ihm völlig unbekannte Bilder mit einem Kommentar von dem er, zu seinen Gunsten angenommen, glaubt, dass sie das zeigen, von dem er glaubt, dass sie es zeigen.

 Ein beredtes Beispiel dafür, wie leicht die Welt in die Irre zu führen ist mit Bildern, die angeblich direkt aus einem Kriegs- oder Krisengebiet kommen, schildert die Internetseite "politik-im-spiegel". Sie berichtet von dem Twitteraccount "Shami Witness":
 "Tausende Nachrichten zum Thema Syrien verschickte dieses Twitter-Konto täglich an seine rund 18.000 Abonnenten und wurde so zu einem der einflussreichsten Propagandisten – erst für die Regierungsgegner allgemein, später für ISIS. Wie es sich herausstellte, handelte es sich dabei um einen 24-jährigen Inder, einen Angestellten in einer Nahrungsmittelfirma, welcher immer nach der Arbeit “Informationen” über den Krieg in Syrien anbot – aus Indien. Eine grosse Anzahl von Journalisten und Experten der Denkfabriken des Westens vertrauten dem Betrüger – glaubten seinen Worten und auch den Bildern, welche er reichlich verschickte."
 Es ist also dringend geboten, ein wenig Vertrauen bei den Zuschauern zu erzeugen. Ein alter Trick: Man äussert selbst die Zweifel, die den Zuschauern beim Ansehen des Filmes in den Sinn kommen. Diese werden sodann wortreich von einer Autoritätsperson zerstört.

 So lässt denn die ARD nach dem kurzen Film noch ein munteres Frage-und-Antwortspiel zwischen der Moderatorin im Studio, Ute Brucker und dessen Produzenten folgen. Zunächst die scheinbar zweifelnde Brucker:
"Frage an unseren Nahostkorrespondenten Volker Schwenck, der gerade auf kurzem Deutschlandbesuch ist: Die Bilder für diesen Bericht stammen ja nicht von einem hauptberuflichem Kameramann, sondern Fabi Alhalabi ist Aktivist. Wie objektiv kann das denn sein?"
Zunächst stimmt Schwenck scheinbar zu:
"Das ist natürlich seine Sicht der Dinge. Er gehört der Opposition an und er zeigt natürlich die Welt der Opposition so wie er sie sieht. Es gibt auch Angriffe der Rebellen auf den vom Regime kontrollierten Teil von Aleppo. Den zeigt er natürlich nicht und diese Bilder zeigt er uns auch nicht."
 Verräterisch aber ist schon hier die Sprache. Da wird auf der einen Seite geradezu verniedlichend von der "Opposition" gesprochen und auf der Anderen von dem "Regime", ein Begriff den uns Wikipedia unter anderem so erklärt:
Im allgemeinen Sprachgebrauch findet ‚Regime‘ mit abwertender Konnotation... ...Verwendung.
Damit sind die Fronten schon einmal geklärt, bevor Schwenck nun (man verzeihe mir den Kalauer) in seiner Argumentation mit dem Wörtchen "trotzdem", einen eleganten Schwenk vollzieht:
"Trotzdem, was wir sehen ist ein unbestreitbarer Teil dieser Wirklichkeit in Aleppo und deckt sich mit dem, was ich selbst gesehen habe während meiner Reise in die Rebellengebiete und mit dem, was man aus Berichten hört, die aus Aleppo nach draussen dringen. Denn es gibt ja doch noch jede Menge Informationen, die zu uns gelangen. Eben auch diese Bilder."
 Tolldreist in der Argumentation geradezu, die Echtheit der Bilder mit eben diesen Bildern zu belegen: "Eben auch diese Bilder." Der Beweis dafür, dass Volker Schwenck ein glaubwürdiger Journalist ist, ist, dass er ein glaubwürdiger Journalist ist. Alles klar?

 Aber die ARD wäre nicht die ARD, wenn sie ihre Zuschauer nicht mit einem Fazit, einer Moral der Geschichte belästigen würde. Was also soll uns das Filmchen des islamistischen Aktivisten, gedeutet von dem ebenso wie seine Zuschauerschaft ahnungslosen Volker Schwenck, was den Inhalt und die Herkunft der Bilder betrifft, also sagen?

 Brucker, die Stichwortgeberin aus dem Weltspiegelstudio bereitet vor:
"Wir haben ja gerade gesehen, dass es in Syrien immer noch friedliche Proteste gibt. Welche Rolle spielt eigentlich die Zivilgesellschaft?"
 Wer die Mainstreampresse liest, wer Radio hört, wer Fernsehen sieht, dem begegnet seit einiger Zeit immer wieder der Begriff der Zivilgesellschaft. Der taucht immer da auf, wo es um Recht oder Unrecht, um Demokratie oder Diktatur, um freie Meinungsäusserung oder Zensur und um die ebenfalls freie Marktwirtschaft oder staatlichen Dirigismus, ausschliesslich in den, sich dem westlichen Imperialismus widersetzenden Staaten, geht. Erklärt wird sie dabei nie, die Zivilgesellschaft. Vielmehr wird der Begriff als Synonym für das Gute, das dem "westlichen Wertesystem" Zustrebende gebraucht.

 Die Zivilgesellschaft löst alle Interressenunterschiede zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern, zwischen arm und reich, zwischen Erzeugern und Verbrauchern, zwischen politisch rechts und links, zwischen Borrusia Dortmund und Schalke 04 auf. Fussball ist da ein passendes Beispiel. Alle Fans einer Mannschaft liegen sich bei einem Sieg glückseelig in den Armen. Da wird das grösste Arschloch, ob Taschendieb oder Kinderschänder geherzt und gedrückt, egal - ist ja Fan der gleichen Mannschaft.

 Eine gefährliche Gleichmacherrei nach dem Vorbild des deutschen Kaisers Wilhem II. zur Einstimmung der Deutschen auf den ersten Weltkrieg:
"Ich kenne keine Parteien mehr, ich kenne nur noch Deutsche!"
Nun ist es an Schwenck, die Vorlage aufzugreifen:
"Wir haben ja immer den Eindruck, in Syrien herrsche nur Chaos und nur bewaffnete, mordende Banden zögen da durchs Land. Das ist nicht so. Es gibt ganz banale Verwaltung von Alltag. Es gibt Leute, die sich um Stromversorgung, um Müllentsorgung, um Trinkwasser, um Bäckereien, in denen Brot gebacken wird kümmern. Es gibt sowas wie Stadtverwaltung. Und diese Stadtverwaltung, diese Zivilgesellschaft, die funktioniert in manchen Orten ganz gut. Und die ist eine Gefahr für das bestehende Regime. Denn sie ist sozusagen eine Alternative zur Herrschaftsform von Machthaber Assad. Und deswegen ist diese Zivilgesellschaft auch immer wieder Ziel von Angriffen geworden. Wir haben uns ja alle immer wieder gewundert: Bis Mitte 2014, warum die syrische Luftwaffe Aleppo bombadiert, aber nicht Raqqa, die Hauptstadt des Islamischen Staates. Es gibt viele, die sprechen von einer gezielten Angriffswelle auf diese Zivilgesellschaft, mit dem Ziel sie zu zerstören und damit die Alternative zum Regime von Machthaber Assad zu zerstören. Und das ist das, was möglicherweise jetzt, wenn diese Offensive auf Aleppo kommt, von der Assad spricht, auch geschehen wird."
Noch einmal fragt Brucker nach:
"Nun gibt es Ja, Volker Schwenck, mit der Bitte um eine kurze Antwort, diese Feuerpause in Aleppo. Aber welche Chance räumen sie internationalen Friedensbemühungen im Moment ein?"
Und endlich gibt Schwenck die Antwort, auf die Brucker solange hingearbeitet hat:
"Sehr geringe Chancen. Denn die Feuerpause ist die eine Sache. Es muss natürlich um die politische Lösung gehen und diese politische Lösung muss heissen: Ein Übergang ohne Bashar Assad, denn mit Assad wird es keinen Frieden geben."
Nach fünf Jahren Bürgerkrieg in Syrien, mit 11 Millionen Flüchtlingen, 250.000 Toten, andere Quellen sprechen von 470.000 Toten, fällt der ARD nichts besseres ein, als die dümmliche und jeder Realität entbehrende Maximalforderung der USA: Assad muss weg!

 Mindest so dumm wie diese Forderung aber war der ganze voran gezeigte Film. Ein dümmliches Machwerk aus willkürlich zusammengeschnittenen, gestellten Szenen, gedreht von einem islimistischen Kameramann und kommentiert von einem ARD-Journalisten, der anscheinend die politische Indoktrination seiner Zuschauergemeinde über die Chronistenpflicht seines Berufsstandes stellt.

 Das filmische Machwerk besteht im Grunde aus sieben gestellten Szenen, mit grottenschlechten Laienschauspielern und zwei eingeschnittenen Propaganda-You-Tube-Videos von angeblichen Bombenabwürfen auf Aleppo, eines davon vom "Aleppo Media Center AMC", über dessen Kompetenz die Internetseite "politik-im-spiegel" urteilt:
"Das Medien-Zentrum AMC besteht eigentlich aus mit dem Ausdruck “Bürgerjournalisten” geehrten Propagandisten."
 In der ersten Szene zeigt man uns, wie ein junger Mann über die Trümmer eines zerstörten Hauses steigt und von dem Schutt ein paar wie von Wunderhand obenauf gelegte künstliche Blumen einsammelt. Schwenck kommentiert die Bilder, deren Ursprung er nicht mit Sicherheit verifizieren kann:

Abdelkader sammelt wie zufäälig hindrapierte künstliche Blumen vom Schutt
"Es ist nicht viel übrig von Abdelkaders Haus. Vor genau einer Woche wurde es von Bomben zerstört. Er weiss nicht, ob es die syrische Armee oder die Russen waren. Er weiss nur, dass er seine Familie lebend aus den Trümmern retten konnte, sagt er dem Kameramann Fadi Alhalabi, der all' diese Bilder gedreht hat."
 Schwenck leitet über zur nächsten Szene:
"Abdelkader ist beim Zivilschutz in Aleppo, bei den sogenannten "Weissen Helmen". er hat schon viele Leichen aus Trümmern gezogen."
Er geht dabei mit keinem Wort auf die fragwürdige Herkunft und Finanzierung der "Weissen Helme" ein.

 White Helmets ist ein anderer Name für die Organisation “Syrian Civil Defence”. Sie wurde 2013 von den USA gegründet. Japan, Grossbritannien und die USA warfen $300.000 zusammen, engagierten den ehemaligen britischen Elitesoldaten James Le Mesurier und schulten zwei Tage lang 25 junge Syrer, die sie gut bezahlten, mit Hilfe des türkischen "elite natural-disasters response team" im Bergen Verschütteter und Erster Hilfe.

 James Le Mesurier betreibt eine Firma mit Namen "Mayday Rescue" und Sitz in Dubai. Unter dem Punkt "How to help" auf der Seite der Firma findet man folgenden Text:
"Mayday akzeptiert keine Freiwilligen an ihren Außenstellen oder Ausbildungsstätten. Allerdings besteht die Chance, sich an einem der wichtigsten Dinge zu beteiligen die wir tun, für weltweite Politikänderungen einzutreten und dabei die am meisten gefährdeten Communities zu schützen."
Klickt man auf den Link, so landet man ohne Umwege direkt bei den "White Helmets". Auch die Finanziers der Mayday-Aktivitäten nennt uns Le Mesurier freimütig auf der Website:

    "Finanziert werden die Mayday Programme durch großzügige Zuschüsse der Regierungen von:

    United Kingdom – Conflict Security and Stability Fund.
    Japan – Japan International Cooperation Agency
    Kingdom of Denmark – Ministry of Foreign Affairs
    Kingdom of The Netherlands – Ministry of Foreign Affairs"


 Die oben angekündigte Szene ist nun allerdings ganz grosses Kino. Abdelkader, wie er von Schwenck genannt wird, starrt mit in den Nacken gelegtem Kopf in den Himmel und spricht in ein Walky talky. Eine kurze Pause entsteht, in die, wie um die Worte zu unterstreichen ein dumpfer Knall eingeschnitten ist, bevor Schwenck übersetzt:
"Kampfflieger am Himmel! Achtung an Alle! Kampfflieger von Westen!"
und fügt zur Erklärung für die Allerdümmsten hinzu:
"funkt Abdelkader an die Zentrale."
Deutlich zu sehen, der eingeschnittene Knall, der bei ca.1.33.28 Minuten beginnt, und erst bei ca.1.34.10 beginnt Volker Schwenck mit seiner Übersetzung.

 Ein Kumpel gesellt sich zu Abdelkader. Fast endlos erscheinend von Minute 1.44.23 bis Minute 1.55.33 zeigt uns die Kamera den Rücken des Mannes mit dem Zeichen der "Weissen Helme" auf dem Rücken seiner Uniformjacke. Gerade genug Zeit um Schwencker erklären zu lassen:
"Im Moment ist es ruhig in Aleppo, nur vereinzelt Explosionen. Aber die Männer vom Zivilschutz glauben nicht, dass es so bleiben wird."
 Werbeträchtig im Hintergrund steht eine von der Firma Magirus im Januar gestiftete Drehleiter DLK 18-12 CC, montiert auf einem Magirus 80-16, wie es auf der Website der Firma heisst.
Abdelkaders Kumpel mit dem Zeichen der "White Helmets" auf der Uniformjacke, im Hintergrund werbewirksam aufgestellt der gestiftete Magirus-Feuerwehrwagen mit Drehleiter.
 Was nun folg,t hat etwas von dem Theaterstück von Samuel Beckett "Warten auf Godot". Nicht nur, dass die beiden Darsteller ins Leere starren, ihr Dialog ist genau so surreal wie in Becketts Theaterstück. Schwenker übersetzt und kommentiert:
"'Was ist los?' fragt der Kollege 'wann werden wir diese Flugzeuge endlich los werden? - Wir müssen beten'".
An dieser Stelle hat die Regie wieder den dumpfen Knall aus dem Archiv eingeschnitten. Nachdem dieser abgeklungen ist, darf Schwencker nun weiter übersetzen und kommentieren:
"'Ich habe Massaker überall in der Stadt gesehen', sagt Abdelkaders Kollege. 'Sie haben Aleppo zerstört'"
"Warten auf Godot" im syrischen Aleppo mit Magirus Drehleiter als Bühnenbild, inszeniert und produziert von Volker Schwencker und dem ARD-Weltspiegel.

Das ist das Stichwort für die ARD für die zwei oben erwähnten Propaganda-You-Tube-Videos. Für Schwencker Gelegenheit, Kriegsverbrechen abzuprangern, ohne überhaupt auch nur den Hauch einer Ahnung davon zu haben, was wirklich gezeigt wird, auf den Bildern:
"Das war Aleppo vor fünf Tagen. Die Feuerpause vom Februar war endgültig zusammengebrochen. Bomben auf Viertel in denen sich die Rebellen eingegraben haben. Vor allem Bomben auf Zivilisten."
 Was Schwencker vergisst zu sagen: Die Rebellen, die sich in Aleppo "eingegraben" haben, wobei man wohl besser sagen sollte, die sich in den Wohnvierteln versteckt haben, sind vorwiegend Angehörige der Al Nusra-Front, für die die Waffenruhe nicht gilt. Und das ist keine Behauptung der Truppen des "Assad-Regimes oder der Russen", wie Schwencker sagen würde. Dafür gibt es einen sehr prominenten und fachkundigen Zeugen. Der US-General Col. Steve Warren, der Sprecher für die Operation Inherent Resolve im Irak sagte auf einer Pressekonferenz Ende April:
"Es ist in erster Linie Al-Nusra, die Aleppo hält, und natürlich, Al-Nusra ist nicht Teil der Vereinbarung zur Einstellung der Feindseligkeiten.
 Hinzu kommt, dass just an jenem 3. Mai, von dem hier die Rede ist, die Al Nusra-Front eine Offensive gegen die Regierungstruppen um Aleppo eröffnet hatte. Dort waren in den letzten Wochen rund 10.000 bestens ausgerüstete Kämpfer des Al-Quaida-Ablegers zusammen gezogen worden.


 Fadi Halabi hat den Arzt Abu Luay im Al Kudus Krankenhaus in Aleppo gefilmt. Der untersucht ein Neugeborenes.:
"Das Kind leidet an Atemnot, wie viele Kinder in Aleppo. Wegen der Luftverschmutzung durch Staub und Sprengstoffreste, sagt der Arzt",
klärt uns Schwencker auf.

 Der Doktor hat seine ganz eigene Theorie über die Absichten der syrischen Regierung:
"Die Angriffe gelten ganz gezielt ziviler Infrastruktur. Medizinische Versorgung, Schulen, Zivilschutzeinrichtungen, Lagerhäuser für Hilfslieferungen und allgemein die Versorgung der Zivilbevölkerung mit Hilfsgütern werden angegriffen. Diese brutalen Attacken der letzten Wochen sollen die Bevölkerung aus Aleppo vertreiben, damit das Regime die Stadt leichter stürmen kann."
So geht Propaganda: Im Hintergrund ein kranker Säugling, an der Wand Bilder, die auf eine Kinderstation in einem Krankenhaus hinweisen und im Vordergrund ein Arzt in Weiss, der die Verantwortlichen für Not und Elend anklagt. Wer will da widersprechen?
 Der Weltspiegel zeigt uns eine handvoll Demonstranten:
"Friedliche Proteste",
wie Schwencker nicht vergisst zu sagen. Und er lässt eine junge Frau zu Wort kommen, die uns klarmacht, wie die Gewichtungen verteilt sind:
"Assad ist ein Kriegsverbrecher. er kann kein Teil des neuen Syriens sein."
Im Gegensatz dazu stellt uns ein junger Mann mit Bart und Brille die Teilnehmer der Demonstration vor:
"Die Leute hier sind alle Ärzte oder Mitarbeiter beim Zivilschutz oder Aktivisten."
Eine etwas krude Aneinanderreihung der Professionen der Teilnehmer, aber:
"Sie wollen den Leuten hier helfen, die dauernd bombardiert werden",
und sind echte Helden:
Sie haben keine Angst vor dem Tod. Sie wollen einfach nur helfen."
 Fadi Halabi und Volker Schwenck führen uns jetzt Menschen vor, denen diese "Ärzte oder Mitarbeiter beim Zivilschutz oder Aktivisten"helfen wollen. Da ist zunächst einemal Malak Ajuri.
"Malak Ajuri ist einkaufen, ein paar Tomaten, Gurken. Ihre Wohnung wurde von einer Fassbombe zerstört. Ihr Mann war zuvor bei einem Bombenanmgriff umgekommen. Jeder Tag ist ein Überlebenskampf. Sie haben nichts mehr. Malak Ajuri lebt in einem alten Lagerhaus mit ihrer alten Mutter und den drei Kindern ihres Bruders. Von dem fehlt seit Jahren jede Spur."
 Es ist schon erstaunlich, was Schwenck alles mit Bestimmtheit weiss, ohne selbst vor Ort gewesen zu sein und mit Malak Ajuri gesprochen zu haben.

 Er ist sich zu nichts zu schade, bedient jedes Klischee. Dazu gehört natürlich auch das Mädchen, das in einer islamischen Gesellschaft zur Schule gehen möchte, etwas lernen will, aber durch böswillige Mächte daran gehindert wird.

 Diese Rolle muss Fatimah übernehmen:
"Fatimah malt gerne. Am liebsten Kriegsszenen. Sie ist zwölf Jahre alt und geht erst in die zweite Klasse, denn die Schule fällt immer wieder aus. Erst vor kurzem wieder hat der Direktor sie wegen der Bombenangriffe nach Hause geschickt."

 Damit man mich recht versteht: Ich will diese armen Menschen hier nicht vorführen, ich will mich nicht lächerlich machen über sie. Unter Krieg, zumal unter einem Bürgerkrieg oder wie es so schön neuhochdeutsch heisst, einem asymmetrischen Krieg, leidet die Zivilbevölkerung am meisten. Es ist fürchterlich und völlig inakzeptabel, wenn unbeteiligte Menschen ihre Liebsten durch Kriegshandlungen verlieren, wenn sie nicht genug zu Essen und zu Trinken haben, wenn sie zwischen Trümmern leben müssen und eine ganze Generation keine angemessene Schulbildung bekommt.

 Aber es ist ebenso inakzeptabel, dass man diese Menschen vorführt nur zum Zwecke einseitiger Propaganda, wie es in diesem Machwerk Volker Schwenck, der Weltspiegel und die ARD tun. Sterben auf der anderen Seite keine Menschen? Kommen dort keine Zivilisten durch die mit Fassbomben zu vergleichenden Hell-Cannons um? Gibt es da keinen Hunger, keine Trümmer? Verwahrlosen auf der anderen Seite keine Kinder, weil sie ausser Not und Elend, Krieg und Tod nichts kennen lernen?

 Und noch etwas anderes beschäftigt mich: Die ARD verwendet Filmmaterial, dass sie von einem Kameramann und Aktivisten der Islamisten gekauft hat. Ein Mann, der wie ich oben belegt habe, offenbar den Kopfabschneidern der Al Nusra,  Ahrar ash-Sham und Jaysh al-Islam nahesteht. Wohin fliesst das Geld, das die ARD dem Mann bezahlt, mein Geld, das ich als Zwangsgebühr den öffentlich-rechtlichen Medien monatlich überweise? Finanziere ich auf den Umweg über die ARD letztlich diese Mordgruppen? Werden von meinem Geld die fürchterlichen Hell-Cannons gebaut? Befeuere ich durch meine Rundfunkgebühr den Krieg in Syrien?

Von den Gebührenzahlern finanzierter Nato-Propaganda-Kanal: Deutschlandfunk

$
0
0
 Der Deutschlandfunk gehört zu den öffentlich-rechtlich organisierten deutschen Rundfunkanstalten, die sich durch Gebühren finanzieren. Diese Gebühren müssen von allen Bürgern der Bundesrepublik Deutschland gezahlt werden und werden nötigenfalls durch Zwangsmassnahmen, die bis zur Beugehaft  reichen können, eingetrieben. Allein die Summe der nachträglich, also durch unmittelbaren Zwang eingetriebenen GEZ-Gebühren betrug im Jahr 2012 - 17,62 Mio. Euro. Eine Summe, die in den letzten drei Jahren nicht kleiner geworden sein dürfte.

 Von den insgesamt im Jahr 2014 von den Bundesbürgern eingetriebenen Gebühren in Höhe von 8,32 Milliarden Euro bekam Deutschlandradio, zu dem der Deutschlandfunk gehört, immerhin 213.311.115,31 Euro. Für das stolze Sümmchen von über 213 Mio. Euro darf der Zuhörer wohl eine eigenständige, unabhängige Berichterstattung des Senders erwarten.

 Weit gefehlt: Am 28. Mai brachte der Deutschlandfunk eine Reportage von Annette Riedelüber das Nato-Manöver "Brilliant Jump" auf dem militärischen Übungsgelände Zagan in West-Polen. Offensichtlich war Riedel dabei Gast der Nato:
"Ein Bus fährt uns auf das militärische Übungsgelände Zagan in West-Polen. ...‚Welcome to Zagan‘ - so begrüßt Oberstleutnant Markus Beck die Besucher. Er ist Pressesprecher des multinationalen Hauptquartiers Nord-Ost im polnischen Stettin, das in die Nato-Übung eingebunden ist."
Riedel ist begeistert und zitiert aus der Infomappe des Nato-Hauptquatiers Nord-Ost:
"Riesig ist es. 340 Quadratkilometer groß. Größer ist keines in Europa. Wurde schon seit Anfang des 20. Jahrhunderts zu militärischen  Zwecken genutzt. Nach dem Zweiten Weltkrieg, als es den Warschauer Pakt noch gab, von der russischen Armee. Seit 1992 vom polnischen Militär."
Jaja die Nato. Geschichtsvergessen und im Gefühl des Triumphes über den Warschauer Pakt im Kalten Krieg wird nicht nur die Zeit der Nutzung durch die Nazis völlig vergessen. Fälschlicherweise wird aus der Nutzung durch die Armee der Sowjetunion - die russische Armee. Fügt sich besser ein ins heutige Feindschema.

 Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 errichteten die Nazis das Kriegsgefangenenlager Stalag (für Stammlager) VIII C im damaligen Sagan, heute Zagan. Im Stalag VIII C und seinen Filialen wurden im Laufe des Krieges ca. 300.000 alliierte Kriegsgefangene aus 30 Nationen interniert. 120.000 von ihnen starben in Folge von Krankheit und der allgemein schlechten Behandlung durch die Nazischergen.

  Auch vor Kriegsverbrechen machten die Deutschen nicht halt. So entzog man den im Jahr 1939 in Folge des sogenannten Polenfedzugs inhaftierten polnischen Gefangenen 1940 den Status der Kriegsgefangenen und verschleppte sie auf das Staatsgebiet des deutschen Reiches, wo sie, gegen internationalen Recht zur Zwangsarbeit gezwungen wurden. Der frei werdende Platz im Lager wurde für im Laufe des sogenannten Frankreichfeldzuges gefangen genommenen französichen Soldaten gebraucht. Auf dem 480.000 qm grossen Gelände wurden ausserdem im Laufe des Krieges Belgier, Briten, Jugoslawen, Italiener, Amerikaner, Tschechen, Griechen, Holländer, Kanadier, Russen und Soldaten aus den französischen Kolonien, wie Algerier, Marokkaner und Senegalesen gefangen gehalten.

 1942 entstand in unmittelbarer Nachbarschaft des Stalag VIII C das "Stalag Luft III". Dieses Kriegsgefangenenlager unterstand der deutschen Luftwaffe und hier wurden ausschliesslich gefangen genommene alliierte Flieger interniert. In Juni 1944 wurden im Stalag Luft III 10.494 Menschen, Franzosen, Belgier, Holländer, Polen, Kanadier, Australier, Litauer, Norweger, Neuseeländer, Südamerikaner, Griechen und Tschechoslowaken, gefangen gehalten. Berühmt wurde das Lager durch die Flucht von 87 Gefangenen, durch einen 111 Meter langen Tunnel in der Nacht vom 24. auf den 25 März 1944. Nur drei der Flüchtlinge gelang die Flucht. Der Rest wurde gefangen genommen und auf einen Geheimbefehl Adolf Hitlers hin, wurden 50 von ihnen hingerichtet.

 Die Flucht war Vorbild für den 1963 gedrehten Hollywoodfilm "Gesprengte Ketten" nach dem Buch "The Great Escape" von Paul Brickhill. Quellen: Museum Zagan und Great Escape

  Zurück im Hier und Jetzt: Ein Feindschema streitet der forsche deutsche Oberstleutnant allerdings ab:
"Russland spielt keine Rolle in diesem Szenario. Es sind tatsächlich fiktive Länder, mit denen wir da üben."
 Anette Riedel erklärt, und auch diese Erklärung liest sich verdächtig wie bekanntes  Nato-Kauderwelsch:
"Die Nato will ihre Fähigkeit deutlich erhöhen, auf mögliche Bedrohungen schnell und flexibel, also schlagkräftiger als bisher reagieren zu können - gerade an der Ost-Flanke des Bündnisses. Dementsprechend das Übungs-Szenario. Nicht ausgesprochen gegen Russland. Aber erklärt wegen Russland, dessen Annektierung der Krim und Involvierung in der Ost-Ukraine."
 Man darf wohl annehmen, dass Riedel aus ihrer Pressemappe zitiert. Aber so ganz mag sie die Leser denn doch nicht allein lassen mit den "fiktiven Ländern""an der Ost-Flanke des Bündnisses". Da fehlt einfach noch ein wenig Bedrohungspotential:
"Fiktive Länder, mit dem realen Gedanken an den schwer berechenbaren Nachbarn im Osten."
  Und obwohl das Manöver doch gar nicht gegen Russland gerichtet ist, sagt der Stabchef der polnischen Streitkräfte General Gocul:
"...was die Nato sich, was sie immer aber auch an die Adresse Moskaus signalisieren will: Mit uns ist zu rechnen."
Und er fügt hinzu:
"Gerade hier in Polen, ähnlich wie in den baltischen Nato-Ländern, ist die Furcht vor möglichen Aggressionen aus Russland seit den Ereignissen in der Ukraine groß. Man wünscht - erwartet - Präsenz der Partner, sagt der polnische General."
 Das verstehe wer will: Obwohl doch bei der Übung der Nato Russland keine Rolle spielt, es "tatsächlich fiktive Länder" sind mit denen man übt, signalisiert ein polnischer General im Namen der Nato, die "ihrem Selbstverständnis nach ausschließlich defensiv" ist, "an die Adresse Moskaus" und  "wünscht - erwartet Präsenz der Partner" gegen die "möglichen Aggressionen aus Russland" - verrückt!

Verrückt auch der Anspruch der Nato, ein Verteidigungsbündnis zu sein. So zitiert Annette Riedel in einem weiteren Beitrag des Deutschlandfunks vom 19. Mai, den Generalsekretär des Bündnisses Stoltenberg:
"Alles, was wir tun ist defensiv, verhältnismäßig und unter Beachtung aller internationalen Verpflichtungen, einschließlich der Nato-Russland-Akte."
 Das, obwohl er eine Woche vor dem Bericht des Deutschlandfunks, also am 12. Mai selbst an der feierlichen Inbetriebnahme der ersten Raketenstellung mit Überwachungsradar des sogenannten Nato-Raketenabwehrschildes im rumänischen Deveselu teilgenommen hatte.
"Diese Station in Rumänien, genauso wie die in Polen richtet sich nicht gegen Russland",
erklärte der Herr Generalsekretär auch hier. Vielmehr sei der Schild vor allem "Schutz vor Raketen aus dem Iran und dem Nahen Osten". Nun weiss allerdings ein jeder, der sich nur ein wenig mit dem Thema befasst hat, dass kein Staat im Nahen Osten auch nur annähernd in der Lage und willens ist, Mittelstreckenraketen mit Atomsprengköpfen zu bauen, geschweige denn bereits darüber zu verfügen. Auch der Iran taugt, spätestens seit dem, unter Mitwirkung Russlands, zustande gekommenen Atomabkommen nicht mehr als Bedrohungsszenarium. Das einzige Land östlich Rumäniens, dass über Mittel- und Langstreckenraketen mit Atomsprengköpfen verfügt, ist - Russland.

 So kam denn auch Alexander Neu, Obmann der Linkspartei im Verteidigungsausschuss des Bundestages, laut Tagesschau.de zu dem einzig logischen Schluss:
"Mit dem NATO-Raketenabwehrsystem ist die Fähigkeit gegeben, Russlands Nuklearpotenzial zu neutralisieren. Allein das vertieft das ohnehin schon vorhandene Misstrauen enorm und zwingt die russische Seite wiederum, militärische Gegenmaßnahmen zu ergreifen."
 Etwas schizophren, wenn Stoltenberg trotz allem behauptet:
"Wir suchen keine Konfrontation. Es ist im Interesse aller, ein neues Wettrüsten zu verhindern."
 Ebenso schizophren die offizielle Sicht der Nato zum Beitritt des Zwergstaates Montenegro zum Bündnis. Jeder, der auch nur einen flüchtigen Blick auf die Landkarte wirft sieht, dass Montenegro eines der letzten Puzzleteile ist auf dem Wege der Nato, dass Mittelmeer in ein Binnenmeer der Nato, der EU und der USA zu verwandeln. Gegen wen soll Montenegro mit seinen, laut Wikipedia, 13.812 qkm Fläche und seinen 625.266 Einwohnern verteidigt werden? Gegen das Natoprotektorat Kosovo, gegen das ebenso unter der Fuchtel der Nato stehende Bosnien Herzegowina oder das sich selbst für eine Natomitgliedschaft verleugnende Serbien?

 Oder andersherum gefragt, was kann der Zwergstaat, von der Nato herausgebombt aus dem Vielvölkerstaat, dem ehemaligen Jugoslavien, für den kollektiven Schutz der Bündnispartner beitragen, es sei denn seine strategisch wichtige Lage an der südöstlichen Adria als Teil eines Rings um Russland herum? Stoltenberg versucht die Welt für dumm zu verkaufen:
"Es gibt keinen Grund, Montenegro das Bündnis-Recht zu verweigern. Es ist seine eigene unabhängige Entscheidung. Deshalb wären etwa Sanktionen, wie von Moskau angedroht, völlig ungerechtfertigt."
 Da spricht Rolf Clement, Sonderkorrespondent für Sicherheitspolitik und Mitglied der Chefredaktion des Deutschlandfunks, eine deutlichere Sprache. Der anerkannte Scharfmacher und Nato-Kettenhund in seinem Beitrag auf eben jenem Sender, ebenfalls am 19. Mai:
"Der Beitritt hat zwei wichtige Funktionen: Er signalisiert den anderen Balkanstaaten, dass sie eine Chance haben, Mitglieder dieser Allianz zu werden – die Türen sind nicht zu. Man muss nur die Bedingungen erfüllen. Und: Mit Montenegro hat die NATO mit Ausnahme der Küste des Kosovo die gesamte Adria unter ihren Fittichen. Damit ist die Adria noch mehr ein NATO-Binnenmeer."
 Clement kann die Wahrheit sagen. Er braucht keine Rücksicht zu nehmen auf Diplomatie und solchen Weichkram. Er kann Tacheles reden, die Sprache der Militärs sprechen. So überschreibt er denn auch seinen Beitrag:
"Eine Art Lackmustest auf weitere Avancen"
Wie diese Avancen aussehen, auch das verrät uns Clement:
"...die Aktionen, die die NATO ergreift, zur Stabilisierung der eigenen Mitglieder und der an sie grenzenden Regionen gedacht sind. Da nannte NATO-Generalsekretär Stoltenberg heute neben der Ukraine, Georgien und Moldawien auch Tunesien, den Irak und Jordanien."
Da weiss der Russe doch mal gleich wie es weitergeht. Aber:
"Das alles rechtfertigt aber nicht die recht harsche Kritik an diesem Vorgang aus Moskau. Russlands Präsident Putin zeigt damit, dass er – noch? – nicht bereit ist, mit der NATO seinen Frieden zu machen."
 Was Clement, aber auch wohl dem Natogeneralsekretär und vor allem den durchweg US-amerikanischen Generälen, die in der Nato letztendlich das Sagen haben, sagen will ist, dass Russland ausschliesslich zu Bedingungen einen Frieden bekommt, die der Westen dikriert:
"Diesem Ziel ordnen sich auch die Maßnahmen unter, die als Abschreckung an der Ostgrenze ergriffen werden und die der kommende Gipfel noch verstärken wird. Das geschieht auf Wunsch der Länder an der Ostgrenze der NATO, weil diese sich nicht sicher fühlen",
doziert Clement weiter, und in absoluter Verdrehung der Tatsachen schiebt er den schwarzen Peter gleich wieder zurück nach Moskau:
"Ursache legt also Russland, und die NATO versucht, einen Weg zu gehen, der dieses Sicherheitsgefühl bedient und stabilisiert, der aber gleichzeitig Russland nicht über Gebühr provoziert."
 Wobei wir wieder bei der offensichtlich schizophrenen Sichtweise der Natokrieger wären. Und wir sind wieder zurück in Zagan beim "Mittags-buffet" für die Journalisten, die sich nur allzu willig einbinden lassen, in das Propagandageschwätz der Nato.
"Wir unterstreichen deutlich, dass wir unseren Nato-Verpflichtungen nachkommen",
sagt der deutsche General und Befehlshaber des multinationalen Corps Nord-Ost in Stettin Manfred Hofmann und:
"auch er spricht sich gegen eine nennenswerte dauerhafte Nato-Präsenz in Polen oder einem anderen der östlichen Bündnis-Länder aus",
lässt uns Annette Riedel wissen, so als sei das ein Gnadenerweis der Nato und nicht Bestandteil eines gültigen Vertrages, der Nato-Russland-Akte.
"Diesen letzten Schritt zu sehen, den hielte ich momentan für sehr, sehr bedenklich, weil er dann auch wieder Öl ins Feuer gießt, dieser Argumentation, dass die Nato sich aggressiv aufstellt."
Also nicht, weil es gegen internationales Recht vestösst, möchte der General die Truppenstärke der Nato in den östlichen Bündnisländern erhöhen, sondern weil die Nato dann als aggressiv angesehen werden könnte, was sie ja nicht ist, denn:
"Die Nato ist ihrem Selbstverständnis nach ausschließlich defensiv, sagen alle Nato-Militärs immer wieder, auch an diesem Tage auf dem militärischen Übungsgelände von Zagan."

Wenn zwei das Gleiche tun.... Der Focus beschwert sich über abgeschirmten Putin in Griechenland

$
0
0
 Einen schönen Beleg für die Irren und Wirren der Mainstreampresse, wenn es darum geht, ihre Putinphobie auszuleben, lieferte der Focus am Sonntag, den 29. Mai ab. Putin weilte zu einem Besuch in Griechenland, was allein schon ein Affront war:
"Es war Wladimir Putins erster offizieller Besuch in einem EU-Staat seit seiner Ächtung durch die EU wegen der Annexion der Krim."
Aber es kam noch schlimmer für den Focus:
"In Griechenland präsentierte sich der russische Präsident wie ein Großmachtvertreter auf Einkaufstour beim Vasallen",
mokierte sich der Autor des Berichts, Wassilis Aswestopoulos.  "Was erlauben Putin", würde Fussballtrainer Trapattoni zurecht fragen, ist er doch nur Präsident einer Regionalmacht, wie Friedensnobelpreisträger und US-Präsident Obama die Welt dereinst wissen liess.
"Seine Sicherheitskräfte hatten an allen Orten, die er besuchte, das Sagen",
echauffiert sich der Focus.
"Die Straßen, welche ihr Chef zu passieren hatte, wurden für den übrigen Verkehr gesperrt."
 Ganz anders in der westlichen, der freien Welt. Wenn z. B. der US-Präsident Obama die deutsche Hauptstadt Berlin besucht oder die Messe in Hannover.
"Jedes Detail von Obamas Berlin-Besuch ist in einem Secret-Service-Dokument mit dem Titel 'Site Post Assignment Log' geregelt",
wusste am 19. Juni 2013 anlässlich des Berlinbesuch Obamas die Bildzeitung zu berichten. Und der Tagesspiegel bietet sogar zwei Redakteure und eine Redakteurin auf, Christoph von Marschall, Heike Jahberg und Peter Mlodoch, um der Öffentlichkeit anlässlich Obamas Besuch der Hannover-Messe, am 22. April diesen Jahres, zu erklären:
"Der für Obamas Sicherheit zuständige US-Geheimdienst inspiziert bereits seit Wochen alle neuralgischen Punkte und mischt bei sämtlichen Vorkehrungen kräftig mit."
Ein wenig Stolz ob der deutschen Souveränität klingt dann schon bei der Bildzeitung an:
"Die Secret-Service-Agenten haben NICHT die „Lizenz zum Töten“ in Deutschland."
Jedoch:
"...in deutschen Sicherheitskreisen heißt es: „Der Einsatz der Waffe ist gestattet, wenn eine gegenwärtige Gefahr mit milderen Mitteln nicht mehr abwendbar ist.“ 
Was will man machen? Immerhin:
"Ein Secret-Service-Agent, der in Deutschland jemanden erschießt, würde vom Staatsanwalt vernommen werden",
wenn man denn seiner habhaft werden würde und auch seiner habhaft werden wollte. Nötigenfalls würden wohl Kräfte aus Obamas Tross den Zugriff deutscher Sicherheitsorgane auf einen amerikanischen Todesschützen mit Gewalt verhindern. Immerhin waren Obamas Sicherheitskräfte bei seinem Berlinbesuch bis an die Zähne bewaffnet, wie die Bildzeitung weiss. So besteht die Wagenkolonne des US-Präsidenten unter anderem aus:
"Drei bis vier Fahrzeuge des „Counter-Assault-Teams“ – Agenten mit Sturmgewehren und panzerbrechenden Waffen, die einen Angriff von Terroristen abwehren könnten."
 Warum, so fragt man sich, schleppen die Amis das ganze schwere Zeugs mit sich herum, wenn sie es nicht gebrauchen wollen? Und warum ist:
"Ein Team der Navy Seals, die schon Terrorist Osama bin Laden töteten, ist zu Obamas Schutz in Berlin",
 wie die Bildzeitung an anderer Stelle berichtet. Der Spiegel ist voller Bewunderung. Anscheinend hat man in der Redaktion zu viele dieser Hollywood-Filme, Marke "The Men in Black", gesehen:
"Im Regierungsviertel sind überall Mitarbeiter des Secret Service zu sehen. Die durchtrainierten Männer mit den schnittigen Sonnenbrillen sind stets dabei. Fenster und Türen ihrer Wagen, die sie eigens aus den USA mitgebracht haben, sind geöffnet - nicht nur wegen der Hitze, sondern auch, um sofort losschlagen zu können."
Der Focus ätzt weiter:
"Einen Blick auf Putin konnten die wenigsten Griechen erhaschen",
Wobei die Frage im Raum steht, wer den Finsterling aus dem Kreml überhaupt sehen will? Naja Griechen eben - pleite, faul, bestechlich, korrupt, streiklustig und nun auch noch Putinversteher.

 Offensichtlich der Unterschied: Dort der finstere Diktator aus dem Kreml, der sich schützen lässt vor dem Volk und hier die Lichtgestalt Obama, leutseelig und ein Präsident zum Anfassen:
"'Mal eben gucken wollen, geht nicht', sagt ein Beamter. So werde der Großteil der Berliner den Präsidenten höchstens aus weiter Ferne sehen."
hält die Bild gegen. Und "Die Zeit" ergänzt:
"Von Tegel fährt die Präsidenten-Kolonne auf einem nicht veröffentlichten Weg zum Potsdamer Platz, wo Obama und Familie im Ritz-Carlton-Hotel übernachten. Die befahrenen Straßen werden dazu für den Verkehr gesperrt."
 Scheinbar ist der US-Präsident so beliebt, dass seine Verehrerinnen und Verehrer ihm auch aus der städtische Kanalisation zuwinken wollen:
"Die Polizei untersucht alle Gullydeckel entlang der Strecke auf Sprengstoff und verschweißt sie anschließend",
meldet "Die Zeit".

 Drei Jahre später - der US-Präsident besucht die Hannover-Messe. Telepolis meldet:
"Im engeren Sicherheitsbereich gelten ab 14 Uhr nochmal verschärfte Sicherheitsbestimmungen. Die Anwohner dürfen dann bis mindestens 20 Uhr ihre eigenen Balkons oder Gärten nicht betreten. Es herrscht quasi Ausgangssperre. ...Die Polizei bitte die Menschen, sich von ihren Fenstern fernzuhalten, wenn die Kolonnen der Staatsgäste vor dem HCC ankommen und später wieder abfahren. Dies könne sonst für Irritationen bei Sicherheitskräften sorgen und eine Überprüfung der Wohnung nach sich ziehen."
Dabei haben die Bewohner noch Glück gehabt:
"Die Polizei habe zuvor sogar intensiv diskutiert, ob nicht das komplette Viertel geräumt werden sollte. Die Menschen wären dann in Hotels untergebracht worden. Doch die Polizei hätte dann auch jede Wohnung kontrollieren müssen, ob sie wirklich leer ist, erläuterte der Einsatzleiter des Vorbereitungsstabes."
Die "Neue Osnabrücker Zeitung ergänzt:
"...klar ist, dass normale Menschen praktisch nirgendwo eine Möglichkeit haben, einen Blick auf den US-Präsidenten zu werfen"
Am heftigsten hat es die Bewohner des Zooviertels getroffen. Vom öffentlichen Personennahverkehr abgeschnitten und schon am Samstag (Obama wird erst am Sonntag mittag erwartet) nur über Checkpoints zu erreichen:
"Der dort liegende Stadtpark wird geschlossen",
schreibt Telepolis.

Der NDR meldet:
"Für Besucher gilt am Sonntag zwischen 14 und 22 Uhr: betreten verboten."
Gut einen Monat, nachdem weite Teile der Innenstadt Hannovers praktisch abgesperrt wurden, mokiert sich Focus über die Sicherheitsvorkehrungen in Griechenland:
"Die Ängste der russischen Delegation um die Sicherheit ihres Präsidenten gingen so weit, dass auf Chalkidiki, wo Putin die Mönchsrepublik Athos besuchte, selbst die Strände für Touristen gesperrt wurden."
 Anscheinend hat der Focus auch vergessen, dass in Berlin anlässlich des Besuchs des US-Präsidenten 2013 das Zentrum der Hauptstadt völlig abgeriegelt wurde:
 "Der Pariser Platz und die Straße Unter den Linden können seit gestern nicht mehr befahren werden, Gullydeckel wurden verplombt. Der Bereich um das Ritz-Carlton Hotel ist abgeriegelt.
Rund um das Brandenburger Tor gilt während der Rede Obamas eine Sperrzone von etwa einem Kilometer - nur die geladenen Gäste haben Zutritt",
schreibt am 18. Juni die "Süddeutsche Zeitung". 

 Noch dramatischer waren die Sicherheitsvorkehrungen im Juni 2015. Auf Schloss Elmau in Bayern trafen sich die Staats- und Regierungschefs der G 7 Staaten. "Der Spiegel" wusste:
"Bereits ab dem 30. Mai und damit rund eine Woche vor Beginn des Gipfels am 7. Juni gibt es einen großräumigen Sicherheitsbereich rund um das Tagungsgelände des Luxushotels im oberbayerischen Wettersteingebirge. Er darf nicht betreten werden. Einzelheiten gab das Landratsamt Garmisch-Partenkirchen nun bekannt. Demnach ist die Sicherheitszone rund acht Kilometer breit und zwischen einem und drei Kilometer lang."
 Geradezu bescheiden mutet der direkte Personenschutz Putins in Griechenland an, verglichen mit dem Aufmarsch der Sicherheitskräfte in Bayern:
"17.000 Polizisten sollen den G7-Gipfel schützen",
informiert der Spiegel die staunende Öffentlichkeit. Der Focus vermeidet konkrete Zahlen, was ihn nicht davon abhält, sich zu empören:
"Wo auch immer er (gemeint ist Putin) hinging, hatte er einen Kordon von Leibwächtern um sich. Um die russische Delegation herum riegelten griechische Beamte noch einmal alles ab."
 In Hannover, so weiss "Die Welt", werden:
"6000, 8000, vermutlich sogar 10.000 Polizisten, Geheimdienstler, Sicherheitsleute... an diesem Wochenende eingesetzt",
und die Zeitung berichtet von einem ob der Anzahl der US-Bodyguards fassungslosen Hannoveraner Oberbürgermeister:
"60 Bodyguards, 60, sagt leise kopfschüttelnd Hannovers Oberbürgermeister Stefan Schostock (SPD), seien ständig um Obama herum."
Geradezu bescheiden kommt Putins Staatskarosse, die er in Griechenland benutzte, daher. Von Obamas Besuch in Berlin, im Juni 2013, wusste die Bildzeitung zu berichten: "Gleich mehrere gepanzerte Cadillac-Limousinen (Kennzeichen „USA1“) bringt der Präsident selbst mit."                                                              Screenshot: "Focus"                                                                    
Angesichts der grossen Zahl an Sicherheitskräften erscheint bei Putins Besuch in Griechenland alles einige Nummern kleiner. Sogar die Demonstrationen gegen den russischen Präsidenten und seine Politik, und das Aufgebot an Sicherheitskräften hatten gemessen an den Zahlen, es ist von 17.000, andere sprechen gar von 20.000 Polizisten, in Bayern ein Jahr zuvor beim G 7 Gipfel, eher etwas beschauliches.
"Zeitweise kamen fünf Polizisten auf einen Protestierenden",
 hat das Handelsblatt damals errechnet und den Behörden "übertriebene Sheriff-Politik" vorgeworfen.
"Eine Demokratie, die sich so massiv gegen Demonstranten wehren muss, die Telefone abhört, Grenzen überwacht und den Luftraum sperrt - eine solche Demokratie zeigt Angst",
resümiert das Blatt nicht ganz zu unrecht.

 Für den Focus allerdings kein Grund, nicht seine Empörung über das übertriebene Vorgehen der griechischen Sicherheitskräfte zum Ausdruck zu bringen:
"Bei einer Demonstration in Athen auf dem Syntagmaplatz gegen die homophobe Politik des Russen sahen sich knapp dreißig LGBTQ-Aktivisten einer doppelten Übermacht von Einsatzpolizisten gegenüber",
und dem russischen Präsidenten selbst unterschwellig Feigheit zu unterstellen:
"Putin selbst befand sich zum Zeitpunkt der Demonstration knapp 700 Meter weit entfernt im mehrfach abgeriegelten Regierungsviertel." 

Die skurrilen Ansichten des Spiegelkolumnisten Jan Fleischhauer

$
0
0
  Man mag es nicht wirklich glauben: Jan Fleischhauer, sie wissen schon, der Mann vom Spiegel, der Autor vom "Schwarzen Kanal", der einer Selbstaussage zu folge, aus Versehen ein Konservativer wurde, darf sich auf Spiegel online ungestraft rassistisch äussern. Nun mag der ein oder andere der Meinung sein, der "Schwarze Kanal" an sich sei ein einziger Irrtum. Ein Irrtum des Magazins "Der Spiegel", weil "Der Spiegel" doch eigentlich ein liberales, seriöses Wochenblatt sei. Und weil so rassistische Bezeichnungen und Verallgemeinerungen, wie "der Russe" oder "der Türke" in einem liberalen Blatt nichts zu suchen haben.

 Aber ist "Der Spiegel" deshalb ein rassistisches Blatt? Sicher nicht. Fleischhauer, ein in die Jahre gekommener Yuppie, einer der seit frühester Jugend danach trachtet, nur ja nicht durch Gedanken aufzufallen, die sich durch eine gewisse Nonkonformität auszeichnen, die gedacht wurden statt nachgeplappert zu sein, offenbart in jeder seiner Kolumnen aufs Neue, dass es ihm nur darum geht mitzuschwimmen in der grossen Masse. Ein Mann des Stammtisches. Nicht des dumpfen  bierseeligen Stammtisches, sondern eher der munteren Prossecco-Runde, einer Spezies, die der irrigen Ansicht ist, die ganze Welt sei nur zu ihrem Vergnügen geschaffen. Fleischhauer will gar nicht provozieren. Er will bestätigen. Er liefert den Mitläufern, den meinungslosen Kriegsgewinnlern endlich ihr: "Ich hab's ja immer schon gewusst".

 Er ist das Sprachrohr der schweigenden Mehrheit, vermutet in jedem Linken einen potenziellen Zerstörer deutscher Seeligkeit, die man auch Selbstzufriedenheit nennen kann. Dabei mahnt er, so wie es deutsche Konservative immer schon getan haben, vor der heimlichen, stillen Infiltration des gesunden Volksempfindens durch ihm im Grunde fremde Ideen und Gedankengänge. Dem Deutschen ist es nun einmal fremd, sich in die Situation seiner Partner oder meinetwegen auch Gegner hineinzuversetzen. Er kennt nur überirdisch gut und abgrundtief böse.

 Abgrundtief böse, das ist z. B. Sarah Wagenknecht von der Linkspartei, ein Feindbild, an dem sich Fleischhauer besonders gern abarbeitet. Wenn die linke Linke der Bundeskanzlerin rät, sich bei ihren in letzter Zeit recht häufigen Türkeibesuchen, ausser mit dem türkischen Präsidenten Erdogan auch mit Oppositionspolitikern zu treffen, so ist dieses Anlass genug für Fleischhauer, in seiner Kolummne einmal die politischen Verhältnisse zurecht zu rücken:
"Wenn es um die Verteidigung der Freiheit geht, darf man als Demokrat nicht zurückweichen. Nur, wer hätte gedacht, dass ausgerechnet Sahra Wagenknecht in der ersten Reihe stehen würde."
Eine Sarah Wagenknecht in der ersten Reihe bei der Verteidigung der Freiheit? Ein für Fleischhauer schier unvorstellbares Bild.
"Man muss nur dort, wo der Name Erdogan steht, den Namen Putin einsetzen, um zu erkennen, dass Despot offenbar nicht gleich Despot ist",
beklagt Fleischhauer die fortgeschrittene Verwirrung des gesunden deutschen Volksempfindens.
"Wenn es um die Türkei geht, sind sich alle einig. Von links bis rechts reicht die Empörung über den unverschämten Herrscher am Bosporus. Wenn man eine Liste der größten Unsympathen erstellen müsste, stünde Recep Tayyip Erdogan ganz oben, noch vor Trump, Kim Jong Un und dem chinesischen KP-Chef, bei dem die Kanzlerin diese Woche zu Besuch ist."
 Fleischhauer versucht sich in Sarkasmus:
"Erst den deutschen Humor nicht verstehen, dann noch unsere Vergangenheitspolitik madig machen: Das ist schlimmer, als in die Ukraine einzumarschieren."
 Womit wir beim eigentlichen Feindbild sind: Dem ewigen Russen, eine Angst, die bei den Deutschen durch massive Propaganda seit den Tagen Adenauers, wahrscheinlich mittlerweile schon Eingang ins genetische Erbgut gefunden hat.

 Der Russe, so weiss Fleischhauer, stand schliesslich:
"schon einmal mit dem Panzer im Wohnzimmer",
dem Gral deutscher Heimelichkeit.

 Dass weder ein Einmarsch Russlands in die Ukraine stattgefunden hat, noch dass der Russe es sich mit seinem Panzer in der deutschen Wohnstube bequem gemacht hat, wenn schon, dann war es die Sowjetarmee, zu der auch die jetzt vom Russen besetzte Ukraine gehörte, und das auch erst ,nachdem deutsche Panzer aus der halben Sowjetunion einen einzigen grossen Friedhof gemacht hatten, sind für Fleischhauer zu vernachlässigende Feinheiten. Schliesslich schreibt er ja keinen Bericht, der auf Fakten beruhen sollte, sondern eine Kolummne, die eher einer Parabel gleicht, in der das ahnungslose deutsche Rotkäppchen vor dem bösen russischern Wolf gewarnt werden soll. Da darf man schon mal Fakten verdrehen, verschweigen und neue dazu erfinden.

 Denn um mahnend den Zeigefinger zu erheben, darin ist Fleischhauer sich einig mit nahezu der gesamten deutsche Presse, ist es allerhöchste Zeit:
"Wenn die Deutschen darüber abstimmen könnten, müsste man die Sanktionen gegen Moskau aufheben und sie stattdessen gegen Ankara verhängen."
  Dabei sitzt doch der Feind nicht am Bosporus, sondern eindeutig an der Moskwa:
"Erdogan hat keinen Teil eines fremden Landes annektiert, er führt auch nicht heimlich einen kalten Krieg gegen die Deutschen."
 Auch hier sollte der Leser nicht jedes Wort auf die Goldwaage legen. Es geht Fleischhauer um das Grundlegende. Wen kümmert's schon, dass Erdogan mit seinen Panzern bereits seit langer Zeit grosse Gebiete Syriens besetzt hat und dass er das kurdische Volk unterdrückt und abschlachtet? Im Angesicht der Botschaft, die Fleischhauer übermitteln will, vom bösen, aggressiven Iwan, und der Lehren die die Deutschen verinnerlichen sollen, ist Erdogan nichts weiter als ein dummer Clown, der schnell schon mal beleidigt reagiert:
"Er schwingt wilde Reden."
 Ein Phänomen:
"Anderseits ist Dünnhäutigkeit kein türkisches Problem, die Kränkungsbereitschaft verbindet Erdogan mit vielen mächtigen Männern",
 dass Fleischhauer geographisch verortet:
"Es gibt dabei auch eine regionale Komponente: Je weiter man nach Süden kommt, desto stärker kreist die Welt um Begriffe wie Ehre und Ansehen."
 Das beginnt schon beim bayrischen Operettenkönig Seehofer und und endet noch lange nicht bei den beleidigten Griechen und den italienischen und spanischen Supermachos an den Küsten des Mittelmeeres. Schliesslich weiss man ja, dass der Neger, ausser dass er gerne tanzt und wenig schafft, seine Unterlegenheit gegenüber dem weissen Mann von der Nordhalbkugel der Erde, gern beleidigt als Rassismus bezeichnet.

 Also alles nicht ganz ernst zu nehmen, Hunde die bellen, beissen nicht. Eine Sicht der Welt, die es schon vorherigen westlichen Regierungen leicht machte, mit Despoten und Massenmördern südlich des Mittelmeeres gedeihlich zusammenzuarbeiten. Beispielhaft sei hier der Machthaber der Republik Kongo, Mobutu Sese Seko genannt, der zum Beispiel mit oppositionellen Politikern gern ein Exempel statuierte. Wikipedia beruft sich auf die britische Journalistin und Schriftstellerin  Michela Wrong: In The Footsteps of Mr. Kurtz: Living on the Brink of Disaster in Mobutu's Congo:
"Mulele wurde öffentlich gefoltert, Augen und Genitalien herausgerissen und die Gliedmaßen eins ums andere amputiert, während er noch lebte. Sein Rumpf wurde in den Kongo-Fluss geworfen."
 "Der Spiegel" selbst berichtet in einem Artikel aus dem Jahr 2006 von weiteren afrikanischen Despoten. Da ist zum Beispiel:
"Kaiser Bokassa aus Zentralafrika, vormals französischer Elitesoldat, konnte sich auf seine guten alten Freunde verlassen, als er 1979 vom Thron gejagt wurde. Bis er 1986 leichtfertig seiner alten Heimat einen Besuch abstattete und dort prompt verhaftet wurde, lebte er unangefochten in Frankreich. …Bokassa war ein notorischer Totmacher. …Kurz nach seiner Machtübernahme ließ er hundert Schulkinder, die gegen die Einführung von Schuluniformen demonstriert hatten, totprügeln. Einige Gefangene soll er buchstäblich aufgefressen haben."
oder:
"Charles Taylor, der ehemalige Staatspräsident von Liberia, den seine Landsleute "Charles, den Schlächter" nennen. …Charles Taylor hat in fast industriellem Ausmaß gemordet. Er ist verantwortlich für Kriegsverbrechen, die in Westafrika Hunderttausende Opfer gefordert haben. Allein der liberianische Bürgerkrieg, in dem er den Impresario spielte, kostete 250.000 Menschen das Leben. Nach dem Ende des Krieges in Liberia schürte Taylor Aufstände in den Nachbarstaaten Guinea und Sierra Leone. Die "Small Boys Units", die von ihm Waffen im Austausch gegen Diamanten bekamen, waren berüchtigt dafür, dass sie ihren Gefangenen Hände und Füße abhackten."
oder der ugandische Massenmörder Idi Amin., über den "Der Spiegel" zu berichten weiss:
"Amin wurde wegen seiner kriminellen Vergangenheit nie ernsthaft molestiert. Dass er politische Gegner an Krokodile hatte verfüttern lassen oder sie gezwungen hatte, sich gegenseitig mit Schmiedehämmern die Schädel einzuschlagen, wurde gern vergessen. Schwamm drüber. Auch im Westen blieb er nicht als Massenmörder, sondern eher als leicht verblödeter Faxenmacher in Erinnerung."
 Aber auch heute noch pflegt die westliche Wertegemeinschaft beste Beziehungen zu Massenmördern. Die saudischen Herrscher, die gerade einen Völkermord im Jemen begehen, die die Dschihadisten in Syrien unterstützen, die Dieben die Hände abhacken und Frauen öffentlich steinigen lassen, werden mit Waffen und allen Luxusgütern, die westliche Industrien zu bieten haben für ihre barbarischen Taten belohnt. In Ruanda stützt der Westen den Diktator Paul Kagame. Ihm wird vorgeworfen, im benachbarten Kongo Aufstände zu unterstützen, um an die Rohstoffe des Landes zu kommen. Kagame, so behauptet der kenianische Ökonom James Shikwati, habe mittlerweile mehrere Millionen Menschenleben auf dem Gewissen.

 Aber alle diese Schlächter und Massenmörder sind natürlich nicht gemeint wenn Fleischhauer bedauernd feststellt:
"Normalerweise kann sich jeder einigermaßen einflussreiche Despot darauf verlassen, dass sich in Deutschland jemand findet, der ein gutes Wort für ihn einlegt."
Auch der Kurdenkiller Erdogan nicht:
"Der Türke hat keine Fürsprecher. Vergeblich wartet man auf die ehemaligen ARD-Korrespondentin, die erklärt, warum wir mehr Rücksicht auf die türkische Befindlichkeit nehmen sollten. Es gibt auch keinen brandenburgischen Ministerpräsidenten im Vorruhestand, der die Tiefen der türkische Seele auslotet und vor übereilten Reaktionen warnt, wenn die Erregung hochkocht."
Fleischhauers Blick ist streng nach Osten gerichtet. Dort wo der russische Bär bereits die Zähne fletscht, wo:
"sich der russische Präsident als "Sammler russischer Erde" feiern ließ."
  In seiner Verzweiflung und Empörung identifiziert er Putins fünfte Kolonne. Er braucht keine Namen zu nennen, ist doch jedem klar wen er meint, den Hort der alten Komintern, der ewig Gestrigen, "Die Linke".
"Die Russen verfügen sogar über eine ganze Partei im Bundestag, die ihre Sache in der Öffentlichkeit vorträgt."
  Allerdings so will es scheinen, reicht der Einfluss einer Acht-Prozent-Partei wohl nicht aus ein ganzes Volk in die Irre zu führen. Eine Erkenntnis, die auch Fleischhauer zu schwanen scheint, zieht er doch einen Freund,
"der sich auf Ressentiments versteht",
zu Rate. Dieser Freund, der Verdacht drängt sich auf, dass es sich dabei um das Alter Ego Fleischhauers handelt,
"hat mir eine Erklärung angeboten, warum die Deutschen auf Erdogan anders reagieren als auf Putin."
Fleischhauer schämt sich ein wenig:
"Sie ist nicht schön, aber möglicherweise wahr. Vor dem Russen habe man Respekt und auch ein bisschen Angst".
Darf der Deutsche Angst vor dem Slaven, dem Russen haben? Der Deutsche, der laut Otto von Bismarck nichts fürchtet, ausser Gott? Ja er darf. Schliesslich, so haben wir ja schon oben erfahren:
"....stand der schon einmal mit dem Panzer im Wohnzimmer." 
Und wenn wir gerade einmal so schön dabei sind beim Pauschalieren, was den Türken vom Russen unterscheidet, muss man, wenn auch unter grösstem Bedauern thematisieren, was den Russen und den Deutschen verbindet:
"Außerdem ist der Russe Christ und liebt den Wald, damit kann jeder Deutsche etwas anfangen."
Da kann der Türke nicht mithalten:
"Er evoziert* nie das Bild eines Panzers, sondern immer nur das eines Dönerspießes."

*Fleischhauer greift hier tief in die Trickkiste des oberlehrerhaften Bildungsbürgers. Um den Lesern das aufwendige suchen im Internet zu ersparen hier die Erklärung des Begriffs, vom unwissenden Autor auch erst auf der Seite des Duden gegoogelt: 
aufrühren, auslösen, bewirken, entfesseln, erregen, erwecken, erwirken, herbeiführen, hervorrufen, induzieren, schüren, sorgen, veranlassen, verbreiten, wecken, zeitigen.

Grossbritannien hat sich für einen Austritt aus der EU entschieden - Verantwortliche sind schnell gefunden

$
0
0
 Grossbritannien hat abgestimmt und sich mehrheitlich gegen einen Verbleib in der EU entschieden. Man mag das begrüssen oder der Entscheidung ablehnend gegenüberstehen, aber man muss den Willen der Mehrheit akzeptieren. Es wäre nun an der Zeit, einmal darüber nachzudenken, was falsch gelaufen ist, in den letzten Jahren in der EU, woher es kommen mag, dass über die Hälfte der Briten, die an die Wahlurne gegangen sind und ihre Stimme abgegeben haben, diese EU nicht mehr wollen.

 Aber stattdessen reagieren Offizielle und vor allen Dingen die deutsche Presse so, als habe auf der britischen Insel ein Putsch stattgefunden. Der britische Premierminister Cameron ist plötzlich der Hauptverantwortliche für das aus Sicht der EU britische Disaster. Noch vor Wochen für seine Entscheidung, ein Referendum abzuhalten, um endlich klare Verhältnisse zu schaffen hochgelobt, wirft man ihm nun gerade diese Initiative vor. In den Massenblättern werden die Verantwortlichen dingfest gemacht. Das reicht von den Älteren, die der Jugend die Zukunft verbauen, über die weniger Gebildeten, die Rechtspopulisten bis hin zu einer angeblichen russischen Einflussnahme.

 Besonders gefeiert wird eine Onlinepetition, das Referendum für ungültig zu erklären, indem man nachträglich festlegt (Die Petition wurde zwar bereits im Mai ins Netz gestellt, stiess aber erst nach der Abstimmung auf Interesse), dass mindestens 75% der Wahlberechtigten an der Abstimmung teilnehmen und davon wiederum 60% für den Austritt stimmen müssten. Die "FAZ" jubelte bereits am Samstag:
"Schon am Freitagnachmittag hatten mehr als 115.000 Menschen die Petition unterzeichnet, bis zum Samstagabend waren es mehr als zwei Millionen Stimmen. Unter dem Ansturm der Unterzeichner brach die offizielle Parlamentsseite vorübergehend zusammen."
Die Süddeutsche Zeitung konstatierte:
"Bis Freitagabend hatten 200 000 Menschen unterschrieben. Am Samstagmorgen war die Zahl auf mehr als 800 000 gewachsen, am Samstagabend waren es schon mehr als zwei Millionen. …Das Unterhaus teilte mit, dass die Zugriffe eine so hohe Aktivität auf der Webseite hervorgerufen hätten wie noch nie."
 Über 3 Millionen Stimmen waren am Sonntagmorgen bereits für die Petition eingegengen.

 Bei näherem Hinsehen erweist sich die Petition als ein Muster ohne jeglichen Wert. So sind angeblich nur Briten und Menschen, die ihren ständigen Wohnsitz in Grossbritannien haben zur Abstimmung zugelassen. Aber ein enfaches Anklicken des Button "I am a British citizen or UK resident" genügt um an der Abstimmung teilzunehmen.

Ein merkwürdiges Verständnis von Demokratie, die Wähler so lange abstimmen zu lassen, bis das Ergebnis passt.

 "Die Zeit" schmiedet schon an Plänen für den Austritt aus dem Austritt:
"Will Boris Johnson, derzeit Favorit für die Nachfolge Premierminister Camerons im Oktober, überhaupt noch aus der EU austreten? Am Samstag fragten sich das bereits mehrere britische Kommentatoren", 
spekuliert Imke Henkel bereits am Samstag in der online-Ausgabe des Blattes. Vor dem Referendum habe Cameron noch gesagt:
"wenn die Briten für den Brexit stimmten, werde er sofort Artikel 50 in Gang setzen."
nach dem Votum wolle er diesen Schritt nun lieber seinem Nachfolger überlassen, und Henkel orakelt:
"Es gibt Rechtskundige, die vermuten, dass in diesem Fall aufgeschoben aufgehoben bedeutet."
 Weil eine solche Aussage für den einfachen Bürger schwer zu verstehen ist, leistet "Die Zeit" in persona der Redakteurin Tanja Dückers zunächst einmal Grundsatzarbeit:
"In Deutschland werden die Begriffe Volksentscheid und Referendum oft synonym gebraucht, obwohl sie für verschiedene Vorgänge stehen. Bei einem Volksentscheid ist ein Anliegen aus dem Volk heraus via Bürgerinitiative oder Volksbegehren an die Öffentlichkeit gelangt, bei einem Referendum wird über eine vom Parlament oder der Regierung erarbeitete Vorlage entschieden. In Großbritannien wurde ein Referendum abgehalten."
 Diesen Ball nimmt dann Imke Henkel wieder auf und argumentiert:
"Tatsächlich ist das Referendum rechtlich nicht bindend. Anders als bei vorangegangen Volksbefragungen, bei denen das entsprechende Gesetz regelte, dass das Ergebnis auch umgesetzt werden müsse, hat Camerons Regierung eine entsprechende Regelung nicht in das Gesetz für das EU-Referendum geschrieben. Rechtlich gesprochen war das, was am Donnerstag stattfand, nichts anderes als 'eine glorifizierte Meinungsumfrage'."
Tanja Dückers bringt es auf die griffige Formel:
"...Politik im großen Maßstab kann und darf nicht am Stammtisch entschieden werden."
 Eine Parole - Populismus von denen, die den Brexitbefürwortern Populismus vorwerfen. Unanständig von denen, die die Welt in anständig und unanständig einteilen, in gut gegen böse, in jung gegen alt, wie der Online-Chefredakteur der "FAZ" Mathias Müller von Blumencron.

 Von Blumencron rechnet mit der, wie er sie nennt, Zwischengeneration gnadenlos ab. Diese Generation, geboren nach dem zweiten Weltkrieg sei die neue Generation "Nein Danke". Dabei gerät ihm einiges durcheinander: Diese Generation, "jenseits der fünfzig" habe:
"das wunderbare Geschenk der Großväter, von dem alle Nachfahren profitieren",
 mit Füssen getreten:
"Das Geschenk einer kriegsgeschundenen, durch Hunger, Flucht und Elend gemarterten Generation, die dennoch – oft in Eingeständnis großer Schuld – der Zukunft, dem Fortschritt und der Welt zugewandt war wie kaum einer ihrer Vorfahren jemals zuvor."
 Von Blumencron vergisst dabei, das es schliesslich jene Generation der Grossväter war, wenn man denn so verallgemeinern will wie er, die "Hunger, Flucht und Elend" selbst heraufbeschworen hat, die zum grössten Teil aus dem Ersten Weltkrieg nur einen Schluss gezogen hat, nämlich die Ergebnisse des ersten grossen Schlachtens durch ein noch grösseres und noch sinnloseres Morden zu revidieren. Sie war auch die Generation, die angeblich zu sehr mit dem Wiederaufbau beschäftigt war, um sich mit ihrer Vergangenheit auseinanderzusetzen. Eine Generation, die vorgab, von nichts gewusst zu haben, die sich einen demokratischen Anstrich gab und einfach da weitermachte, wo sie unterbrochen worden war.

 Der erste bundesdeutsche Kanzler Konrad Adenauer brachte das Verhalten der Kriegsgeneration nach 1945 auf den realpolitischen Punkt:
"Sie können schmutziges Wasser nicht weggiessen, wenn sie kein sauberes haben."
 Sehr richtig bemerkt von Blumencron:
"Nun ist sie (die Generation der Grossväter) abgetreten, gestorben, verblassen die Erinnerungen."
 Er pauschaliert, verurteilt eine ganze Generation, die derVäter. Sie seien es, die:
"die Populisten wie Marine Le Pen ins Präsidentenamt jubeln wollen. Sie sind es, die jetzt ganz überwiegend für den Brexit gestimmt haben. Ihre Ideale sind ähnlich, ob in Deutschland oder dem von vielen Anhängern der neuen Rechten verteufelten Amerika."
 Dabei scheint ihm zu entgehen, dass er selbst nicht argumentiert, sondern pauschal diffamiert. Den Populismus, den er den Brexitwahlkämpfern vorwirft, exerziert er selbst, wenn er mit teils falschen, teils unbewiesenen Behauptungen eine ganze Generation zu Schmarotzern macht:
"Sie sind es aber auch, die sich von den Aufbauleistungen ihrer Eltern genährt haben. Die gesicherte Arbeit in stabilen Konzernen finden konnten, so sie es denn wollten. Sie sind es, die sich an dem Erbe versündigt haben. Die stets über ihre Verhältnisse gelebt haben, indem sie die Staatsverschuldung auf Kosten der Nachfahren munter weiter nach oben getrieben haben. Und die jetzt zu nicht unwesentlichen Teilen von einer Altersversorgung leben, von denen ihre Kinder nur träumen können."
Von Blumencron klagt an, pauschal und ohne jeden Unterschied:
"Ausgerechnet sie verbauen nun ihren Nachfahren die Zukunft."
 Nachfahren, will man die Art derArgumentation von Blumencrons übernehmen, die schon jammern, bevor sich überhaupt etwas geändert hat:
"Die jüngere Generation hat gerade das Recht verloren, in 27 anderen Ländern zu leben und zu arbeiten. Wir werden niemals das ganze Ausmaß der verlorenen Chancen, Freundschaften, Ehen und Erfahrungen wissen, die uns jetzt versagt bleiben. Diese Freiheit ist uns gerade genommen worden von unseren Eltern, Onkeln und Großeltern in einem Hieb gegen eine Generation, die ohnehin schon unter der Last der Schulden der Älteren zu kollabieren droht,"
zitiert er einen Kommentator in der "Financial Times". Dabei, so hat von Blumencrons Kollege Oliver Kühn, ebenfalls in der "FAZ", anhand von Zahlen herausgefunden:
"Die Jungen sind selber Schuld",
denn die Zahlen zeigten:
"...dass die Jüngeren sich die Suppe eigentlich selbst eingebrockt haben. Nach dem Zensus des Jahres 2011 machen sie rund 45 Prozent der wahlberechtigten Bevölkerung aus, die älteren rund 55 Prozent. Wie Nachwahlbefragungen von Lord Ashcroft zeigen, sind von den bis 45 Jahre alten Wahlberechtigten aber nur rund 35 Prozent zu den Urnen gegangen, also rund zehn Prozent weniger als ihr Anteil an der Bevölkerung ausmacht."
 Eine Tatsache, die der Hipster-Ableger des Spiegels, "Bento" völlig ignoriert. Bento geht es nicht um sachliche Berichterstattung, Analyse oder gar um die Bemühung zu einen, angeblich einer der Grundpfeiler der EU, sondern um Spaltung und Ausgrenzung.
"Liebe Generation Rollator, macht mir mein Europa nicht kaputt",
fordert Christina Kufer, und weil ihr das Ergebnis des Referendums nicht gefällt, wird bei ihr aus der Demokratie eine "Gerontokratie". Eine schöne Demokratie würde das werden, wenn man vor einer Abstimmung die Gegner des gewünschten Ergebnisses von der Abstimmung ausschlieseen würde. Frau Kufer ist im Übrigen Juristin mit erstem Staatsexamen.

 Das Mutterblatt, "Der Spiegel" bemüht den stellvertretenden Direktor der Abteilung "Demokratie und Demokratisierung" am Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung(WZB) und Professor am Institut für Sozialwissenschaften der Humboldt-Universität in Berlin, Bernhard Weßels, um die Abstimmung der Briten als eigentlich nicht rechtens abzutun. Der teilt der erstaunten Leserschaft mit:
"Es gibt in Wahrheit keine echte Mehrheit für den Brexit."
Das erstaunt. Sagt doch das amtliche Endergebnis des Referendums 51,9% hätten für und nur 48,1% gegen einen Austritt Grossbritanniens gestimmt. Aber Weßels Rechnung ist eine andere:
"...von den 92 Prozent der Wahlberechtigten, die sich für das Referendum registrieren ließen, haben nur 70 Prozent abgestimmt. Für eine positive Mehrheit aller britischen Wahlberechtigten aber hätten von ihnen 75 Prozent pro Brexit stimmen müssen - statt wie geschehen 52 Prozent."
Abgesehen einmal davon, dass der Herr Professor anscheinend die exakten Zahlen nicht kennt - die Wahlbeteiligung betrug nicht 70% sondern 72%, ist schliesslich unklar, warum die restlichen Wähler nicht zur Urne gegangen sind und wie sie denn gewählt hätten, wenn sie gewählt hätten.

 Würde man ähnliche Kriterien an deutsche Wahlen anlegen, so wäre wohl jede Wahl, ob für den Bundestag, die Länderparlamente oder die Kommunalwahlen ohne jede Aussagekraft, oder wie der Herr Professor Weßels es ausdrückt:
"...das Ergebnis deshalb eigentlich nicht für belastbar."
An der letzten Bundestagswahl beteiligten sich 71,5% der Wahlberechtigten, also ein Ergebnis ganz nah an der Wahlbeteiligung am britischen Referndum. Nach dem amtlichen Endergebnis erhielt die CDU 34,1% der abgegebenen Stimmen, nach Lesart des Herrn Professors wählten also nur 24,4% aller Wahlberchtigten die CDU; die SPD bekam 25,7% und somit wählten nur 17,9% der Wahlberechtigten die SPD; die CSU erhielt 7,4% der abgegebenen Stimmen und somit 5,3% der Stimmen aller Wahlberechtigten. Die grosse Koalition, die im Bundestag knapp 80% der Sitze inne hat, wurde also nur von 47,6% der Wahlberechtigten Deutschen gewählt. So ein Ergebnis halte ich "eigentlich nicht für belastbar".

 Um allerdings vollends ins plötzlich sehr naheliegende Absurdistan auszureisen, bedarf es wieder einmal des Tagesspiegels und des Deutschlandfunks. Tagesspiegelautorin Claudia von Salzen hat einen ganz anderen Sieger als die britischen Brexitbefürworter ausgemacht:
"Einer der Gewinner heisst Wladimir Putin",
weiss die adelige Schreiberin und begründet diese ihre Überzeugung:
"Seit Jahren versucht Putin, die europäische Einigkeit aufzubrechen."
Und als ob das nicht schon genug wäre, spielt der Kremlherr auch noch sein falsches Spiel mit der Öffentlichkeit:
"Putin betonte, Russland habe auf das Votum keinen Einfluss genommen, und hielt sich zugleich mit direktem Lob für das Ergebnis zurück."
Claudia von Salzen hat aber wohl geheime Quellen, aus denen sie ihr Wissen über das Innerste der russischen Führung schöpft:
"Aber die Kreml-Elite begrüßt die Entscheidung…"
 Florian Kellermann vom Deutschlandfunk, der für sich in Anspruch nehmen kann, schon so manche Nebelkerze in Richtung Russland gezündet zu haben, scheint allerdings auch über gute Beziehungen direkt hinter die dicken Mauern des Kremls zu verfügen:
"Schon in den Wochen vor dem Referendum hatten die meisten russischen Experten auf ein Nein der Briten zur Europäischen Union gehofft",
kann uns Kellermann berichten. Und einen Beleg für diese Behauptung liefert uns Kellermann auch:
"Wir sollten unsere Solidarität mit dem britischen Volk ausdrücken. Es hat richtig entschieden. Wir sind auch dafür, dass sich die Länder als Nationalstaaten entwickeln, wir brauchen keine Länder-Kolchosen. Nach Großbritannien werden noch andere austreten, die Schengen-Zone wird zerfallen, und der Euro wird abgeschafft. Der russische Rubel wird eine führende Rolle übernehmen. Russland wird Beziehungen zu allen demokratischen Ländern Europas einzeln aufnehmen."
 Das Zitat stammt zwar nicht von Putin, sondern von dem russischen Rechtsaussen Wladimir Schwirinowski, der ungefähr so viel mit Putin zu tun hat wie die Chefin der AFD, Frauke Petri mit Bundeskanzlerin Angela Merkel - aber was soll's - Russe ist Russe. Da nutzt auch die Aussage des russischen Ministerpräsidenten Dmitrij Medwedjew wenig bis nichts, der das Referendum eine innere Angelegenheit Grossbritanniens nannte und sich jeglicher Kommentierung enthielt.

 Kellerman ist sich nahezu sicher, das britische Referendum ist nur die Spitze des Eisbergs:
"Russland versucht seit Jahren, seine Interessen in der Außen- und in der Wirtschaftspolitik durch bilaterale Absprachen umzusetzen und dabei die EU möglichst zu umgehen. Kritiker werfen dem Kreml vor, er wolle die Gemeinschaft sogar spalten."
 Man sieht an diesen wenigen Beispielen: Kritische, vorurteilsfreie Analyse ist nicht gerade die vorherrschende Stärke in deutschen Redaktionsstuben. Diese Art von Pauschalierungen und kollektiven Schuldzuweisungen stärkt genau die, denen die Damen und Herren Redakteure die Hauptschuld an dem Ergebnis des britischen Referendums geben, den Populisten und Rattenfängern des politisch rechten Lagers.

 Statt einmal darüber nachzudenken, ob in der Vergangenheit in der EU nicht viel zu viele Entscheidungen getroffen worden sind, die die Bürger aussen vor liessen, die offenbar von der Überzeugung weiter Kreise in der Politik getragen schienen, man wisse am besten was für den gemeinen Europäer gut oder schlecht sei, werden Verantwortliche gesucht und stigmatisiert.

 Beispiele für die Bürgerferne der politischen Klasse gibt es derweil zuhauf. 2004 versuchte man in Rom, der EU eine Verfassung zu geben. Die Bürger darüber abstimmen zu lassen, wurde für wenig opportun gehalten. Man fürchtete, die Verfassung könne bei einer Volksbefragung durchfallen. Nur die Ablehnung der Franzosen und der Niederländer, die ihre Regierungen durch Volksabstimmung dazu zwangen, den Vertrag nicht zu ratifizieren, brachten das Abkommen zu Fall. Daraufhin schlossen die Regierungen die Vereinbarung von Nizza, die zwar fast wörtlich den Vertragstext von Rom übernahm, aber durch den kleinen Trick, sie nicht Verfassung, sondern nur Vereinbarung zu nennen, konnte eine weitere Voksabstimmung verhindert werden. Die Bürger Europas wurden aufs übelste ausgetrickst.

 Auch die diversen Osterweiterungen der EU 2004, 2007 und 2013 wurden von den Bürgern mehrheitlich abgelehnt und führten, wie sich gerade in der letzten Zeit zeigt, nicht zu einer Vereinigung und einem Zusammenwachsen der Länder Europas, sondern eher zu mehr Streit und Unfrieden und zu einer zunehmenden Unbeweglichkeit. Die Entscheidungen Estland, Lettland, Polen, Tschechien, Slowenien, die Slowakei, Ungarn, Zypern, Malta, Rumänien und Bulgarien in die EU aufzunehmen, waren wohl eher aussen- und machtpolitischen Überlegungen geschuldet.

 Eine unsägliche Agrarpolitik hat zu einer beispiellosen Konzentration und damit einhergehend zu einer Verarmung der bäuerlichen Landwirtschaft und riesigen Monokulturen geführt, die immer grösserer Mengen von Pflanzenschutzmittel bedürfen. Zu welchen absurden Ergebnissen die Fixierung ausschliesslich auf Massenproduktion führt, zeigt sich zur Zeit in der Milchwirtschaft. Die Bauern müssen ihre Milch zu einem Preis weit unter den Gestehungskosten abgeben.

 Die Wirtschafts- und Sozialpolitik hat in weiten Teilen der EU zu immer grösserer Arbeitslosigkeit und Verarmung der arbeitenden Menschen geführt. Im Gegensatz dazu sind die Vermögen und die Einkommen der oberen Einkommens- und Vermögensklassen exorbitant gestiegen.

 Nicht zuletzt soll hier an die Geheimverhandlungen über die Freihandelsabkommen Ceta mit Kanada und TTIP mit den USA erinnert werden. Die Bürger werden von den durch keine demokratische Wahl legitimierten Bürokraten aus Brüssel und ihren Regierungen wie feindliche Agenten betrachtet und wie geistig nicht zurechnungsfähige Entmündig behandelt.


 Aber ein Innehalten und Nachdenken sind weder bei der Presse noch in der Politik zu erkennen. Das genaue Gegenteil scheint der Fall zu sein. So sagte der deutsche Aussenminister Steinmeyer nach seinem Treffen mit dem französischen Aussenminister Jean-Marc Ayrault am Montag, man habe:
"...in den letzten Monaten intensiv darüber beraten, wie wir in Europa auf den Ausgang des britischen Referendums reagieren können".
 Das einzige, was den beiden Herren eingefallen zu sein scheint: Massive Aufrüstung. In dem gemeinsam erarbeiteten Papier, das nun der Öffentlichkeit vorgestellt wurde, heisst es unter anderem:
"Um den steigenden Herausforderungen im Sicherheitsbereich gerecht zu werden, müssen wir unsere Anstrengungen auf dem Gebiet der Verteidigung verstärken. Die Mitgliedsstaaten der EU sollten ihre gemeinsam eingegangenen Verpflichtungen hinsichtlich ihrer Verteidigungshaushalte und des Anteils der Ausgaben, der für die Beschaffung von Ausrüstung sowie für Forschung und Technologie vorgesehen ist, bekräftigen und einhalten. Innerhalb der EU schlagen Deutschland und Frankreich die Einführung eines Europäischen Semesters für den Bereich Verteidigungsfähigkeiten vor. Wir wollen damit die Abstimmung in den nationalen Planungsprozessen erhöhen, Synergien schaffen und Prioritäten abgleichen. Durch die Einrichtung eines europäischen Forschungsprogramms im Verteidigungsbereich soll die Innovationskraft der europäischen Industrie gestärkt werden."

Beitrag der ARD-Dokureihe "Fakt" - absolut faktenlos

$
0
0
 "Fakt" so der Name einer Sendereihe in der ARD, in der uns am Montag abend der Beitrag "Spiel im Schatten - Putins unerklärter Krieg gegen den Westen" (auch auf You Tube: https://www.youtube.com/watch?v=dLRNvUCLQPQ) geboten wurde, geradezu ein Lehrbeispiel für Propaganda. Soll der Titel der Sendereihe, "Fakt" dem Zuschauer doch suggerieren, hier würden, um es mit einem bekannten Macher eines ebenso bekannten Wochenblattes zu sagen, nichts als "Fakten, Fakten, Fakten", geboten.

 Allerdings sah sich der zuschauende Gebührenzahler wieder einmal von der ARD grob getäuscht. Denn was der 30-minütige Beitrag ausser Vermutungen, unbewiesenen Behauptungen, und ebenso unbewiesenen Verdächtigungen auf keinen Fall zu bieten hatte, waren Fakten. Wenn aber jemand Vermutungen, Behauptungen und Verdächtigungen öffentlich verbreitetet, die zu einer vorher festgelegten Schlussfolgerung führen sollen, dann nennt man das gemeinhin Propaganda. Oder wie "Wikipedia es formuliert:
"Propaganda (von lateinisch propagare ‚weiter ausbreiten, ausbreiten, verbreiten‘) bezeichnet einen absichtlichen und systematischen Versuch, öffentliche Sichtweisen zu formen, Erkenntnisse zu manipulieren und Verhalten zum Zwecke der Erzeugung einer vom Propagandisten oder Herrscher erwünschten Reaktion zu steuern."
Und Wikipedia fügt einen Satz hinzu, den man auch heute wieder getrost unterzeichnen kann, der aber auch darauf hinweist, dass Propaganda den hiesigen Medien von Anfang an, keineswegs fremd war:
"In der Bundesrepublik wurde Propaganda zu Zeiten des Kalten Krieges in den öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten und privaten Medien sowie in vielen übrigen Bereichen des täglichen Lebens eingesetzt, oft mit starker Wendung gegen die DDR."
 Beliebigkeit ist also schon seit Anbeginn der Bundesrepublik Deutschland ein Merkmal der öffentlichen Berichterstattung, auch und besonders bei ARD und ZDF. Man passt sich halt an, beobachtet nicht kritisch die politisch Handelnden, sondern begleitet sie wohlwollend und liefert Stichworte. Man erzeugt Gefühle von Bedrohung, Unterlegenheit und Hilflosigkeit gegenüber einem verschlagenen fast übermächtig erscheinenden Gegner.

 So lenken die Medien von den wirklichen Problemen ab und schaffen Handlungsfreiräume für die Mächtigen um ihre Entscheidungen so zu treffen wie sie für sie selbst am vorteilhaftesten sind. Ein Beispiel aus der ersten Dekade der 2000er Jahre soll das hier stellvertretend beleuchten.

 Eine Umverteilung von Unten nach Oben in bislang unbekannten Ausmassen stand an. Die Eliten brauchten Kapital um an den Börsen dieser Welt in grossem Masse zu spekulieren. Wetten auf Alles und Jeden wurden abgeschlossen. Man spekulierte auf den Ölpreis, die Zinsentwicklung auf die Währungen. Die Wohlfahrt ganzer Länder wurde von den Spekulanten aufs Spiel gesetzt und nicht selten verzockt. Da wollten die Deutschen nicht abseits stehen.

 Für die Sozialsysteme war da kein Platz mehr. Also ging die rot-grüne Bundesregierung unter Kanzler Schröder daran, die deutsche paritätische Sozialversicherung, bisher beispielhaft auf der Welt auf dem Müllhaufen der Geschichte zu entsorgen. Da das aber eine soziale Verschlechterung für die allermeisten Deutschen brachte und somit für Unruhe gesorgt hätte, mussten die Empfänger von Sozialleistungen diskreditiert werden. Also gingen unsere Medien daran, aus allen Sozialhilfeempfängern, aus allen Rentnern, aus allen Arbeitslosen Schmarotzer des Sozialsystems zu konstruieren. Wer erinnert sich nicht an das böse Wort von der sozialen Hängematte oder den Satz des SPD-Vorsitzenden Müntefering:
"Wer nicht arbeitet soll auch nicht essen!"
 Nicht die um die nackte Existenz kämpfenden Niedriglöhner, nicht die alleinerziehenden Mütter, nicht die ohne Schuld in die Arbeitslosigkeit geratenen Menschen bestimmten das Bild, der auf die Solidarität der Gemeinschaft angewiesenen, sondern Menschen wie Arno Dübel, "Deutschlands frechster Arbeitsloser", wie die Bildzeitung ihn nannte. Wer erinnert sich nicht an den Medienhype um Florida-Rolf, Viagra-Kalle, Yacht-Hans und Mallorca Karin, oder wie sie alle genannt wurden. Das öffentlich-rechtliche Fernsehen präsentierte, in seinen damals so beliebten Talkshows Menschen, etwa bei Maischberger, wie Ralph Boes einen "Hartz IV Schnösel", wie die Bidzeitung ihn nannte, oder Moritz E. den Anne Will in ihrer Talkshow vorstellte, die sich jeder Arbeit verweigerten.

 Die Kampagne verfehlte ihr Ziel nicht. Bald schon galt jeder HartzIV-Empfänger als potenzieller Sozialschmarotzer. Deren Kinder wurden in der Schule und bereits im Kindergarten als "Hartzer" verspottet und gemobbt. Solidarität war ein Bergriff von gestern und vorgestern. Ab jetzt war sich jeder selbst der Nächste.

 Heute sind es die Russophilen, die Putinversteher, die Putintrolle. Jeder und Jede, die sich für einen, eigentlich selbstverständlichen Interessenausgleich zwischen der EU und Russland einsetzt, wird ausnahmslos in die rechte Schmuddelecke verortet, wird gleichgesetzt mit Populisten wie Elsässer und seinem Compact-Magazin, mit AFD-Anhängern oder Pegida-Spaziergängern. Prominente, die sich dafür einsetzen, den Gesprächsfaden mit Russland nicht gänzlich abreissen zu lassen, müssen sich unterschwelligen Verdächtigungen aussetzen. So beklagt sich "Der Tagesspiegel" in seiner Kritik an dem oben genannten Beitrag der ARD:
"...die deutschen Politiker, Wissenschaftler und Wirtschaftsvertreter, die seit Jahren in Netzwerken mit der Moskauer Führungselite aufs engste verbunden sind oder gar einen lukrativen Job in Russlands Energiebranche angenommen haben, kommen in diesem Film gar nicht erst vor."
 Während die eigene Volksverdummung, man denke an die Kampagne für Julia Timoschenko, die geradezu zu einer, an einem, nur im Westen behandelbaren Rückenleiden erkrankten und unmittelbar nach ihrer Freilassung aus dem Gefängnis wie durch ein Wunder genesenen und fröhlich auf der Bühne des Maidan umherspringenden, Märtyrerin gemacht wurde oder die ukrainische Kriegshetzerin Nadja Sawtschenko die, obwohl sie sich freiwillig zu dem faschistischen Kriegsverbrechern des Freicorps Ajdar meldete, in den deutschen Medien ausschliesslich als  ukrainische Pilotin bezeichnet wird, als seriöser Journalismus verkauft wird, wird russische Propaganda, die es unbestritten gibt, zu einem Medienkrieg hochstilisiert.

 Arndt Ginzel und Marcus Weller gehen in ihrem Machwerk:
"Spiel im Schatten - Putins uerklärter Krieg gegen den Westen"
 noch einen Schritt weiter. Sie reden nicht nur von einem Medienkrieg, bei ihnen wird daraus ein unerklärter Krieg, ein hybrider Krieg, den ein Mann, Putin, gegen den Westen führt. Um diese, bereits im Titel vertretene These wird eine mühsam zusammengeschraubte Konstruktion errichtet, die durch keinerlei Fakten untermauert wird.

 Ausganzpunkt ist der "Fall Lisa":
"Der Verfassungsschutz ist überzeugt, dass die Kampagne um Lisa von Russland iniziiert und organisiert wurde. Der Präsident hält das für eine absichtliche Provokation",
erklärt der Sprecher aus dem OFF.
"Bei dem Fall Lisa wurde in der Tat deutlich, dass das Thema Flüchtlingspolitik von der russischen Seite in der Weise instrumentalisiert wurde, dass eine völlig erfundene Geschichte von Lisa, sie sei von einem Imigranten vergewaltigt worden, instrumentalisiert wurde, um Einfluss zu nehmen."
 Hans-Georg Maaßen, Präsident des Bundesverfassungsschutzes, bedient sich eines alten aber sehr effizienten Tricks: Er nimmt einen Einzelfall, den "Fall Lisa" und erklärt ihn zur Methode. Dabei nutzt er seinen Status, den eines Experten, der ihm Kraft seines Amtes vermeintlich zukommt. Dieses Amt, des Präsidenten des Verfassungsschutzes, entbindet ihn quasi von der Pflicht, seine Behauptungen durch Fakten belegen zu müssen. Als Präsident des Verfassungsschutzes, so wird ohne es auszusprechen, angenommen, dass er über Informationen verfügt, die dem durchschnittlichem Bürger nicht zugänglich sind. Ausserdem gewährt ihm die Höhe seines Amtes eine gewisse Reputation - "so ein Mann lügt nicht".

Im nächsten Satz greift Maßen zum nächsten Psycotrick:
"Und zeigt natürlich auch die Möglichkeiten auf, über die im Grunde genommen Russland hier in Deutschland verfügt, nämlich an einem Wochenende so viele Menschen auf die Strasse zu bringen."
 Wieder wird ein Einzelfall systematisiert. Zusätzlich wird ein Angstszenarium aufgebaut. Ein böser machiavellistischer Feind im fernen Moskau hat Deutschland bereits dermassen unterwandert, dass wir nicht mehr Herr im eigenen Hause sind. Überall lauern die Mitglieder der fünften Kolonne Moskaus: Der Busfahrer, die Bauarbeiter , die vor dem Haus den Kanal erneuern, die nette Verkäuferin an der Wursttheke im Supermarkt, der Altachtundsechziger im alternativen Buchladen, die Lehrerin der eigenen Kinder, vielleicht sogar der Nachbar im gleichen Haus, sie alle könnten "Schläfer" sein, die auf einen geheimen Befehl aus dem Kreml hin, sich erheben und unsere "freiheitlich-demokratische Ordnung" zerstören.

 Wie heisst es doch in dem Film ab Minute 6:45:
"Die Täter kommen nicht mehr nur aus dem rechtsradikalem Spektrum, sondern zunehmend auch aus der sogenannten Mitte der Gesellschaft."
  Krampfhaft versuchen die Autoren, die etwas gewagten Behauptungen des Herrn Präsidenten zu untermauern. Als erstes Indiz führen sie den Besuch des Vorsitzenden des "Internationalen Konvents der Russlanddeutschen" Heinrich Groth" in Moskau an:
"Heinrich Groth war kurz vor der Demonstration in Moskau, gab sogar ein Interview zum 'Fall Lisa' im russischen Fernsehen."
Dieser Umstand allein muss dem Fernsehzuschauer eigentlich schon reichen, um eine Verschwörung der Russlanddeutschen mit den Herren des Kreml für ausgemacht zu halten. Doch der Mann macht sich noch verdächtiger, indem er alles rundheraus abstreitet:
 "Doch im Auftrag des Kreml will er die Demonstration nicht angemeldet haben."
 Die Macher des Films legen nach, sie holen Groth selbst vor die Kamera:
"Jetzt heisst es ja, sie haben sich da quasi Instruktionen geholt in Moskau",
fragt ein Mann hinter der Kamera. Groth zeigt sich hartleibig streitet dreist die Tatsache der Weisung aus dem Kreml ab:
"Nun ja, das will jemand so verkaufen."
Groth lacht, der Mann lacht den Reportern frech ins Gesicht und er schreibt dem Herrn Verfassungsschutzpräsidenten ins Stammbuch, das sie schlechte Arbeit geleistet hätten, die Sicherheitskräfte die Deutschen die Russischen und alle anderen, die dazu noch etwas sagen wollen oder können:
"Schlechte Arbeit"
sagt er noch einmal und lacht.
"Mit wem hat die russische Führung über den 'Fall Lisa' und seine Bedeutung für die deutsche Innenpolitik gesprochen?"
Die Frage ob die "russische Führung"überhaupt mit irgendjemanden gesprochen hat, wird gar nicht erst gestellt. Sie hat, das steht mal fest für die Autoren, mit jemanden gesprochen, also kann die Frage nur lauten mit wem? Und wie es so ist, wenn man in der Grauzone der Geheimdienste, der Verschwörungen und der geflüsterten Worte unterwegs ist:
"Wir bekommen einen Tip! - Auf der Demonstration vor dem Kanzleramt sprach auch ein Mann Namens Dimitri Rempel. Er ist Vorsitzender der Minipartei 'Die Einheit', die einen strammen putinfreundlichen Kurs vertritt."
 Nun mag dem ein oder anderen der Gedanke durch's Gehirn wandern, was denn bitte schön ein offenbar sektiererischer Spinner und Vorsitzender einer "Minipartei" Namens Dimitri Rempel mit der "Bedeutung für die deutsche Innenpolitik" zu tun haben soll? Die bedrohlich klignende Antwort kommt vom Sprecher aus dem OFF:
"Herr Rempel hat beste Kontakte in Russland",
was schon allein zu den grössten Befürchtungen berechtigt. Aber damit nicht genug. Er war auch noch:
"...zur fraglichen Zeit zu Gesprächen mit Regierungsvertretern in Moskau."
 Uns wird weder verraten, wer denn diese Regierungsvertreter in Moskau waren, noch welchen Rang sie in der dortigen Regierungshierarchie innehaben. War es nur irgendein Mitarbeiter? War es ein Behördenleiter, ein Staatssekretär, ein Minister oder gar der Leibhaftige, Putin selbst?
"Wir fliegen nach Köln, um ihn zu fragen, was genau er mit der russischen Regierung über den 'Fall Lisa' besprochen hat?"
Für die Autoren steht ausser Zweifel, dass Rempel mit der russischen Regierung irgendetwas über den 'Fall Lisa' besprochen hat. Eine andere Option, ein anderes Gesprächsthema ist für sie jenseits jeglicher Realität. Was sie zu dieser Annahme gebracht hat, verraten sie uns nicht.

 Aber auch Rempel zeigt sich verstockt, leugnet jegliche Befehle oder Instruktionen der Russen zur Unterwanderung der deutschen Gesellschaft. Er stellt seine Gespräche mehr auf eine informelle Stufe:
"Natürlich wurde bei uns mal angefragt, wie sieht die Situation aus? Ob das stimmt oder nicht stimmt? Ob solche Fälle nur Einzelfälle sind oder nicht? Ob, was die Medien darstellt, stimmt oder nicht stimmt? Natürlich haben wir auch mal darüber diskutiert und mal gesprochen, so was, wie ist unsere Meinung über die Kölner Situation, hier mal über die Kölner Geschichte in der Sylvesternacht oder auch mal viel gesprochen. Ja das war reine Meinungsaustausch."
 Das war's - mehr haben Ginzel und Weller nicht zu bieten, mehr können sie nicht liefern. Kein, auch nur ansatzweise, die Behauptungen des Präsidenten des Verfassungsschutzes untermauernder oder gar beweisender Fakt, nur Vermutungen und die Aneinanderreihung von Verdächtigungen. Trotzdem scheint es ihnen geboten ein Resümee zu ziehen:
"Kurz zusammengefasst: Während sich das Verhältnis zwischen der Bundesrepublik und der russischen Föderation wegen der Ukrainekrise auf einem Tiefpunkt befindet, hetzt eine Desinformationskampagne die russische Minderheit in der Bundesrepublik auf. Massive Propaganda verstärkt die negative Stimmung in der Flüchtlingskrise. Massendemonstrationen und Übergriffe setzen die Regierung zusätzlich unter Druck. Destabilisierung nennt man das. Und sie ist Teil einer Strategie, die man hybride Kriegsführung nennt."
 Gute zehm Minuten Sendezeit, also über ein Drittel der Gesamtlänge hat es gedauert um endlich bei dem uns im Titel versprochenem Krieg, den uns angeblich Putin aufzwingt, zu kommen. Zehn Minuten Sendezeit, damit vergeudet, mit zwanghaften Bemühungen einen Krieg herbeizureden, den es, zieht man Fakten zu Rate, gar nicht gibt.

 Hybrider Krieg, das ist das Stichwort für Stefan Meister. Meister macht uns den Erklärbär:
"Das Konzept des hybriden Krieges gibt es in der russischen Strategieplanung im russischen Generalstab in der russischen Debatte seit ungefähr Jahr 2012..."
Der Rest des Satzes bleibt den Zuschauern verborgen. Die ARD setzt hier, warum auch immer, einen radikalen Schnitt.
"Es ist eben keine reine Medien- oder PR- oder Softpowerstrategie. Sondern es ist eben der Generalstab, es ist der Geheimdienst, es ist vor allem das russische Militär, was diese Methoden entwickelt hat und was sie anwendet."
Alles verstanden? Wahrscheinlich weiss nun immer noch niemand mit was wir da bedroht werden, aus dem Osten.

Wenden wir uns ab von diesem ausgemachten Blödsinn und fragen uns lieber, warum gerade jetzt dieser Beitrag über die uns alle bedrohende Gefahr aus Moskau gesendet wird. Der "Fall Lisa", der hier immer wieder thematisiert wird, liegt immerhin schon ein halbes Jahr zurück. Bei der Beantwortung dieser Frage kann uns Stefan Meister schon eher behilflich sein. Ist er doch Programmleiter Osteuropa, Russland und Zentralasien, des Robert Bosch-Zentrum für Mittel- und Osteuropa, Russland und Zentralasien bei der "Deutschen Gesellschaft für auswärtige Politik e.V.", kurz DGAP.

 Die DGAP ist das deutsche Pendant zum US-amerikanischen "Council on Foreign Relations" und eng verbunden mit dem "Catham House". Beide Organisationen sind die prägenden Denkfabriken in der US-Aussenpolitik und eng verwoben mit dem militärisch-industriellen Komplex in den USA.

Auch die deutsche DGAP, die sich in ihrer Selbstdarstellung als unabhängig bezeichnet, ist nur lebensfähig mit den mächtigen Finanzspritzen aus der Rüstungsindustrie. So steht an der Spitze der Zuwender neben dem Auswärtigen Amt, die Airbus Group, eines der grössten Rüstungsunternehmen Europas. Weitere Unterstützer sind die Daimler AG, Huawei Technologies Deutschland GmbH, Shell Deutschland Oil GmbH, Fritz Thyssen Stiftung, Evonik Industries AG, The German Marshall Fund of the United States, Rheinmetall AG, BASF SE, Bayer AG, Robert Bosch GmbH, Lockheed Martin Overseas Services Corporation, Siemens AG, Eurojet Turbo GmbH, usw., usw.

Zum Präsidium zählen unter anderen die Politiker Nils Annen, SPD - Elmar Brook, CDU - Karsten D. Voigt, SPD - der langjährige Chef der Münchner Sicherheitskonferenz Wolfgang Ischinger - der Vorstandsvorsitzende der Airbus Group und ehemalege Vorsitzende der Atlantikbrücke, Thomas Enders.

 Am kommenden Wochenende dem 8. und 9. Juli findet das Treffen der Staats- und Regierungschefs der Nato in Warschau statt. Auf dieser Tagung stehen weitreichende Beschlüsse auch zur Aufrüstung der Nato auf dem Programm. Da macht es sich natürlich gut, wenn das Potenzial der Bedrohung so gross wie eben möglich gezeichnet wird. Ein Krieg kommt da gerade Recht. Ein Schelm wer böses denkt.

In eigener Sache

$
0
0


 Auf der Rechtsaussenseite "Anonymousnews.de" wurde ohne meine Einwilligung und ohne Nennung des Urhebers mein post
"Marieluise Beck zu Gast bei Us-amerikanischen Fracking- und Uranunternehmen - oder: Wie Politik entsteht"
vom 30. Dezember 2014 eins zu eins abgekupfert.

Von der Seite "Anonymousnews.de" hat dann widerum die ebenfalls der rechten Szene zugehörige Seite "Der BRD-Schwindel" ohne meine Zustimmung und ohne Quellenangabe, abkopiert.

1. Ich verwahre mich gegen die unrechtliche Nutzung meines geistigen Eigentums.
 
2. Die geistige Gesinnung dieser Internetseiten entspricht in keinster Weise meiner politischen Einstellungen und werden von mir zutiefst verachtet.
 
3. Ich distanziere mich von den, allein durch die Geisteshaltung der Kopisten, meinen Text entstellenden Veröffentlichungen.

Rechtlich zu belangen sind beide Seiten angesichts meiner beschränkten finanziellen Möglichkeiten nicht und der Versuch hätte auch wenig Aussicht auf Erfolg. Denn während die Seite "Der BRD-Schwindel" gänzlich auf ein Impressum verzichtet, gibt die Seite "Anonymousnews.de" im Impressum als Adresse an:
Deutscher Widerstand
anonymousnews.de
Havanska 1087/3a
17000 Prag
Tschechische Republik
In diesem Gebäude befindet sich angeblich der Sitz von "Deutscher Widerstand anonymousnews.de"...
...im Hinterhof diese heruntergekommenen Mietshauses.

In der Haustür hängt ein leider weitgehendes unleserliches Schild mit dem Hinweis auf das Hinterehaus.
Die Seite gehört zweifellos zu dem Netzwerk um den untergetauchten Mario Rönsch. Rönsch ist mutmasslicher Betreiber der mittlerweile gesperrten Facebookseite "Anonymous.Kollektiv".  Die Seite hat allerdings nichts mit der Hackergruppe Anonymous zu tun. Die Hacker von "Anonymous" haben sich des öfteren von der Facebookseite distanziert.


Wie die Süddeutsche berichtet hatte "Anonymous.Kollektiv":
"gegen Flüchtlinge, Muslime und die Bundesregierung gehetzt, Politiker beleidigt und offen zu Gewalt und Selbstjustiz aufgerufen."
Dabei ist Rönsch kein unbeschriebenes Blatt. Die Süddeutsche berichtet weiter:
"Der Staatsanwaltschaft Erfurt liegen mehrere weitere Anzeigen gegen Rönsch vor. Dem zuständigen Staatsanwalt zufolge ist Rönsch "recht erfahren, was Strafverfahren angeht". Als Geschäftsführer von Adfanyo handelte Rönsch mit Facebook-Likes, er ist mehrfach vorbestraft und wurde unter anderem wegen Betrugs und Insolvenzverschleppung belangt."
Den Schluss, dass auch hinter "Anonymousnews.de" Rönsch steckt, zog auch schon die Süddeutsche:
"Bevor AK aus dem Netz verschwand, tauchten auch dort Links zu Anonymousnews.de auf. Es scheint gut möglich, dass Rönsch versuchte, sich mit dieser Webseite ein weiteres Standbein aufzubauen."
 Noch einmal: Mir ging es in meinem post vom Dezember 2014 einzig und allein darum, die Kontakte der Grünen-Bundestagsabgeordneten Marieluise Beck zur US-amerikanischen Rüstungsindustrie, zu den Energiemulties und den US-Neocons aufzudecken und publik zu machen. Ich distanziere mich daher ausdrücklich von dem untauglichen Versuch meinen Text in die rechtsradikale Propaganda von "Anonymousnews.de" und "Der BRD-Schwindel" einzubinden.

Wladimir Putin, als Bösewicht für die Medien unbezahlbar

$
0
0
  Er ist schon ein wahrer Segen für die westliche veröffentlichte Meinung: Die Fleischwerdung des Bösen, die Inkarnation Luziffers - Wladimir Wladimirowitsch Putin, der Präsident des Reichs der Finsternis - Russland.

 Die letzten Wochen waren die Blätter und die Rundfunk- und Fernsehkanäle voll von Nachrichten über das russische Staatsdoping. Die ARD und ihr Redakteur Hajo Seppelt gar durften sich als Zentrum des Universums der Lauterkeit im Sport, als strahlender Stern am Firmament der Antidopingbewegung, als Fels in der Brandung gegen ein Meer staatlich geförderten Betrugs im sonst doch so reinen und hehren Leistungssport produzieren.

 Ganze Stäbe in den Redaktionen waren bemüht einen direkte Beteiligung Putins am Doping russischer Sportler nachzuweisen. Alle russischen Sportler, so stand es geschrieben und so konnte man hören, egal ob ihnen Doping in der Vergangenheit nachgewiesen werden konnte oder nicht, seien von Olympia auszuschliessen - ohne ansehen der Person. Das, so hörte man, sei natürlich keine Kollektivstrafe, und schon gar nicht politisch motiviert, und es entspräche auch nicht der Wahrheit, dass russische Sportler unter Generalverdacht ständen. Man müsse, so hiess es, wolle man ernst genommen werden im Kampf gegen Doping, ein Exempel statuieren.

 Das erinnert mich ein wenig an das eher lächerliche Verhalten meiner alten Lehrer die, wenn sie nicht mehr weiter wussten, einfach die ganze Klasse nachsitzen liessen. Das mag vielleicht ein probates Mittel sein, um pubertierende Schüler zu disziplinieren, die Vergangenheit hat allerdings gezeigt, dass falsches Handeln nicht durch abschreckende Strafen verhindert wird. Wenn dem so wäre, würde in den USA niemand mehr ermordet, steht doch in den meisten Staaten der USA auf Mord die Todesstrafe. Schon gar nicht wirkt das Prinzip von Zuckerbrot und Peitsche, um Staaten, wie hier in einem Stellvertreterkrieg, genannt Sport, auf den vermeintlich rechten Weg zu bringen.

 Aber geht es wirklich um die Sauberkeit im Sport, in einer Zeit, in der der britische Radrennfahrer Christopher Froom und nicht nur der Patron Froom, sondern dessen gesamtes Team Sky, bezahlt vom Medienmogul Rupert Murdoch, bei der Tour de France die gesamte Weltspitze der Profiradfahrer distanziert bei ihrer Fahrt über Alpenpässe mit mehr als zehn Prozent Steigung, an einem Tag der Tour sogar über viertausend Höhenmeter, so als radele eine Grossfamilie zum Sonntagsnachmittagskaffee. Übrigens lautstark bejubelt von den Sportreportern der ARD, die auch schon Jan Ulrich und Lance Armstrong zu Füssen lagen.

 In einer Zeit, in der bei zwei Nachtests auf Doping bei den Spielen von 2008 in Peking und 2012 in London von 1243 Proben 98 positiv ausfielen, scheint das Problem keinesfalls ein rudimentäres oder gar rein russisches zu sein. Schliesslich ist das eine Trefferquote von 8%. Jeder 12. Athlet hat also nicht nur bei der Vorbereitung und im Aufbautraining geschummelt, sondern auch während der Olympischen Spiele oder unmittelbar davor. Welchen Nationen diese Chemielaboranten angehörten, wurde nicht mitgeteilt. Man könnte vermuten, dass sie auch den jetzt am lautesten einen Ausschluss Russlands fordernden Nationen angehören.

 In einer Zeit in der anscheinend jeder Hochleistungssportler unter Asthma leidet? Eine Krankheit mit der man bei der Nationalen Anti-Doping-Agentur eine Ausnahmegenehmigung bekommen kann, die die Indikation von Asthmamitteln erlaubt. Diese Mittel, z.B. Kortison, erweitern die Atemwege, sodass der Körper mehr Sauerstoff aufnehmen kann, was besonders in Ausdauersportarten zu Leistungssteigerungen führt. Und nach dem Motto "Viel hilft viel" kann es dann schon mal passieren, dass man sich das Mittel, statt über einen Inhalator, mit einem Zerstäuber direkt in die Atemwege sprüht. Upps! Ein Versehen!
"Ich bin immer vorsichtig mit meinen Medikamenten umgegangen und habe den Ärzten vertraut",
so der norwegische Skilanglauf-Star Martin Johnsrud Sundby und niemand wird stutzig, wenn der Mann von "Medikamenten" und von "Ärzten" fabuliert. - Anscheinend ein schwer kranker Mann. Und weil der Skilangläufer Martin Johnsrud Sundby durch seinen Sport den Ruhm Norwegens in der Welt stetig mehrt, übernahm Norwegens Skiverband umgehend die
"volle Verantwortung für den Fehler bei der Einnahme der Medikamente"
 Will man dem norwegischen Skiverband und der norwegischen Ärzteschaft, zumindest den Ärzten dieses Sportverbandes nicht böswilligen Betrug, wie etwa "Putin und seinen Handlangern" unterstellen, so muss man annehmen, dass sowohl Martin Johnsrud Sundby, als auch die Funktionäre des norwegischen Skiverbandes und dessen Ärzte an einer ausgeprägten  Legasthenie, also einer Schreib-Leseschwäche leiden, da sie anscheinend nicht in der Lage sind, Beipackzettel oder Vorschriften der Anti-Doping-Agentur zu lesen und zu verstehen.

 Martin Johnsrud Sundby fiel auf und wurde für zwei Monate gesperrt - mitten im Sommer. Im nächsten Winter können sich dann die Zuschauer wieder an dem asthmatischen Röcheln des Martin Johnsrud Sundbys erfreuen.

 Ein hartes Schicksal, das der pferdefüssige Kremlherr Putin den russischen Athleten, dank seiner ausgezeichneten Beziehungen in der Welt der Sportfunktionäre ersparen konnte. Da ist zunächst, aber auch zuallererst der Präsident des IOC Thomas Bach. Ein, glaubt man der internationalen Presse, ausgewiesener Freund Putins. Als Beweis hierfür dienen den Medien die immer gleichen Bilder von den Olympischen Winterspielen in Sotschi.

 Auf Bach konzentriert sich dann auch der shitstorm, den die internationale, aber besonders die deutsche Qualitätspresse entfachte, nachdem bekannt wurde, dass das IOC den Weltsportverbänden die Entscheidung darüber überlassen hatte, welche russischen Sportler an den Wettkämpfen in Rio teilnehmen dürfen und welche nicht. Dass die Entscheidung kein Alleingang des Präsidenten des IOC war sondern vom IOC-Board, das aus 15 Mitgliedern besteht, den Kontinentalverbänden und den Athletenkommissionen einstimmig mit nur einer Enthaltung gefallen war - eine zu vernachlässigende Petitesse. Bach ist ein Freund Putins und damit basta!

 Geradezu begierig stürzte sich die versammelte Entrüstung auf die Äusserungen des gern schon einmal öffentlich seine Trikots zerreissenden deutschen Diskusswerfers, auch gern als Diskus-Star titulierten, Robert Harting. Harting, der im Jahr 2009 noch lautstark für eine eingeschränkte Freigabe von Dopingmitteln Stimmung gemacht und gleichzeitig Opfer des systematischen Dopings in der DDR verunglimpft hat. Die nämlich, wollten während der Leichtatlethik-WM in Berlin in einer Aktion 20.000 Pappbrillen verteilen
"um plakativ auf den im Verborgenen weiter stattfindenden Missbrauch verbotener Mittel aufmerksam zu machen",
wie "Spiegelonline" am 18.August 2009 schreibt. Harting damals:
"Wenn der Diskus auf dem Rasen aufspringt, soll er gleich gegen eine der Brillen springen, die die Dopingopfer hier verteilt haben. Aber ich bin kein Mörder, ich will nur, dass sie wirklich nichts mehr sehen."
 Damals im Jahr 2009 war die Sicht Hartings auf die Dopingproblematik noch eine grundsätzlich andere, was daran lag, dass der Vertrag seines damaligen Trainers Werner Goldmann vom "Deutschen Leichtatlethik Verband" nicht verlängert werden sollte. Frank Bachner von der Zeit schrieb im Januar 2009:
"Der Fall wurde zum öffentlichen Thema, weil Goldmanns früherer Athlet Gerd Jacobs vor den Olympischen Spielen in Peking erklärt hatte, der Coach habe ihm Dopingmittel gegeben. Jacobs ist vom Bundesverwaltungsamt in Köln als Dopingopfer anerkannt und lebt mit einem Spenderherz. Er leidet noch heute unter gesundheitlichen Beschwerden."
 Goldmann hatte seine Beteiligung am Doping-System der DDR noch vor den Olympischen Spielen in Peking 2008 geleugnet. Harting schrieb zusammen mit seinem Bruder Christoph und den Atlethen Markus Bandekow, Ralf Bartels, Candy Bauer, Max Bedewitz, Oliver-Sven Buder, Franka Dietzsch, Andy Dittmar, Julia Fischer, Sophie Kleeberg, Nadine Kleinert, Jessica Kolozei, Petra Lammert, Christina Obergföll, Gunnar Pfingsten, Marc Roos, Marco Schmidt, Peter Sack, David Storl einen anrührenden öffentlichen Brief an das "Bundesinnenministerium," den "Deutschen Sport Bund", den "Deutschen Leichtatlethik Verband" den "Sport-Informations-Dienst" und die "Deutsche Presse Agentur".

 Harting und seine Mitstreiter wollten zwar
"die Gründe, Vorwürfe, Unrechtmäßigkeiten, Beschuldigungen, verjährten Anschuldigungen etc. …des Rausschmisses …nicht detailliert"
beleuchten, aber
"dem Menschen Werner Goldmann vermitteln, dass da Sportler sind, die eine solche 'Bauernopferjagd' nachdenklich stimmt, stark betroffen macht und Ängste schürt."
Sport, so die Briefschreiber sei Werner Goldmanns Leben:
"Es gab keine 40-Stunden-Woche, Gleitzeit, festen Arbeitsort, 8-Stunden-Tag und ein Telefon abschalten nach 16.30 Uhr. Trainer-Sein in seiner Position bedeutete: 24-Stunden-Tag, 7-Tage-Woche und dies über 40 Wochen im Jahr."
Die Autoren fahren fort, und Harting sollte sich heute vielleicht noch einmal die Zeilen von damals durchlesen und sich fragen, wie es sich für die vielen unschuldigen russischen Sportlern bei einem Ausschluss von den Olympischen Spielen anfühlt, nicht dabei sein zu können:
"Die Kündigung des Jobs gleicht einer Amputation, einem Entzug von Lebenselixieren. Als würde man einem Musiker lebenslang „Instrumentenverbot“ geben, einem Künstler die Farbtöpfe versiegeln oder dem Sänger die Stimmbänder lähmen. Hat im Rahmen dieses Verfahrens jemand einmal die Seite Mensch des Werner Goldmanns betrachtet?"
In völliger Verkennung, des deutschen Rechts beklagen Harting und seine Kolleginnen und Kollegen:
"Die Gründe der Anschuldigungen sind 25 Jahre her. Mörder sind nach solchen Zeiten amnestiert, entlassen oder „rehabilitiert“, aber im Fall Goldmann gibt es keine Frist."
 Mord verjährt nicht. Erst nach einem rechtsgültigem Urteil kann "amnestiert, entlassen oder rehabilitiert" werden. "Aber im Fall Goldmann" war bis dahin, auch Dank der falschen Angaben Goldmanns gar kein Urteil ergangen.

 Goldmann erhielt eine Vertragsverlängerung und Friedhard Teuffel kommentierte damals voller Mitgefühl für den  Dopingtrainer in der Zeit:
"Es gibt keinen Hinweis darauf, dass sich Werner Goldmann in den vergangenen neunzehn Jahren im Sport etwas hat zuschulden kommen lassen. Dass er in dieser Zeit nicht auf Doping in der DDR zu sprechen kam, mag vor allem für die Opfer des DDR-Dopingsystems enttäuschend sein. Doch es ist menschlich verständlich. ...Die Sportverbände wollten mit diesen Erklärungen eine Brücke aus der Vergangenheit in die Gegenwart bauen, auch um Athleten von heute nicht ihre Trainer wegzunehmen.
Die Chancen für einen ehrlichen Umgang mit belasteten Trainern sind ohnehin nach der Wende verspielt worden, als der wiedervereinigte deutsche Sport die Augen vor Doping in Ost und West verschloss. Glückliche Entscheidungen zum Doping der Vergangenheit kann es heute nicht mehr geben, allenfalls faire."

 Der ehemalige DDR-Bahnradfahrer und selbst Dopingopfer, Uwe Trömer, sagte damals über Robert Harting:
"Außerhalb des Diskusringes zeichnete er sich nicht durch sportlicher Fairness aus."
 Ein Satz, der auch heute seine Gültigkeit nicht verloren zu haben scheint. So äusserte Harting über Thomas Bach:
"Er ist für mich Teil des Doping-Systems, nicht des Anti-Doping-Systems. Ich schäme mich für Thomas Bach",
und er stellte die Frage
"ob Bach als IOC-Präsident noch tragbar ist. Aber ich alleine werde da nichts verändern können."
 Mit seiner Einschätzung, dass nur eine
"Allianz aus Wirtschaft, Medien und Politik"
Bach stürzen könne, gab Harting, wohl eher unfreiwillig, eine äusserst zutreffende Antwort ab, auf die Frage der wahren Machtverhältnisse im aktuellen Hochleistungssport. Spätestens seit den "Coca-Cola-Spielen" von Atlanta 1996 ist Olympia fest in den Händen weltweit agierender Firmen und ebenfalls weltumspannender Broadcasting-Gesellschaften. 92% des Haushalts Olympias wird von den Sponsoren und den Fernsehanstalten aufgebracht. Zu den "Worldwide Olympic Partners" zählen Coca-Cola, Acer, Athos, Bridgestone, Dow, General Electric, Mac Donalds, Omega, Panasonic Procter & Gamble, Samsung und Visa.

 Hier sind die waren Herrscher über den Sport zu finden und nicht, wie uns Jörg Mebus und Dominik Kortus vom "Sportinformationsdienst" (sid) in einem von mehreren Medien verbreitetem Artikel weismachen wollen, bei Putin, der angeblich, wie ntv den Artikel betitelte"den Weltsport lenkt".

Wollte man die Abhängigkeit des IOC und seines Präsidenten Thomas Bach mit Bildern darstellen, so sind das wohl eher die Bider, die Bach mit den Sponsoren zeigen
Mebus und Kortus behaupten:
"Der russische Präsident, der den Sport vor allem als Werbemaßnahme für Russland begreift, ist der vielleicht am besten vernetzte und einflussreichste Mann im Weltsport."
Der Beweis ihrer kühnen Behauptung:
"Nach der Wahl Bachs zum IOC-Präsidenten war Putin einer der ersten Gratulanten."
 Und sie zitieren den russischen Oligarchen Wladimir Potanin:
"Das ganze Gerede, dass man Koffer voller Geld bringt, und dann läuft alles schon - das ist Unsinn. Wenn du Geld für die Organisationen gibst, bedeutet das, dass du die Möglichkeit erhältst, Wettkämpfe durchzuführen und in Führungspositionen zu kommen. Das ist viel effizienter als alle Koffer voller Geld."
Mebus und Kortus benutzen die Worte Potanins als Steilvorlage:
"Russland verschafft sich mit Hilfe von viel Geld zunächst Einfluss und erzeugt dann Abhängigkeit. Der Energie-Riese Gazprom gehört zu den Hauptsponsoren der Fußball-Verbände Fifa und Uefa",
 - und setzen ihren Schuss meilenweit neben das Tor. Schaut man näher hin, so ist Gazprom sowohl bei der FIFA als auch bei der UEFA bestenfalls einer unter vielen Sponsoren.

FIFA-Partner:
  • adidas
  • Coca Cola
  • Wanda Group
  • Gazprom
  • Hyundai/Kia
  • Visa
Die Sponsoren der UEFA-Champions-League:
  • Nissan
  • Heineken
  • Mastercard
  • Gazprom
  • Sony mit der PlayStation 4
  • Unicredit
  • PepsiCo mit Lay’s Super Chips
Unter den internationalen Sponsoren der Fussball-Europameisterschaft 2016 war Gazprom gar nicht vertreten:
  • adidas
  • Carlsberg
  • Coca Cola
  • Continental
  • Hyundai/Kia
  • McDonalds
  • Orange
  • The State Oil Company, Azerbaijan
  • Turkish Airlines
  • Hisense
 Viel mehr haben die beiden Autoren dann auch nicht mehr aufzuweisen als Beleg für ihre Behauptung, der russische Präsident Putin lenke den Weltsport.

 Sie können noch den in Usbekistan geborenen schwerreichen Geschäftsmann Alischer Usmanow aufführen, der Präsident des Weltfechtverbandes ist. Allerdings bleiben selbst Mebus und Kortus jeden Hinweis auf Verbindungen Usmanows zu Putin schuldig. Ausserdem, so Mebus und Kortus, habe Russland
"drei IOC-Mitglieder, nur die Schweiz und Großbritannien kommen auf vier."
 Ein Skandal dieser gewaltige Einfluss, in Anbetracht der Tatsache, dass das IOC 97 Mitglieder zählt - aber wohl eher der Einfluss der vergleichbar kleinen Schweiz.

 Endgültig ins absolut irrationale gleiten die Autoren ab, wenn sie den Schwimm-Weltverband Fina anführen. Der, so Mebus und Kortus
"ehrte Putin 2014 mit dem höchsten Orden des Verbandes, kurze Zeit nach der Annexion der Krim und dem Ausbruch des Konflikts in der Ostukraine."
 Ein ebenso starkes Argument, wie die Ehrenpräsidentschaft Putins, der ja bekanntlich selbst leidenschaftlicher Judoka ist, im Judo-Weltverband IJF. Auch hier wittern Mebus und Kortus eine Verschwörung:
"Boss des Verbandes ist der Ungar Marius Vizer, ein enger Vertrauter des Kreml-Chefs. Er saß sogar an der Spitze der Vereinigung der 107 internationalen Sport-Verbände (SportAccord) und war das, was Putin am liebsten hat: ein enorm einflussreicher Strippenzieher im Weltsport. Dummerweise legte sich Vizer mit dem IOC-Präsidenten Bach gleich auf mehreren Ebenen an. Er verlor den Machtkampf und musste zurücktreten. Putin hielt still - und feierte nun mit der IOC-Entscheidung einen großen Erfolg."
 Womit wir wieder bei Thomas Bach wären, der ja laut Robert Harting "Teil des Doping-Systems" ist.

  Zum Glück gibt es aber noch Sportler, die über den Tellerrand ihres Sportes sehen können und für die die Entscheidung des IOC nicht, wie für Harting, einem "Weltuntergang" gleichkommt. So sagte Julius Brink, Beachvolleyball-Olympiasieger in London 2012:
"Wir hier in Deutschland sind definitiv nicht in der Position, uns im Anti-Doping-Kampf gross aus dem Fenster zu lehnen."
 Damit weist Brink auf den Umgang mit Doping in Deutschland hin. Die Welt schreibt vor ziemlich genau zwei Jahren, am 3. August 2013:
"In der Bundesrepublik Deutschland ist offenbar spätestens seit Beginn der 70er-Jahre ein systematisches, organisiertes und vom Staat finanziertes Dopingprogramm betrieben worden."
 "Die Welt" beruft sich in ihrem Artikel auf eine Veröffentlichung von Johannes Aumüller, Boris Herrmann, René Hofmann und Thomas Kistner in der Süddeutschen vom gleichen Tag. Darin schreiben die Autoren:
"In dem etwa 800 Seiten dicken Bericht über 'Doping in Deutschland von 1950 bis heute' wird detailliert aufgeführt, in welchem Umfang und mit welcher Systematik zu Zeiten des Kalten Krieges auch in Westdeutschland Doping und Dopingforschung betrieben wurden. Demnach finanzierte der Staat über Jahrzehnte aus Steuermitteln Versuche mit leistungsfördernden Substanzen wie Anabolika, Testosteron, Östrogen oder dem Blutdopingmittel Epo."
 In der Studie der Berliner Humboldt-Universität, die im Auftrag des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) erstellt wurde und bis zum heutigen Tag nicht veröffentlicht wurde, weil sie angeblich Persönlichkeitsrechte verletze, wird ein Gespräch zwischen einem BISP-Funktionär und dem damaligen Bundesinnenminister zitiert:
"Von Ihnen als Sportmediziner will ich nur eins: Medaillen in München.' (Austragungsort der Olympischen Spiele 1972; d. Red.). Da habe ich gesagt: ,Herr Minister: Ein Jahr vorher? Wie sollen wir da noch an Medaillen kommen?' ,Das ist mir egal."
 Innenminister war damals Hans Dietrich Genscher. die Süddeutsche zitiert aus dem ihr vorliegendem Bericht:
"Den HU-Historikern zufolge verteilte das BISp jedoch allein zehn Millionen D-Mark an die zentralen sportmedizinischen Standorte in Freiburg, Köln und Saarbrücken. 
...Der Dopingmissbrauch zog sich demnach quer durch zahlreiche Sportarten. Bei den Leichtathleten standen Anabolika hoch im Kurs, die Fußballer sollen Pervitin und später andere Amphetamine benutzt haben, und alleine bei den Olympischen Spielen 1976 wurde 1200 Mal die Kolbe-Spritze injiziert - benannt nach dem Ruderer Peter-Michael Kolbe. Zudem zeigt der Bericht, dass westdeutsche Sportmediziner sogar vor Minderjährigen-Doping nicht zurückschreckten, dass bereits 1988 mit Epo experimentiert wurde und dass die Politik eingeweiht war und das System weniger bekämpfte als beförderte."
In einer kurzen 41 seitigen Zusammenfassung des Berichts heisst es über die Jahre 1990 - 2007:
"Insgesamt kann gesichert angenommen werden, dass der Kreis der Mitwisser groß war: Im Sport waren dies die Spitzen im DSB und NOK, der BA-L, das BISp und über die Anwesenheit der BMI-Vertreter letztlich auch die Fachaufsicht. Dabei koor- dinierte das BISp Forschungen mit Anabolika, Testosteron und anderen für Dopingzwecke geeigneten bzw. als geeignet eingeschätzten Substanzen."
 Inzwischen haben die Olympischen Spiele in Brasilien begonnen. Etwa 280 russische Sportler nehmen an ihnen Teil. Der erste Dopingfall wurde auch schon bekannt. Die italienische Beach-Volleyballerin Viktoria Orsi Toth wurde positiv auf  das anabole Steroid Clostebol getestet. So eine Panne kann Brasiliens Olympioniken zum Glück nicht passieren. Die wurden nämlich in weiser Voraussicht im gesamten letzten halben Jahr erst gar keinen Tests mehr unterzogen.

 Das ist aber nur noch von geringem Interresse. Die Meute der Journalisten stürzte sich auf ein neues Thema. Wikileaks veröffentlichte E-mails der Führung der Demokratischen Partei in den USA, aus denen hervorgeht, dass die Parteiführung masiv Hillary Clinton gegen ihren letzten verbliebenen Gegner um die Nominierung zum Präsidentschaftskandidaten, Bernie Sanders, unterstützte und sogar so weit gehen wollte, Sanders als Atheisten zu diskreditieren, um ihn für die gläubigen US-Bürgern unwählbar zu machen. Aber nicht diese Manipulation der "crooked Hillary" (betrügerische Hillary), wie sie von ihren politischen Gegnern mittlerweile genannt wird, ist Thema der Medien, sondern die durch nichts belegten oder gar bewiesenen CIA-Behauptungen, der russische Geheimdienst, also Wladimir Putin stehe hinter den geleakten E-Mails. Eine uralte Taktik: Wenn eine Schweinerei auffliegt, dann ruft man um von sich abzulenken: "Haltet den Dieb!"

Da hatten wir Europäer es schon wesentlich einfacher. Die Republik Österreich hatte die Karawanken-Autobahn (A11) in Kärnten gesperrt. Grund war der Besuch des russischen Präsidenten Putin in Slowenien um 300 russischer Kriegsgefangener im ersten Weltkrieg zu gedenken, die am slowenischen Vrsic-Pass von einer Lawine getötet worden waren.
"Putin sorgt für Stau",
empörte sich die Tagesschau und fügte hinzu:
"Alle Bundesländer haben Ferien. Die Folge sind kilometerlange Staus auf den Autobahnen Richtung Meer und Alpen. Das ist jedes Jahr so. Doch in diesem Jahr kommt auf einer der wichtigen Routen Richtung Adria noch ein Problem hinzu: ein Putin-Besuch."
Man darf gespannt sein, wann die Tageschau vermeldet, dass das eher durchwachsene Sommerwetter auf eine Schurkerei Putins zurückzuführen ist.

Der vorauseilende Gehorsam des "Meinungsjournalisten" Kurt Pelda

$
0
0
Kurt Pelda ist ein freier Journalist aus der Schweiz.
"Ich bin Meinungsjournalist und kein objektiver Beobachter",
sagt Pelda laut der Schweizer Tageswoche vom 4. September 2014über sich selbst. Und als ein solcher muss er, will er gut verdienen, die Wünsche der verantwortlichen Redakteure in den Aufträge vergebenden Medien bedienen.
"Als freier Journalist richte er sich nach der Nachfrage der Medien",
zitiert ihn das "Schweizer Radio und Fernsehen (SRF)" am 24. November 2014. Ein Mann also der nicht nur käuflich ist, sondern auch kein gesteigertes Interesse an objektiver Berichterstattung hat.

 Ob das das entscheidende Kriterium war, das den Deutschlandfunk veranlasst hat Pelda mit einem Kommentar zum Syrienkrieg zu beauftragen, ist nicht bekannt. Wer aber die "Berichterstattung" (hier sind die Anführungsstriche mehr als gerechtfertigt), des sich aus dem Zwangsbeitrag der Deutschen Bundesbürger finanzierenden öffentlich-rechtlichen Senders, in der letzten Zeit näher betrachtet hat, dem scheint diese Option durchaus plausibel.

 Dereinst im kalten Krieg gegründet als Propagandakanal, um den Bürgern der DDR die Segnungen des Westens näher zu bringen, sendete der Deutschlandfunk auf Mittel- und Langwelle um auch den letzten Winkel der DDR und seine östlichen Nachbarn Polen, die damalige Tschechoslowakei und Ungarn zu beglücken. Irgendwie haben die Macher des Deutschlandfunks dann wohl das Ende des Warschauer Paktes verschlafen, denn immer noch giftet der Kanal gegen Moskau, als sei diese immer noch die Hauptstadt der Sowjetunion.

 Erzkonservativ, als Sprachrohr der Bundesregierung und unserer "Freunde" von der anderen Seite des Atlantiks ist der Sender nach wie vor auf Krawall gebürstet. Da ist es nur logisch, dass der Sender keinen objektiven Beobachter sondern einen Meinungsjournalisten wie Kurt Pelda die Möglichkeit gibt, sich seine Brötchen zu verdienen. Wobei der Deutschlandfunknicht nicht Peldas einziger Brötchengeber ist.

 Da steht in vorderster Linie die Schweier "Weltwoche". Unumschränkter Beherrscher der Weltwoche ist der Verleger und Chefredaktor, der Irakkrieg-Befürworter, Roger Köppel, der 2015 Mitglied der Schweizerischen Volkspartei (SVP) wurde, und im gleichen Jahr, im Oktober, auf der Liste des Schweizer Pendants der deutschen AFD in den Nationalrat gewählt worden ist.

 Der Schweizer Soziologe Linards Udris Schreibt in seinem Buch "Politischer Extremismus und Radikalismus - Problematisierung und diskursive Gelegenheitsstrukturen in der öffentlichen Kommunikation der Deutschschweiz":
"...die mittlerweile wählerstärkste Schweizerische Volkspartei SVP (sei) als rechtsradikal oder gar rechtsextrem zu klassifizieren".
  Wer aus diesem Dunstkreis, zu dem auch die Autoren der "Achse des Guten" um Henryk M. Broder, deren Artikel auf einer Website der Weltwoche gepostet werden gehören, für den ist klar, dass einem Mann wie dem deutschen Aussenminister Frank Walter Steinmeier, dessen
"Mantra, man müsse nach diplomatischen Lösungen suchen, ohne dabei entsprechenden Druck auszuüben", 
diesem letztlich
"als Feigenblatt für die eigene Impotenz herhalten muss".
 Mit Impotenz dürfte, wir wollen das zu Steinmeiers Vorteil einmal annehmen, hier wohl weder die Erektile Dysfunktion lateinisch, mpotentia coeundi, noch die Anejakulation, impotentia ejaculandi, noch die Zeugungsunfähigkeit, impotentia generandi, gemeint sein, sondern eine nicht näher beschrieben geistige Unfähigkeit.

 Unfähigkeit, wozu? Pelda lässt uns mit dieser Frage im Regen stehen, er beantwortet sie nicht. Stattdessen beschwert er sich über Steinmeiers angeblichen Unwillen
"Putin und Assad vom Massenmord"
in Aleppo abzuhalten:
"Man wiederholt wohlklingende Phrasen gebetsmühlenhaft, rührt in Wirklichkeit aber keinen Finger".
 und typisch für einen in der Wolle gefärbten Sozen:
"zu groß ist die Angst, man könne Moskau verärgern".
 Aber Steinmeier ist nicht allein. Einmal in Fahrt gekommen reicht Peldas Bannstrahl bis nach Washington. Da mutiert selbst der König der Killerdrohnen, der Massenmörder Obama zu einem, vor Putin kuschenden Feigling:
"Es ist dieses Mantra der Untätigkeit, des Wegsehens und des Nicht- Benennen-Wollens, das zur syrischen Katastrophe maßgeblich beigetragen hat. Doch sogar dieser recht einfachen Erkenntnis versperren sich die Geister in Berlin und Washington."
 Und dass, obwohl im Gegensatz zu der ausgefeilten feinen Technik der US-Amerikaner, dessen Generalstabschef Norman Schwarzkopf ja schon im Irakkrieg 2003 behaupteten, ihre totbringenden Bomben seien so präzise, das sie in einem Gebäude ausschliesslich die Toiletten treffen könnten, fraglich sei nur noch, ob die Herren- oder Damenklos, Russland immer noch, die mittlerweile über 70 Jahre alten Bomben aus dem zweiten Weltkrieg über Syriens Städten entsorgt:
"Videos des russischen Verteidigungsministeriums belegen, dass Moskaus Flugzeuge ihre Bombenschächte hoch oben am syrischen Himmel öffnen und ihre tödliche Fracht abwerfen. Wohl gemerkt: Das sind keine klugen Lenkwaffen, mit denen sich ein Panzer oder ein Bunker präzise treffen lässt, sondern ungelenkte Bomben wie im Zweiten Weltkrieg, die nicht zwischen militärischen Zielen und Zivilisten unterscheiden können."
 Da sind Obamas Drohnen doch von ganz anderer Qualität - mit nur einem kleinen Manko behaftet - sie können immer noch nicht Terroristen von friedlich feiernden Hochzeitsgesellschaften unterscheiden.

 Es scheint allerdings eine technische Neuerung zu geben, die an die alten Weltkrieg-zwei-Bomben aus Stalins Aservatenkammer angeschraubt wurden. Sie erlaubt den slawischen Horden, die sich in Syrien breitmachen
"Dass Putins Flugzeuge zusammen mit der syrischen Luftwaffe Wohngebiete im Osten von Aleppo und anderswo in Schutt und Asche legen, dass dabei zahlreiche Krankenhäuser ...aus der Luft offenbar gezielt zerstört oder beschädigt wurden".
 Anscheinend eine Krankenhaus-Zerstörungs-App, wie anders ist es zu verstehen, dass Putin mit "ungelenkte(n) Bomben wie im Zweiten Weltkrieg, die nicht zwischen militärischen Zielen und Zivilisten unterscheiden können", Krankenhäuser aus der Luft gezielt zerstören und beschädigen kann?

 Die massenhafte Verwendung dieses Add-ons
"sind Kriegsverbrechen, für die letztlich auch Putin die Verantwortung trägt."
 Das Ganze mutet sehr wie der Text eines verwirrten Geistes an, besonders wenn man sich darin weiter vorarbeitet:
"Ausgerechnet die als Terrororganisation gebrandmarkte Nusra-Front wird möglicherweise schon bald als Befreierin der eingeschlossenen Zivilbevölkerung gefeiert werden",
schreibt Pelda und es mutet schon etwas bizarr an, wenn er die Al Nusra-Front, die er nicht als Terrororganisation benennt, sondern nur als eine, als solche "gebrandmarkte"bezeichnet, als Befreierin der Zivilbevölkerung vom
"Schlächter von Damaskus"
feiert.

 Es mag auch bizarr wirken, wenn Pelda  nicht nur Steinmeier, sondern in einem Abwasch auch der UN und Washington, als ein Synonym für Obama, für die
"Untätigkeit, des Wegsehens und des Nicht- Benennen-Wollens, das zur syrischen Katastrophe maßgeblich beigetragen hat",
anklagt. Aber es macht durchaus Sinn. In Washington wird, wenn sie denn nicht vorher in irgendeinem Staatsgefängnis landet, Hillary Clinton im nächsten Jahr das Amt des US-Präsidenten übernehmen. Und da macht es sich schon jetzt einmal gut, wenn man sich bei der Ikone der US-amerikanischen Neocons andient. Eine zahnlose UN, und ein US-Präsident Obama, dem immer mehr das Etikett eines Verräters angehängt wird, der durch seine zögerliche Politik die Vormachtstellung der USA in der Welt geopfert hat, sind in der Presse immer häufiger, neben den Haupttätern Assad und natürlich Putin die Schuldigen, wenn es um die Opfer des Syrienkrieges geht.

 Hillary ist da aus einem ganz anderen Holz geschnitzt. Befürworterin von George W. Bushs Irakkrieg, glühende Verfechterin des Libyenkriegs und der physischen Vernichtung Gadaffis "We Came, We Saw and He Died" (Wir kamen, wir sahen und er starb) einer sogenannten "Flugverbotszone" für Syrien, eine Förderin Victoria "Fuck the EU" Nulands, die auf dem Kiewer Maidan Donats verteilte, und Putin mit Hitler verglich: "Putin’s actions are like ‘what Hitler did back in the ’30s’", ist sie stets und überall für militärische Einsätze zur Durchsetzung US-amerikanischer Interessen. Ganz im Sinne Madeleine Albrigts, der Aussenministerin des 42. Präsidenten der USA, Hillarys Ehemann Bill Clinton, die den damaligen Chef des Generalstabs und späteren Verteidigungsminister unter George W. Bush Colin Paul im Zusammenhang mit dem Bosnienkrieg fragte:
"Was ist der Sinn dieses großartigen Militärs, wenn wir es nicht verwenden können?"
 Will man späterhin weiter Aufträge von den Medien bekommen, dann muss man schon einmal rechtzeitig beweisen, dass man ein harter Hund ist. Denn für die Herren der veröffentlichten Meinung ist der ehemals gefeierte Friedensnobelpreisträger Obama eine "Lame Duck". Die Zukunft ist "crooked Hillary". Nicht umsonst macht der Mainstream Stimmung für Hillary, als ginge es um die Wiederwahl der deutschen Kanzlerin und die von ihr nach der Höhe des Speichelleck-Faktors vergebenen Sitze in der Regierungsmaschine bei Auslandsbesuchen.

Wie es dazu kam, dass dem Zeit-Politikredakteur Jochen Bittner der Allmächtige erschien

$
0
0
 Der Politik-Redakteur der Zeit Jochen Bittner sitzt kerzengerade in seinem Bett. Er ist schweissnass und er sucht verzweifelt nach Orientierung.

 Soeben ist er aus einem fürchterlichen Albtraum aufgewacht:
"Es ist das Frühjahr 2017, in Deutschland läuft der Bundestagswahlkampf an, und Russlands Präsident Wladimir Putin kämpft mit."
Bittner kämpft um Fassung, aber die schrecklichen Bilder wollen sich nicht vertreiben lassen:
"Mitten hinein in den Streit zwischen CDU und SPD über die richtige Russlandpolitik initiiert der Kreml ein deutsch-russisches "Friedensforum", das behauptet, die neue US-Präsidentin Hillary Clinton und Bundeskanzlerin Angela Merkel wollten Europa in einen Krieg gegen Russland steuern."
 Er greift neben sich auf den Nachttisch. In der Dunkelheit sucht er nach der Flasche Wasser, die er immer neben seinem Bett stehen hat. Fast hätte er sie umgestossen vor lauter Aufregung. Seine Hände zittern. Er hat Mühe den Drehverschluss zu öffnen. Er setzt die Flasche an den Mund, verzichtet darauf, das Wasser vor dem Trinken in ein Glas umzuschütten. In dieser Situation ist Etikette fehl am Platz. Sein Körper verlangt nach Kühlung nach diesem Fiebertraum, nach wohltuender Entspannung. Bittner nimmt einen tiefen Schluck, ringt nach Luft. aber die Bilder wollen nicht aus seinem Kopf weichen. Im Gegenteil, sie nehmen ständig an Intensität und Bedrohung zu. Es kommt zum worst case:
"Der Forderung des Forums, die Weltdominanz der USA zu brechen, schließt sich die AfD ebenso an wie die Linkspartei, ja sogar ein Teil der SPD."
 Wie kann das sein? Wie soll sie aussehen, eine Welt ohne Dominanz der USA? Bittner schwindelt es. Keine Kriege mehr, keine Erpressung kleiner wehrloser Länder. Keine Befreiung unterdrückter Völker gegen ihren Willen, keine geheimen Abhöraktionen gegen jedermann auf dieser Welt, der im Besitz eines Telefonanschlusses ist. Keine Drohnen mehr, die alle und jedermann in seine Moleküle zerlegen, der im Verdacht steht, er sei ein Terrorrist, oder der gerade zufällig neben jemanden steht, den die USA für einen Terrorristen halten.

 Bittner wird übel. Ihn überkommt ein kaum zu widerstehender Brechreiz. Sein besorgter Blick geht nach Osten, da, wo die unsicheren Kantonisten leben, die immer noch nicht verstehen wollen, wieviel schöner doch das Leben in Freiheit und Wohlstand ist, in der Freiheit zu einem Hungerlohn zu arbeiten und in einem Wohlstand von Gnaden der Suppenküchen:
"In Sachsen und Thüringen sind T-Shirts mit "Putin, hilf uns!"-Aufdruck ein Verkaufsschlager, und die russlanddeutsche Partei Die Einheit erscheint jede Woche zu Demos vorm Kanzleramt."
 Diese Massen schlecht gekleideter Antidemokraten in ihren schwarzen Kunstlederjacken und den Schlägerkappen auf den Kopf, kaum der deutschen Sprache mächtig, von Putin nach Deutschland geschickt, um unser schönes Land zu destabilisieren:
"Einen Vorgeschmack gab der "Fall Lisa" im Januar dieses Jahres, als die russische Regierung die vermeintliche Vergewaltigung einer Russlanddeutschen durch Flüchtlinge für die Propagandathese ins Feld führte, in Deutschland sei niemand mehr sicher."
 Wir alle wissen doch, wie kurz wir vor der Machtübernahme durch die slawischen Horden damals waren:
"Prompt marschierten einige Hundert Russlanddeutsche vor dem Kanzleramt auf, und der russische Regierungskanal RT deutsch schnitt dramatische Bilder."
 Nur der Geistesgegenwart und der umgehenden Gegenwehr durch sein Blatt "Die Zeit" und seiner Kollegen von der Welt, dem Spiegel und der gesamten Qualitätspresse war es damals zu danken, dass das Kanzleramt heute nicht eine Zweigstelle des Kremls ist.

 Jochen Bittner lässt sich erschöpft zurückfallen in seine Kissen. Er sucht verzweifelt Ruhe zu finden. Aber der Schlaf will nicht kommen. Er wälzt sich unruhig in den Kissen hin und her. Wieder tauchen sie auf, diese Bilder:
"Nach dem Terroranschlag eines syrischen IS-Trupps auf einen Berliner Weihnachtsmarkt Ende 2016 setzt eine Welle von Austritten aus der CDU ein."
 Man stelle sich vor: Erst die vielen Toten und Verwundeten und dann auch das noch - eine Welle von Austritten aus der CDU. Kann es schlimmer noch kommen?Man stelle sich vor: Erst die vielen Toten und Verwundeten und dann auch das noch - eine Wwelle von Austritten aus der CDU. Kann es schlimmer noch kommen?

 Leider ja:
"Im Mai erklärt CSU-Chef Horst Seehofer seine Kanzlerkandidatur."
 Bittner erschaudert. Es ist ihm unmöglich liegen zu bleiben. Wieder richtet er sich auf. Schiere Verzweiflung nimmt Besitz von ihm:
"Im Mai erklärt CSU-Chef Horst Seehofer seine Kanzlerkandidatur.Während in der Union daraufhin ein Flügelkampf entbrennt, veröffentlicht die Enthüllungsplattform WikiLeaks Mails von Merkel an Clinton, in denen sie ihr versichert, dass sie das TTIP-Abkommen schon "irgendwie" durch den Bundestag bekommen werde."
 Um Gottes Willen nicht auch noch TTP! Bittner kann nicht mehr. Er muss aufstehen. Licht anmachen, um die bösen Geister zu vertreiben. Er schleppt sich ins Wohnzimmer, setzt sich auf die grosse Couch, lehnt sich zurück, sucht Halt an der kühlen Rückenlehne aus feinstem schwarzen Kalbsleder. Fieberhaft arbeiten seine Gehirnzellen:
"Alles abwegig? Übertrieben vielleicht. Aber in diese Richtung könnte es gehen."
 Bittner stemmt sich mit letzter Kraft hoch, geht hinüber ins Arbeitszimmer. Er schaltet die Arbeitslampe auf seinem Schreibtisch ein. Er kramt in dem Stapel Papiere vor ihm. Irgendwo muss es doch sein:
"Der regierungsnahe Berliner Thinktank Stiftung Wissenschaft und Politik hat Mitte Juli eine Prognose veröffentlicht, der zufolge Russland im kommenden Jahr eine "facettenreiche Kampagne zur Diskreditierung Deutschlands" starten könnte."
 Da sind sie, die gestern noch in einem trügerischen Gefühl der Sicherheit so achtlos auf den Stapel gelegten Papiere. Gedankenverloren setzt Bittner sich auf den Arbeitssessel vor dem Schreibtisch. Er nimmt die Papiere in die Hand, beginnt zu lesen:
"Die Merkel-Regierung ...könne innerhalb der EU "mehr und mehr in die Rolle eines Feindes gerückt werden".
 Die Merkel-Regierung als Feindbild innerhalb der EU? Bittner erfasst kaltes Grausen. Diese, seine liebreizende Kanzlerin - immer und überall die Inkarnation von Herzensgüte und Mitgefühl gemeinsam mit ihrem, vom Schicksal schwer gebeuteltem Finanzminister, dem einzig verlässlichem Fixpunkt in einem Meer von sinnloser Verschwendung und gesundheitschädigender Völlerei, besonders in den arbeitsscheuen Bevölkerungen der Mittelmeeranrainerstaaten Griechenland, Italien, Spanien und Portugal, in der Rolle des Feindes? Unvorstellbar!

 Obwohl - dem Putin ist schliesslich alles zuzutrauen:
"Immerhin hat die russische Regierung sich auch in den amerikanischen Wahlkampf eingemischt: Die beiden Hackergruppen, die den kompromittierenden Mailverkehr der Demokraten abgefischt haben, arbeiteten nach Ansicht von Experten für den Kreml. Sozusagen als willkommener Service für Donald Trump, den Wladimir Putin lieber im Weißen Haus sähe als Hillary Clinton."
   Bittner mag beide nicht - Hillary nicht und schon gar nicht den Grosskotz Trump. Wenn aber Putin Trump zum Präsidenten der USA machen will, dann heisst es gegenhalten, wie im Fall der kleinen Lisa. Wieder tauchen die Bilder auf vor seinem geistigen Auge. Bilder von wütenden Menschen in billigen schwarzen Kunstlederjacken, mit schwarzen Kunstlederkappen auf den Köpfen. Bilder ausgestrahlt von "RT deutsch". Ein Propagandasender von Putins Gnaden:
"RT ist ein Schallverstärker für Moskaus Propaganda..."
 Bittner erstarrt, ein Schauer durchfährt seinen Körper. Er ist erschrocken, ja entsetzt über sich selbst. Spürt er doch Sympathie für die Art Journalismus. Erinnert der Sender ihn doch an seine Arbeit, denn der
"schreckt nicht vor Lügen und Verschwörungstheorien zurück."
 Ist er nicht Blut von seinem Blute, ist er nicht Fleisch von seinem Fleische? Plötzlich fällt ihm ein Satz des fleischgewordenen Bösen, des Maria-Hilf und Gott-Sei-Bei-Uns Wladimir Putin ein:
"Die Personen, die unsere Ansichten teilen, sind recht zahlreich. Und wir werden natürlich weiter unseren Weg gehen, unsere Ansichten verteidigen und uns auf die Personen stützen, die diese Ansichten mit uns teilen, in Russland, in Frankreich und auf der ganzen Welt."
 Sollte er womöglich einer von diesen sein, einer von denen, auf die sich diese Ausgeburt der Hölle stützt? Eine Stütze Putins? Bittner sucht nach einem Strick. Was ist das für ein Leben - ein Leben für den Satan. Es muss ein Ende sein.

 Aber halt - hat der Kremlherr nicht nur von Russland und Frankreich gesprochen? Deutschland hat er nicht erwähnt. Also kann der Mann aus dem Schlund der Hölle, dem KGB, auch nicht ihn, den aufrechten Kämpfer für das Gute, die Freiheit, den freien Welthandel, die Globalisierung, CETA, TTIP und die Dominanz der USA über die Welt, gemeint haben. Ja den Franzosen, den Erfindern des Laissez-faire, den rotweintrunkenen Hallodris von der anderen Seite des Rheins, denen kann man durchaus zutrauen, dass sie ihren Stolz für schnöden Mammon verkaufen. Weiss man doch:
"Auch in Frankreich ist Russland politisch aktiv und unterstützt den Front National mit Krediten."
 Allerdings - dem Mann ist alles zuzutrauen. Schliesslich ist es
"vor allem Angela Merkel, die innerhalb der EU darauf pocht, die Sanktionen wegen der russischen Annexion von Teilen der Ukraine aufrechtzuerhalten."
 Wieder ergreift Verzweiflung und Verzagtheit den Politik-Redakteur der Zeit:
"Die Frage liegt also nahe: Warum sollte Putin nicht auch die Entwicklung des stärksten Landes Europas, Deutschlands, beeinflussen wollen?"
 Bittner zermatert sein Hirn:
"Wie ließe Merkel sich schwächen?"
 Ihm will beim besten Willen nichts einfallen, was an dieser nicht greifbaren Frau, dieser Heroin der Wendigkeit, dieser personifizierten Inhaltslosigkeit wirklich eine Angriffsfläche bieten sollte. Vielleicht - Bittner beschleicht eine Ahnung. Vielleicht
"durch populäre Attacken auf ihre Flüchtlingspolitik zum Beispiel."
 Wieder entsteht ein Bild in seinen Gedanken. Ein Bild von seiner Heldin, wie sie das eine - das einzigste Mal in ihrer, gefühlt von Anbeginn der Zeit an währenden Kanzlerschaft, auf den Barrikaden stehend mit entblößter Brust wie die Marianne, das Symbol der französischen Revolution, die Richtlinie der Politik, der Flüchtlingspolitik bestimmt:
"Wir schaffen das!"
 Bittner grübelt und grübelt und das Bild was sich ihm bietet wird klarer von Minute zu Minute:
"Russland versucht seither beharrlich, unter anderem durch das internationale Redaktionsnetzwerk Sputnik, eine reaktionäre Unterströmung in den Westen zu exportieren."
 Auch wie diese "Unterströmung" aussieht ist ihm plötzlich klar:
"Ihre Ideologie läuft darauf hinaus, dass Ordnung der höchste Staatszweck sei. In dem Gesellschaftsvertrag, den Putin propagiert, einigen sich Regierende und Regierte darauf, dass Freiheit und andere Bürgerrechte nur in dem Maße gewährt werden, wie sie die Sicherheit und die sozialen Hierarchien nicht gefährden."
 Bittner erkennt die Gefahr. Er ist jetzt hellwach. Er hat den Code geknackt:
"In Zeiten von Terrorismus, Finanzcrashs, destabilisierenden Militärinterventionen und Massenmigration ist diese Ordnungsideologie im Westen marktfähig, viel marktfähiger womöglich, als es der Kommunismus je war, den Russland früher exportierte."
 Warum ist er nicht schon früher darauf gekommen? Warum erkennt er die Gefahr erst jetzt? Ein Bild aus alten Zeiten wird wieder lebendig. Ein Bild, wie Deutschland unter Adenauer schon einmal gegen die Gefahr aus dem Osten kämpfen musste und fast unterlegen wäre, hätte die CDU im Wahlkampf 1953 nicht gegengehalten gegen die Sozis, diese unsicheren Kantonisten, die schon damals wie heute die Linkspartei bereit waren, dieses schöne Deutschland an den Kreml zu verschachern.
Jochen Bittner erinnert sich genau, wie ihn sein Grossvater auf den Schoß nahm und ihm von den bösen Kommunisten, den russischen Horden, die immer und ewig bereitstehen, um wie in den vierziger Jahren unser schönes Vaterland zu überfallen. Damals 1953 war es der grosse Staatsmann Konrad Adenauer, der dem Ansturm der slawischen Horden von jenseits der Elbe widerstand, mit diesem schönen, immer aktuellem Wahlplakat.

 Plötzlich, wie aus dem Nichts stand Gott vor dem verduzten Jochen Bittner. Und Gott sprach zu ihm:
"Jochen, gehe hin in alle Welt und verkünde die Botschaft aller Kreatur!"
Bittner fiel auf die Knie und seine Stimme zitterte:
"Werden sie mir glauben, oh Herr?"
Und Gott nahm die Gestalt des Herausgebers der Zeit, Josef Joffe an und sprach zu ihm:
"Warum zweifelst Du, Jochen? Wahrlich ich age dir: 'Du aber bleib bei dem, was du gelernt hast und wovon du völlig überzeugt bist! Du weißt ja, wer deine Lehrer waren, und bist von frühester Kindheit an mit den heiligen Schriften vertraut, die dir die Weisheit vermitteln können, die zur Rettung nötig ist - zur Rettung durch den Glauben an das grosse heilige Amerika"
 Und ganz prosaisch fügte Gott, der nun ganz und gar Josef Joffe war hinzu:
"Du weisst doch Jochen, die Zeit-Leser glauben doch jeden Scheiss, wenn er nur von uns kommt!"
Jochen Bittner tat, wie ihm geheissen, setzte sich an seinen Computer und schrieb den hier vorgestellten Artikel:
"Für Trump und gegen Merkel"
Bild: Screenshot

Reitschusters geistige Anleihe beim ehemaligen CIA-Chef Morell: Aussenminister Steinmeier nützlicher Idiot Putins

$
0
0
 Man ist immer wieder überrascht, obwohl man es mittlerweile besser wissen sollte: kein geistiger Erguss in unserer Mainstreampresse kann so blöde und hirnrissig sein, als dass er nicht von irgendeinem geistig Zurückgebliebenen aufgegriffen und weiter erzählt und noch ein bisschen absurder gemacht wird.
 Hatte dieser Tage Jochen Bittner in der Zeit, den Sinn und Auftrag seines, von ihm zumindest  als solchen angegebenen Berufs Journalist total verkennend, in die Glaskugel - die sich hochstapelnd als Thinktank bezeichnende "Stiftung Wissenschaft und Politik" - geschaut und die Republik mit einem
"Szenario für 2017"

unter der Überschrift
"Für Trump und gegen Merkel"
in wahre Heiterkeitsstürme versetzt, so hat er nun in dem ebenfalls, intellektuell tief unter der Grasnabe journalistisch sich unterwegs befindenden Boris Reitschuster, jemanden gefunden, der sich selbst nicht zu blöd ist, diesen geistigen Durchfall aufzunehmen und weiter zu verbreiten.
 Reitschuster, der immer noch von sich behauptet, er sei von 1999 bis 2015 Moskaukorrespondent des Focus gewesen, obwohl er sich schon ab 2011 in der ansonsten vollkommen unschuldigen Deutschen Hauptstadt Berlin herumtrieb. Er habe, so begründete Reitschuster seine Wohnsitznahme in dem gegenüber Moskau unvergleichlich komfortableren Berlin, dort Morddrohungen erhalten und sei deshalb, um sein Leben fürchtend, regelrecht nach Berlin geflohen. Nicht extra erwähnt werden muss wohl, dass der Mann bisher für seine Behauptungen keinerlei Beweise vorgelegt hat.
 Irgendwann muss dann wohl selbst dem Focus sein Geld zu schade gewesen sein, es dem "politisch Verfolgten" für nichts und wieder nichts in den Rachen zu werfen. Reitschuster war nicht mehr Moskau-Korrespondent des Focus mit Sitz in Berlin, sondern nannte sich nun freier Journalist und Autor. Ab jetzt gab es nicht mehr "Money for Nothing", wie die Gruppe Dire Straits dereinst titelte, erstaunlicherweise ohne Breitschuster zu kennen. Ab jetzt musste der Mann seinen Unterhalt selbst verdienen, was die Toleranzschwelle der Leser reitschusterscher Elaborate um einiges nach oben verschob.
 Der weiter dreist seine wahre Tätigkeit mit der Berufsbezeichnung Journalist verschleiernde Mann, fühlte sich nun völlig losgelöst, nicht nur von der jahrelang ihn so üppig fütternden Hand des Focus, sondern auch von jeglichem Bezug zur Realität und dem Wahrheitsgehalt seiner Ergüsse. Der nur, trotz der eifrig von seinen Gesinnungsgenossen gerührten Werbetrommel sehr mässig erfolgreiche Buchautor benötigte dringend Einnahmequellen. Kurzerhand nannte er sich Experte, Experte für alles was auch nur im entferntesten mit Russland oder Putin zu tun hatte.
 Aber die Trauben hängen auch für einen "Experten" in den eigentlich nach Experten lechzenden deutschen Medien hoch. Er wurde zwar hier und da gelegentlich zitiert, aber damit war kein Geld zu verdienen. Ausser beim ZDF, bekannt für seine hochwertigen Experten, erinnert sei hier beispielhaft an Elmar Theveßen, der als Terrorismusexperte schon wenige Stunden nach den Anschlägen des Rechtsradikalen Anders Behring Breivik in Norwegen 2011 herausposaunte, es handele sich bei den Tätern unzweifelhaft um islamistische Terroristen, dem er später in weiten Teilen als frei erfunden identifiziertem Machwerk der Mainzelmännchen "Machtmensch Putin" als ein solcher diente, war sein Expertentum nicht sonderlich gefragt.

Irgendwie muss Boris Reitschuster dann doch seinen ehemaligen Arbeitgeber so sehr gedauert haben, dass sein neuestes Machwerk bei der deutschen "Huffington Post erschienen ist, die eng mit dem Focus verbandelt und deren Herausgeber die sein journalistisches Gewissen bei der Atlantikbrücke parkende ehemalige ZDF-Quasselstrippe Cherno Jobatey ist.

 Wenn es um Alarmismus geht, dann lässt sich Reitschuster nur ungern übertreffen.
"Putin unterwandert den Westen: Deutschland ist in akuter Gefahr",

nennt er sein Werk, in dem er den Deutschen einzureden versucht, dass das Ende des Abendlandes nun endgültig gekommen sei. Und als Beweis für seine etwas gewagte These zitiert er ausgerechnet den Geschichten erzählenden Scienc Fiktion-Autor Jochen Bittner:
"Die Gefahr ist akut – wie jüngst auch Jochen Bittner in einem Artikel über eine mögliche Einflussnahme Moskaus auf den deutschen Wahlkampf 2017 in der "Zeit" anschaulich darlegte."
 Dass Reitschusters Ding es nicht ist, seriös Fakten zu sammeln, diese auf ihren Wahrheitsgehalt zu prüfen, um sie dann seinen Lesern in einer unaufgeregten Sprache sachlich zu vermitteln, dürfte mittlerweile in der deutschen Medienwelt zum gesicherten Allgemeinwissen zählen. Wer Reitschuster bucht, der will nicht aufklären, der will verklären.
 So ist dann auch gleich der erste Satz, den Reitschuster schreibt, in hohem Masse alarmistisch:
"Wer vor ein paar Tagen das vorausgesagt hätte, was nun in den Nachrichten stand, wäre in Deutschland als Verschwörungstheoretiker verlacht worden".

 Eine dramatische Entwicklung zum Negativen will uns Reitschuster weismachen. Wenn er dann allerdings die Nachricht, die so alamierend sein soll zitiert, sinkt der aufgeschreckte Leser erleichtert und auch ein wenig enttäuscht, zurück in die Polster der Rückenlehne seines Sessels.  Nichts ist es mit der Sensation. Reitschuster berichtet, wohlwollend ausgedrückt, bestenfalls von einem Gerücht, in die Welt gesetzt von einer äusserst fragwürdigen Quelle:
"Paul Manafort, dem Wahlkampfschef von US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump, sollen 13 Millionen Dollar Schwarzgeld zugesprochen worden sein – 'von kremlfreundlichen Kräften', wie die "New York Times" enthüllte."
Paul Manafort war der Wahlkampfmanager von Donald Trump. In den USA herrscht Präsidentschaftswahlkampf, und da wird gern schon mal mit Schmutz geworfen, nach dem Motto: ob wahr oder Lüge, irgend etwas wird schon hängen bleiben. Zur Zeit versucht das Clinton-Lager mit aller Gewalt, Trump in die Nähe von Russlands Präsident Wladimir Putin zu rücken. Schon aus dem Grund sind Verlautbarungen dieser Art mit Vorsicht zu geniessen. Sogar Reitschuster benutzt die Tatsachen im ungefähren belassenden Worte "sollen ... zugesprochen worden sein", anstatt die klar Fakten benennende Formulierung "wurden ... zugesprochen".
Das zweite was sofort auffällt ist, dass Reitschuster schreibt, Manafort seien "13 Millionen Dollar Schwarzgeld zugesprochen"wordenanstatt Manafort habe "13 Millionen Dollar Schwarzgeld" erhalten. Scheinbar scheint überhaupt kein Geld geflossen zu sein. Ziehen wir die Quelle der Reitschusterschen Behauptungen zu Rate, auf die er verlinkt. O Wunder - es tut sich eine weitere Seite der Huffington Post auf:
"Donald Trumps Wahlkampfmanager Paul Manafort gerät wegen seinen Tätigkeiten in der Ukraine unter Druck …Ihm sollten laut geheimer Dokumente insgesamt 12,7 Millionen US-Dollar (rund 11,4 Millionen Euro) gezahlt werden. Das berichtet die "New York Times" unter Berufung auf die ukrainische Antikorruptionsbehörde",
und die Huffington Post fügt hinzu:
"Wofür die Zahlungen waren und ob sie überhaupt geleistet wurden, war zunächst unklar."
Also auf gut deutsch: Nichts Genaues weiss man nicht! - Ein typischer Reitschuster. Der irrlichternde Alarmist Reitschuster liebt Ungenauigkeiten. So kann er Dinge in seine Sätze einarbeiten, die so nicht stattgefunden haben, aber auch nicht explizit gelogen sind. So fabuliert er "von kremlfreundlichen Kräften" setzt diese Worte in Anführungsstriche und schreibt sie so als wörtlich gefallen der New York Times zu (wie die "New York Times" enthüllte).

 Die NYT schreibt aber überhaupt nichts von von kremlfreundlichen Kräften. Die NYT schreibt:
"Mr. Yanukovych’s pro-Russian political party"
Zwar ist, die Tatsachen beachtend, das Eine so falsch wie das Andere, aber Reitschuster unterliegt einmal mehr der Versuchung, dadurch, dass er "pro-Russian"(pro-russisch) durch "kremlfreundlich"ersetzt, zu dramatisieren.

 Tatsache ist, dass Janukovitsch und seine Partei der Regionen weder "pro-Russian"noch"kremlfreundlich" war. Vielmehr war Janukovitsch ernsthaft bemüht die Ukraine dem Westen anzunähern. So führte er jahrelang die Assoziierungsgespräche mit der EU. Erst als die westliche Verhandlungsführung ihre Forderungen an die Ukraine überzog, merkte auch Janukovitsch, dass die ausgehandelten Verträge zu einer wirtschaftlichen Katastrophe in seinem Land geführt hätten. Die Gegenwart gibt ihm nachträglich recht. Der Präsident der Ukraine setzte die Unterschrift unter die Verträge aus, um neu zu verhandeln. Die EU liess allerdings nicht mehr mit sich reden. Janukovitsch aber brauchte dringend Kredite, um sein Land vor der Pleite zu bewahren. Weil die EU und der IWF ihm diese Kredite verweigerten, bat er Moskau um Hilfe. Die daraus folgende Katastrophe ist bekannt.
 Reitschuster hat es geschafft, in einem Satz gefühlt mehr Lügen und Verdrehungen unterzubringen als dieser Satz Worte hat. Wie jetzt aber der Autor diese Geschichte von dem angeblich geflossenen Schmiergeld, in der der Kreml nicht einmal ansatzweise vorkommt, Putin unterschiebt, das ist nicht nur abenteuerlich, sondern würde einem Eduard Schnitzler aus dem schwarzen Kanal der DDR oder einem Reichs-Propaganda-Minister im Dritten Reich alle Ehre machen:
"Da Wladimir Putin selbst die 'Vertikale der Macht' ausgerufen hat und für sich in Anspruch nimmt, auch kleinste Details 'in Handsteuerung' selbst zu entscheiden, ist es durchaus legitim, als Quelle des Schwarzgeldes den Kreml selbst anzusehen."

Aber es kommt noch besser, denn Reitschuster baut auf dieses durch nichts, aber auch rein gar nichts auch nur ansatzweise untermauertes Lügenkonstrukt seine ganze weitere Argumentation auf:
"Die Enthüllungen werfen ein neues Licht auf die dubiose Nähe von Trump zu Putin",
und weiter:
"...die Last der Indizien ist erdrückend, die für eine engere Verbindung zwischen den beiden Männern spricht, als es für amerikanisch Verhältnisse schicklich wäre."

 Wie falsch der Mann liegt, wie sehr es ihm auf Propaganda, denn auf objektive Berichterstattung ankommt wird den Betrachtern klar, wenn sie einen Bericht der Nachrichtenagentur Reuters vom 20. Dezember 2013  zu Rate ziehen. Hierin berichten die zwei Autoren  Mark Hosenball and Warren Strobel von Zahlungen an die US-amerikanischen Lobbyisten Anthony Podesta, den ehemaligen Führer der Republikaner Vin Weber und Bill Tauzin. Die Summen, so Reuters vor nunmehr fast drei Jahren, seien beträchtlich gewesen:
"In den letzten zwei Jahren hat das Europäische 'Zentrum für eine moderne Ukraine‘, einer mit Janukovitsch und seiner Partei der Regionen sympathisierende, in Brüssel ansässige Organisation, $ 560.000 an Webers Firma Merkur und $ 900.000 an die Podesta Group Inc., also eine Gesamtsumme von $ 1.46 Mio. gezahlt, so eine Datenbank des US-Senats."
Das Geld, so Reuters, sei für Lobbyarbeit zugunsten der Janukovitsch-Regierung und gegen eine Freilassung von Julia Timoschenko, die eine Verurteilung zu sieben Jahren Haft wegen Untreue in der Ukraine absass, eingesetzt worden. Reitschuster scheint aus den Augen geraten zu sein, dass der Löwenanteil der $1,46 Mio., $ 900.000 an die Podesta Group Inc. ging. Nun sind aber die Gründer und Inhaber der Firma, die Brüder John und Anthony Podesta seit vielen Jahren der Demokratischn Partei und vor allen Dingen den Clintons eng verbunden.

 John Podesta gehörte von Januar 1993 über die gesamte Amtszeit bis zu dessen Amtseid im Januar 2001 zum Team des Weissen Hauses unter Bill Clinton. Ab 1998 diente er sogar als dessen Stabschef. Nach der Wahl Barak Obamas zum Präsidenten der USA 2008 wurde Podesta Leiter dessen Transition Teams. Von Ende 2013 bis Frühjahr 2015 diente er Obama als Chefberater. Ab April 2015 ist Podesta Leiter des Präsidentschafts-Wahlkampfteams von Hillary Clinton.
Wollte man also ähnlich bösartig wie Reitschuster argumentieren, so könnte man auch Hillary Clinton eine grössere Nähe zu Russlands Präsident Wladimir Putin andichten, "als es für amerikanisch Verhältnisse schicklich wäre."
 Manafort gehört nicht mehr Trumps Wahlkampfteam an.  Beweise für die Zahlung von Geldern an ihn ist die Ukraine bisher schuldig geblieben.
 Der Grund, warum hier so eingehend auf Trump und dessen Wahlkampfmanager eingegangen wurde ist keinesfalls als Unterstützung Trumps und seiner teils kruden Thesen und Ansichten zu verstehen, sie soll ausschliesslich zeigen, wie absurd Reitschuster argumentiert und Tatsachen so verdreht und entstellt, damit sie seine absurden Thesen untermauern. Reitschusters Ziel ist die Diffamierung und Diskriminierung ihm unliebsamer deutscher Politiker. Es geht ihm nicht um politische Auseinandersetzung. Er will vernichten. Weil er aber nichts in der Hand hat, was er gegen
"Frank-Walter Steinmeier oder Sigmar Gabriel, Horst Seehofer oder Sahra Wagenknecht, Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck oder Ex-Staatssekretär Willy Wimmer"
ins Feld führen könnte, muss er diese in die Nähe von Donald Trump und dessen ehem. Wahlkampfmanager Manafort rücken, denen er wiederum eine
"dubiose Nähe...Nähe zu Putin"
unterstellt.

 Seine Schlussfolgerungen sind dabei ebenso so abenteuerlich, wie die
"Ähnlichkeiten mit der Bundesrepublik und Namen von deutschen Politikern"
  die ihm angeblich auffallen, konstruiert sind:
"Da ist Trumps offene Verehrung von Putin. Da ist der massive Hackerangriff auf die Demokratische Partei in den USA mit peinlichen Enthüllungen (peinlich vermeidet Reitschuster den Inhalt der Enthüllungen, nämlich eine massive Verfälschung der Ergebnisse der Vorwahlen der Demokraten zu erwähnen), hinter dem der US-Geheimdienst FBI Moskau sieht. …Da ist Trumps Sympathie für Russlands Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim."
 Selbst vor Latinengerüchten und scherzhaften Äusserungen Trumps:
"Da ist Trumps Aufforderung an die russischen Geheimdienste, auch die privaten Mails von Hillary Clinton zu hacken. … Da sind seine Signale, er hätte nichts gegen einen Einmarsch Moskaus im Baltikum. Da sind die internen Aussagen von hochrangigen Kreml-Apparatschiks, Moskau unterstütze Trump",
schreckt Reitschuster nicht zurück, um Pogromstimmung zu erzeugen. Nichts ist ihm zu primitiv, nichts zu weit hergeholt, nichts zu interessengesteuert, als dass er es nicht einsetzt zu seinem Feldzug, dessen einziger Zweck es ist, Menschen die nicht seiner Meinung sind, zu vernichten.
 Selbst die, offensichtlich nur dem Zweck Hillary Clinton in ihrer E-mail Affäre als Entlastung dienende Aussage des ehemaligen CIA-Chefs und jetzt zu Clintons Wahlkampfteam zählenden Aussage Michael Morells:
"Der Ex-KGB-Offizier habe die 'Schwächen des US-Milliardärs ausgenutzt und ihm geschmeichelt'. In der Welt der Geheimdienste, so Morell weiter, 'würden wir sagen, Trump ist unbeabsichtigt von Putin zu einem russischen Agenten gemacht worden'",
 benutzt Reitschuster, um seinen gequirlten Unsinn zu belegen.
"Spätestens bei dieser Aussage fallen einem Ähnlichkeiten mit der Bundesrepublik und Namen von deutschen Politikern ein. Ob Frank-Walter Steinmeier oder Sigmar Gabriel, Horst Seehofer oder Sahra Wagenknecht, Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck oder Ex-Staatssekretär Willy Wimmer: Quer durch die Parteien machen auch in Deutschland Politiker den „Trump“ gegenüber Moskau."
 Endlich ist Reitschuster angekommen. Er hat getrickst, gelogen, die Wahrheit verbogen und Beziehungen hergestellt wo es keine gibt. Jetzt kann er zuschlagen, endlich kann er vernichten:
"Fast hat man den Eindruck, es gebe eine Olympiade im Bauchpinseln, Propaganda-Verbreiten und Netzwerke-Knüpfen. ...Statt Medaillen winken im Zweifelsfall Pöstchen. Gerhard Schröder und Gasprom lassen grüßen."
Eine fünfte Kolonne also. Man stelle sich vor, wie Frank-Walter Steinmeier, Sigmar Gabriel, Ex-Ministerpräsident Matthias Platzeck von der SPD mit CSU-Chef Horst Seehofer, der Linken Sahra Wagenknecht, und Ex-Staatssekretär Willy Wimmer von der CDU zusammensitzen und an ihrem teuflischen Plan arbeiten, Deutschland, ja ganz Europa dem Kreml auszuliefern. Da mag die Frage auftauchen, ob es denn möglich ist, solch unterschiedlichen Charaktere an einen Tisch zu bekommen? Manch einer hat, zumindest bei Horst Seehofer und Sarah Wagenknecht eher ein Bild von Feuer und Wasser, die aufeinandertreffen, vor Augen.

 Was für den oberflächlichen Betrachter vielleicht ein Problem sein könnte, ist für Boris Reitschuster eher ein Beweis dafür, dass diese Herrschaften nicht nur Landesverräter, sondern auch bis auf die Knochen so korrupt sind, bereit, ihr Vaterland für schnöden Mammon, für ein lukratives Pöstchen zu verraten. Und wir erfahren, dass dieses miese Spiel schon seit Anfang der 2000er Jahre gespielt wird. Hat damals, will man jedenfallsReitschuster Glauben schenken, der deutsche Bundeskanzler Gerhard Schröder sein Vaterland als Morgengabe dem russischen Bären in den gierigen Rachen geworfen um eines Postens willen beim Energiemulti Gazprom?
Wie aber konnte es dazu kommen, dass deutsche Politiker, teils in Amt und Würden, teils ergraut, bereits im Ruhestand befindlich, sich in den Dienst des ewig Bösen stellen? Verständlich, ja gar zwangsläufig musste ein solch negative Entwicklung bei alten, in der Wolle gefärbten Sozen befürchtet werden, bei Wagenknecht war Landesverrat sowieso bereits in die Wiege gelegt, wurde sie doch in einer mondlosen Nacht von Luzifer gezeugt und in einer ebensolchen unter höllischen Schmerzen, mit einem Pferdefuss, heimlich im Hause Honnecker geboren. Aber das CDU-Mitglied Wimmer und der Chef der bayrischen CSU?
 
 Reitschuster kann einmal mehr nicht der Versuchung widerstehen mit Putins Vergangenheit als Angehörigem des sowjetischen Geheimdienstes KGB zu agitieren:
"Wladimir Putin hat sich selbst einmal als Spezialisten im Umgang mit Menschen bezeichnet; wesentlicher Teil seiner Ausbildung beim KGB war das Anwerben von Ausländern – ob mit Geld, Bauchpinselei oder Erpressung, ob als Einflussagenten oder als nützliche Idioten."

 So ist denn auch jede Verhandlung mit dem Herrn des Kremls keine wirkliche Option, sondern bestenfalls ein unterwürfiger Kniefall. Reitschuster hat so seine eigene Ansicht von Diplomatie. Für ihn ist, so scheint's, der Panzerkreuzer die freundlichste Art des Gedankenaustauschs zwischen zwei Staaten.
"Was Außenminister Steinmeier (SPD) als „Dialogsfaden“ verkauft, ist in Wirklichkeit längst eine peinliche Anbiederung gegenüber Moskau."

Das dumme Geschwätz von den asymmetrischen Kriegen Russlands - der wahre Agressor sind die USA

$
0
0

 In den Publikationen des Mainstreams ist seit Jahren immer häufiger davon zu lesen oder zu hören, Russland oder Putin überziehe den Westen mit einem hybriden oder asymmetrischen Krieg. So zitierte der Focus bereits im Juli 2014 den damals noch Vorsitzenden des auswärtigen Ausschusses des Bundestages, Ruprecht Polenz mit den Worten:
"Wir haben es mittlerweile mit einem asymmetrischen Krieg zu tun, den Russland gegen die Ukraine führt".

Und der Spiegel liess sich gar im April 2014 von dem britischen Professor an der New York University, Mark Galeotti, eine Analyse mit der Überschrift:

"Russlands Ukraine-Strategie: Putin, der Guerilla-Krieger"
fertigen, in der dieser behauptete:
"Wladimir Putin ist sich der massiven militärischen und wirtschaftlichen Überlegenheit der westlichen Allianz bewusst - und so zeigt er der Welt, dass er es meisterhaft versteht, die Asymmetrie der Kräfteverhältnisse für sich zu nutzen."
"Die Zeit" vermutete im März diesen Jahres schliesslich gar einen direkten Angriff Russlands auf die Bundesrepublik:
"Für Russland ist die Bundesrepublik in diesem sogenannten hybriden Kampf ein wichtiges Ziel. Denn Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) spielte eine wichtige Rolle bei der Entscheidung der Europäischen Union, als Strafe für den Einmarsch Russlands auf der Krim Sanktionen gegen Moskau zu verhängen",

und sogar die Kanzlerin persönlich sei im Visier des Kremlherrn. Die Wochenzeitung zitiert den Direktor des Stratcom COE, des Kompetenzzentrums für strategische Kommunikation der Nato im lettischen Riga, Jänis Särts. Der, so "Die Zeit"

"sieht sogar einen noch größeren Plan. Er sagte dem britischen Observer, Russland versuche, Merkel als Kanzlerin zu stürzen. ‚Russland testet, ob es in der Lage ist, in so einem großen und stabilen Land, das normalerweise nicht so viele Schwachpunkte bietet, Umstände zu erzeugen, die zu einem Wechsel an der politischen Spitze führen‘“.

 Als Beleg für die These vom hybriden oder asymmetrischen Krieg Russlands gegen Deutschland muss immer wieder der sogenannte "Fall Lisa" herhalten. Lisa ein 13-jähriges Mädchen aus Berlin hatte behauptet, sie sei von Migranten entführt und vergewaltigt worden. In Wirklichkeit hatte sie aus Angst vor Bestrafung bei Freunden übernachtet.

"Russland startete basierend auf dieser Aussage eine großangelegte Desinformationskampagne. Russische Staatssender berichteten ausführlich. Russlanddeutsche und prorussische Aktivisten organisierten Demonstrationen in Bremerhaven, Bonn, Hamburg und direkt vor dem Bundeskanzleramt in Berlin",

schreibt "Die Zeit". Bei diesen Demonstrationen handelte es sich um Ansammlungen von jeweils nur einigen hundert Menschen. In der Tat eine kraftvolle Kriegserklärung und eine Gefahr für Deutschland und seine Kanzlerin.
 In der letzten Woche schliesslich stellte Innenminister Thomas de Maizière sein Konzept der "Zivilen Verteidigung" vor und begründete diese mit der "Gefahr durch hybride Konflikte".

 Die Urheberschaft dieser Art von Konfliktführung wird gern dem Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow zugeschrieben. So geschehen auch in der "FAZ," hinter der nach eigener Aussage ja bekanntlich immer und stets ein kluger Kopf steckt.


Für einen dieser klugen Köpfe möchte anscheinend Thomas Gutschker gehalten werden. Nach dem Motto: "Haltet den Dieb", nachdem man der Oma die Geldbörse gezogen hat,


 Die Urheberschaft dieser Art von Konfliktführung wird gern dem Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow zugeschrieben. So geschehen auch in der "FAZ" hinter der nach eigener Aussage ja bekanntlich immer und stets ein kluger Kopf steckt.

Für einen dieser klugen Köpfe möchte anscheinend Thomas Gutschker gehalten werden. Nach dem Motto: "Haltet den Dieb", nachdem man der Oma die Geldbörse gezogen hat, schreibt er am 07. September 2014 über "Putins Schlachtplan":
 "Die Invasion der Ukraine ist seit Anfang 2013 geplant worden. Russland wollte von Guerrillakämpfern lernen, erprobte neue Formen der Kriegsführung. Und der Westen bekam davon nichts mit."

 Gutschker mag ein kluger Kopf sein, mit der Wahrheit nimmt er es aber nicht so genau. In Verdrehung der Tatsachen behauptet er:

"Als russische Truppen Ende Februar die ukrainische Halbinsel Krim eroberten, war die westliche Welt schockiert und empört. Niemand hatte damit gerechnet. Der Angriff wirkte wie eine improvisierte und spontane Reaktion Präsident Putins auf die Flucht seines Verbündeten Viktor Janukowitsch aus Kiew."

 Der Geschichtsschreibung ist, trotz allen Einflusses der Propaganda, bis heute nichts von einer gewaltsamen Eroberung der Krim durch russische Truppen, noch gar von einem "Angriff"bekannt. Ein halbes Jahr später, also zum Zeitpunkt des denkwürdigen Artikels müsse man, so der kluge Kopf Gutschker, diese Deutung korrigieren.

"Tatsächlich war die russische Invasion von langer Hand geplant, vorbereitet und geübt worden. Sie begann auch nicht erst nach dem Sturz Janukowitschs, sondern war schon vorher angelaufen",
und er führt weiter aus:
"Dafür gibt es etliche Belege",

von denen er aber nur einen anführen kann, der aber

"besonders wichtig ist",

 weil es, wie gesagt, der einzige Beleg ist, den Gutschker anführen kann, und weil er damit sehr schön seine Behauptung die "Invasion der Ukraine ...sei seit Anfang 2013 geplant worden", zu belegen scheint.
Hierbei handelt es sich um die oben schon einmal erwähnte Rede des Generalstabschefs der russischen Streitkräfte, Walerij Gerassimow Ende Januar 2013. Erschienen ist der Wortlaut der Rede erstmals in einem wenig beachteten Artikel in der russischen Militärzeitschrift "VPK-News" am 27. Februar 2013.

Erst als die westliche Propaganda nach "Beweisen" für eine längerfristige Planung Russlands für einen asymmetrischen Krieg gegen die Ukraine suchte, stiess Rob Coalson vom US-amerikanischen Propagandasender Radio Free Europ/Radio Liberty auf den Artikel und übersetzte ihn ins englische. Daraufhin nahm sich der oben bereits erwähnte Mark Galeotti des Textes an und veröffentlichte ihn am 6. Juli 2014 auf seinem Blog "In Moscow's Shadow" mit seinen eigenen und mit Verlaub auch recht eigenwilligen Erläuterungen. Galeotti seziert die Rede und deutet sie mit dem Wissen über die Ereignisse um die Krim so um, dass sie seiner Ansicht nach genau diese Ereignisse beschreibt. 



 Seitdem hat er die eindeutige Deutungshoheit. So benutzen unsere Mainstream-Presseerzeugnisse immer nur genau die Stellen des Redetextes, die Galeotti in seiner Veröffentlichung schon hervorgehoben hat. Eine Tatsache, die nicht sonderlich verwundert, sieht man sich einmal die Follower des Herrn Dr. Galeotti auf seinem Twitter-account an. Fast alle deutschen Top-Propagandisten sind dort vertreten. 


ApplebaumAnneWashington Post
AtaiGolinehARD – Moskau
BidderBenjaminDer Spiegel
BildtCarlBerater – Petro Poroschenko
BilgerOliverFreelance
BotaAliceDie Zeit – Moskau
BoyAnnDoritFreelancer
BrösslerDanielSüddeutsche Zeitung
BrowderBillHermitage Capital
BrunnerSimoneFreelance – Kiew
BurkhardtFabianLudwig-Maximilian-Universität München
Carnegie Russia
Carnegie Endowment
Eggert v.KonstantinRain TV – Moskau
EigendorfKatrinZDF
Eurasia Center
Atlantic Council
Freedom House

GrossheimBerndARD – NDR
HansJulianSüddeutsche Zeitung
HarmsRebeccaBündnis 90/Die Grünen – Europaabgeordnete
HeilGeorgFreelance
HigginsElliotBellingcat – Atlantic Council
KühnOliverFrankfurter Allgemeine – Historiker
LeichtLotteHuman Rights Watch
LielischkiesUdoARD – Moskau
LokshinPavelDer Spiegel
MüllerBjörnARD – NDRinfo
NavalnyAlexeyBlogger
ObermaierFrederikSüddeutsche Zeitung
Open Society

PisarskiZbigniewPulaski Foundation
PolyakovaAlinaAtlantic Council
RainsfordSarahBBC
Rights in Russia

RuckInaARD – Washington
Salzen v.ClaudiaDer Tagesspiegel
SchmeitznerBirgitARD
SenderWolfgangKonrad-Adenauer-Stiftung
SiegertJensehem. Leiter d. Moskauer Büros d. Heinrich-Böll-Stiftung
SmirnovaJuliaDie Welt
StoeberSilviaFreelance
TempelSylkeDeutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik DGAP
Terek Media
Produktion von TV- u. Radio- Beiträgen über Osteuropa
ThumannMichaelDie Zeit
TuckerMaximTimes
UmlandAndreasInstitut for Euro- Atlantic Cooperation Kiew
WalkerShaunThe Guardian
WehnerMarcusFrankfurter Allgemeine Sonntagszeitung
WeissAndrew S.Carnegie Endowment
ZDF-Studio Moskau
ZDF

Wer sich, angesichts der Tabelle oben immer noch über die hohe Konformität der Meldungen und Meinungen im Mainstream wundert, dem ist wohl nicht mehr zu helfen. Jeder schreibt von jedem ab, man ist eng vernetzt. Da braucht es keinen Grossinquisor, keine offizielle Zensur, um alle Veröffentlichungen auf Linie zu halten.

So ist denn auch die Ansicht Galeottis, die er sich mühsam, die Ereignisse in der Ukraine und auf der Krim vor Augen, mühsam im Nachhinein zurechtbiegt, Gerassimow habe bereits im Januar 2013 einen asymmetrischen Krieg gegen die Ukraine skizziert und Ereignisse wie der "Fall Lisa" oder das angebliche Hacken der US-Demokraten seien Teil eines langfristigen Plans, den Westen zu destabilisieren.

 Dabei gebührt die Idee, einen asymmetrischen Krieg erfunden und in die Tat umgesetzt zu haben, keinesfalls dem Generalstabschef der russischen Streitkräfte, Waleri Gerassimow. Diese Ehre gebührt ganz eindeutig und ausschliesslich den USA.

Am 30. November 2010 erschien im Auftrage des "United Secretary of the Army", das direkt dem US-Verteidigungsministerium unterstellt ist und im Namen des damaligen Generalstabschefs der Armee der Vereinigten Staaten, George W. Casey Jr., das "Training circular No. 18-01". Dieses Trainingshandbuch, das den Vermerk trägt:
"Die Offenlegungvon Inhalten oderdie Rekonstruktion des Dokuments ist durch jedwede Methode der Zerstörung zu verhindern",
wurde im Auftrag der "John F. Kennedy Special Warfare Center and School (USAJFKSWCS)", dem Ausbildungszentrum der US-Armee für Sondereinsätze des "US Army Special Operations Command (USASOC)" in  Fort Bragg, North Carolina, erstellt und trägt den Titel "Special Forces Unconventional Warfare"

Darin heisst es bereits im Vorwort:
"Special Forces Unconventional Warfare (UW) definiert das aktuelle Konzept der Planung und Durchführung von Operationen der unkonventionellen Kriegsführung (UW) der Special Forces der Streitkräfte der Vereinigten Staaten."
 Gleich in einem der ersten Sätze des Papiers wird das Ziel, die Destabilisierung nicht konformer Nationen ("feindliche Macht"), zur Durchsetzung strategischer Ziele der USA klar und deutlich benannt:
"Die Absicht der unkonventionellen Kriegsführung der USA ist es, durch die Entwicklung und Erhaltung der Widerstandskräfte die politische, militärische, wirtschaftliche und psychologischeVerwundbarkeit einer feindlichen Macht für die strategischen Ziele der USA zu erreichen."
Da bedarf es keiner spitzfindigen und sinnentstellenden Deutungen eines Dr. Galeotti. Hier benennt ein Aggressor klar und unverblümt seine Ziele, die sich weit abseits des Kampfes für Demokratie, Freiheit und Menschenrechten befinden. Diese Tarnung der wahren Absichten durch Manipulation der Sprache ist fester, unverzichtbarer Teil der unkonventionellen Kriegführung. So werden bereits den Planern solcher Kriege Sprachregelungen an die Hand gegeben: Es bestehe eine gewisse
"...Verwirrung in Bezug auf externe Unterstützungselemente, wie ausländische Kämpfer."
Deshalb schlagen die Autoren eine unverfängliche Sprachregelung vor:
"Selbst wenn US-Streitkräfte oder ausländische Kämpfer einen Aufstand oder eine  Widerstandsbewegung unterstützen, sollten die Planer sie nicht als Teil des Aufstands kategorisieren. Planer sollten diese Elemente als Aktivisten, Vermittler, Berater, oder Anhänger bezeichnen."
Wer meint, diese Begriffe im Zusammenhang mit etwa dem Maidan in der Ukraine oder dem Krieg in Syrien in deutschen Presseorganen gelesen oder gehört zu haben, der sollte sich schämen, denn er ist offensichtlich ein Verschwörungstheoretiker.

Allerdings lassen die Autoren wenig Zweifel über ihre wahren Ziele aufkommen. Über die Auswirkungen und Folgen asymmetrischer Kriege schreibt das "John F. Kennedy Special Warfare Center and School":

"...es ändert zweifellos die geopolitische Landschaft einer bestimmten Region."
Wie man zu diesem angestrebten Ergebnis kommt, damit befasst sich das Papier in aller epischen Breite - über das Deponieren und Tarnen von Vorräten und Kriegsgerät bis hin zu Anweisungen, wie Container zu packen sind. Zunächst wird erst einmal beschrieben, wie die idealen Voraussetzungen für einen erfolgreich Regime-Change aussehen:
"Widerstand beginnt in der Regel mit dem Wunsch von Personen, die von einem unpopulären Regime oder einer Besatzungsmacht aufgezwungenen unerträglichen Bedingungen zu beseitigen. Dieser Wunsch führt im Allgemeinen zum Hass auf die bestehenden Verhältnisse und einer allgemein oppositionellen Haltung gegenüber der Regierung."
 Daraufhin beginnt eine Phase des aktiven Widerstands:
"Zunächst wird sich dieser Hass als sporadische, spontane gewaltlose oder auch gewaltsame Widerstandshandlung der Menschen gegenüber der Autorität manifestieren."
 Die Menschen bekommen moralische und psychologische Unterstützung:
"Schlüssel des Übergangs von der wachsenden Unzufriedenheit zum Aufstand ist die Wahrnehmung eines erheblichen Teils der Bevölkerung, dass sie bei einer Revolte nichts zu verlieren haben - und der Glauben daran, dass sie erfolgreich sein könnten."
 Nun ist es an der Zeit dem Aufstand Struktur durch eine Führung zu geben:
 "Wenn die Unzufriedenheit wächst, sollten natürliche Führer, wie ehemalige Soldaten, Geistliche, lokale Amtsträger und Nachbarschaftsvertreter, diese Unzufriedenheit in einen organisierten Widerstand kanalisieren, die deren Wachstum weiter befördert."
Zur Massenbewegung werden die Proteste durch eine Initialzündung, z. B. der Vorwurf der Wahlfälschung oder wie in der Ukraine die Enttäuschung der Menschen über die nicht erfolgte Unterschrift zum Assoziierungsabkommen mit der EU, von dem sich viele Ukrainer eine Besserung ihrer Lebensumstände versprochen hatten:
"Darüber hinaus muss ein Funke die Widerstandsbewegung auslösen, wie ein katalysierendes Ereignis, das die Unterstützung der Bevölkerung gegen die Regierungsmacht entzündet und eine dynamische Führung der Aufstände, die in der Lage ist, die Situation auszunutzen."
 In einer Graphik mit15 Eskalationsstufen wird dargestellt, wie ein Aufstand zu organisieren ist:
  1. Die Unzufriedenheit mit den politischen, wirtschaftlichen, sozialen, administrativen und anderen Bedingungen; nationales Streben (Unabhängigkeit) oder dem Wunsch nach ideologischen und andere Änderungen
  2. Schaffung einer Atmosphäre von größerer Unzufriedenheit durch Propaganda und politischen und psychologischen Bemühungen, die Regierung zu diskreditieren
  3. Agitation: Schaffung einer günstigen öffentlichen Meinung (nationale Ursachen befürworten); Schaffung von Misstrauen gegenüber den etablierten Institutionen
  4. Agitation, Unruhe und Unzufriedenheit erhöhen; Infiltration von Verwaltung, Polizei, Militär und nationalen Organisationen. Boykotte, Verlangsamungen und Streiks
  5. Einschleusung von ausländischen Organisatoren und Beratern, ausländischer Propaganda, Material, Geld, Waffen und Ausrüstung
  6. Rekrutierung und Ausbildung von Widerstandskadern
  7. Eindringen in Gewerkschaften, Studenten- und nationaler Oganisationen und allen Teilen der Gesellschaft
  8. Verbreitung von subversiven Organisationen in alle Bereiche des Lebens eines Landes
  9. Errichtung nationaler Tarnorganisationen und Befreiungsbewegungen; Appell an ausländische Sympathisanten
  10. Ausbau der Tarnorganisationen
  11. Intensivierung der Propaganda, psychologische Vorbereitung der Bevölkerung für einen Aufstand
  12. Offener und verdeckter Druck gegen Regierung (Streiks und Unruhen, Störung)
  13. Erhöhte Untergrundaktivitäten um die Stärke der Widerstandsorganisation und die Schwäche der Regierung zu demonstrieren
  14. intensive Zerstörung der Moral (Regierung, Verwaltung, Polizei und Militär)
  15. Erhöhen der politischen Gewalt und Sabotage

Die Graphik der 15 Eskalationsstufen:

Als eine Art Pyramide dargestellt: Die Schritte um einen  Konflikt anzuheizen. Links und rechts je drei Pfeile die alle nach oben weisen, hin zu  einer Linie, ab der dann der Guerillakrieg beginnt. Die Botschaft lässt an Eindeutigkeit nicht zu wünschen übrig: Sinn und Zweck aller Bemühungen ist es, zu einer kriegerischen Auseinandersetzung zu führen.



 Den Grad des Zynismus, der den Überlegungen der Autoren zugrunde liegt zeigt ein Satz über die Grundvorausetzungen, die gegeben sein sollten, um ein ungeliebtes Regime mithilfe eines unerklärten Krieges aus dem Amt zu jagen:
"Die Bevölkerung muss glauben, dass sie nichts zu verlieren hat, oder gar zu gewinnen."
Dieser Satz zeigt mehr als alles andere, dass es den USA bei ihren zahlreichen unerklärten Kriegen keinesfalls um die Verbesserung der Lebensumstände der Menschen geht, sondern rein um geostrategische Fragen. Das Papier aus dem November 2010, also über zwei Jahre vor der Rede Gerrassimows, "Special Forces Unconventional Warfare" plädiert ganz unverblümt für Gewaltaktionen gegen Staaten, gegen Regierungen und letztlich gegen Menschen aus nur einem Grund - dem Machterhalt und der Machtausdehnung der Vereinigten Staaten von Amerika und von  deren unsozialem und umweltzerstörendem Finanz- und Wirtschaftssystem.

 Davon ist allerdings in unseren Medien kein Wort zu hören. Da wird den Menschen lieber das Gehirn verkleistert mit an den Haaren herbeigezogenen angeblichen Bedrohungen unserer Freiheit und unseres westlichen Lebensstils durch den herbeifantasierten Aggressionsdrang Russlands und seiner Führung.

Julian Hans von der Süddeutschen: Waffenstillstand in Syrien eine hinterhältige Finte des Kremls

$
0
0
 Es ist die Zeit der Kreml-Astrologen: Keiner weiss genaues, dafür wird aber heftigst spekuliert. Dass dabei stets herauskommt, den Herren in Moskau sei nicht zu trauen und ihr grosses Ziel sei es, den Westen zu schwächen und in einer grossen Revision der Ergebnisse des zweiten Weltkrieges und des Zusammenbruchs der Sowjetunion die USA über den Atlantik zurückzudrängen und ein von Russland beherrschtes Eurasien zu schaffen, also ein Herrschaftsgebiet von Wladiwostock am Pazifik bis nach Portugal am Atlantik. Ein Netzwerk von atlantischen Journalisten lässt kein auch noch so ungeeignetes Ereignis ungenutzt, die Angst der Menschen vor einem angeblich aggressiven und die Freiheit und Unabhängigkeit des westlichen Europas bedrohenden Iwan in Angst und Schrecken zu versetzen.

 Ein herausragender Vertreter dieser Spezies von Journalisten ist seit Jahren der Moskauer Korrespondent und ehemalige Redakteur des Zentralorgans der Atlantiker „Die Zeit“, Julian Hans. Der hatte sich unlängst  Gedanken über die wahren Motive Russlands gemacht für die Verhandlungen mit den USA zu einem Waffenstillstandsabkommen in Syrien. Und wie das so ist, wenn ein Ausgleich mit Russland, in Verhandlungen erreicht wird, egal bei welchen Konflikten auch immer, der Russe hat falsch gespielt und will den gutmütigen Westen in Wirklichkeit lediglich übervorteilen. So vermutet, nein besser, ist Hans sich sicher, dass auch bei den Verhandlungen um einen Waffenstillstand in Syrien Russland ein verdecktes unlauteres Spiel spielt.
„Über die offiziell von Moskau verkündeten Ziele könnte man sich vielleicht einigen, zuallererst auf die Bekämpfung der IS-Terroristen“,
ist sich Hans sicher. Nur leider sind da noch andere, eher unehrenhafte Motive des Kremls:
„Aber da ist noch etwas anderes, was bei allen Gesprächen unausgesprochen mitverhandelt wird,“
und das ist immer das Gleiche:
„egal, ob es um die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen zur Beilegung des Ukraine-Krieges geht oder um die Trennung von Terroristen und gemäßigten Rebellen in Syrien. Verhandelt wird immer auch Russlands Stellung in der Welt.“
Dieses Ziel vor Augen ist der russischen Führung kein Preis zu hoch. Natürlich zu zahlen von den Menschen in den Konfliktregionen. Das sei, so sieht es Hans, in Syrien
„Der Preis der Ruinen“
wie er seinen Artikel überschreibt. Und Hans kennt die Beweggründee des Kremlherrn ganz genau:
„Wladimir Putin sieht die Waffenhilfe für das Regime von Syriens Diktator Assad nur als Mittel zur Durchsetzung seiner geopolitischen Interessen.“
 Hans weiss natürlich, dass das eine überaus schlichte Sicht der Dinge ist, die der wirklichen Lage in Syrien nur sehr eingeschränkt und aus einem ganz bestimmten Blickwinkel gerecht wird. Der hat zwar mit der Wirklichkeit so rein gar nichts gemein, passt aber sehr schön in das schlichte Weltbild, das uns der Mainstream seit Jahren vorgaukelt, von dem nur der Menschenrechte und der Freiheit verpflichtetem Westen und dem bösen, letztendlich die Weltherrschaft und die Knechtung der Völker anstrebenden Russland.

 Da passt kein Blatt Papier zwischen die beiden Julians - den Julian (Reichelt) der Bild und den Julian (Hans) von der Süddeutschen.

 Dieses einseitige, schlichte und verfälschte Weltbild aber ist es, was Propagandisten wie Julian Hans die ideologische Grundlage bietet, die da besagt: die USA haben das gottgegebene Recht zur Herrschaft über die Welt. Sie bestimmen die Regeln und Grundsätze, wie ihre Vasallen sich zu verhalten haben, und die Sichtweise der USA ist die einzig zulässige. Nur so kann man zu Aussgen wie:
„Der Westen wartet und hofft, dass Moskau wieder zu den internationalen Regeln zurückkehrt, von denen Wladimir Putin sich mit der Annexion der Krim verabschiedet hat.“
Und nur so ist auch der nächste Satz, der als eine Anklage gedacht ist, zu verstehen:
„Putin möchte stattdessen die Regeln ändern und eine neue Ordnung durchsetzen.“
 Wenn es denn so wäre, so wäre das bei objektiver Betrachtung, ein durchaus legitimes Anrecht des Staatschefs eines unabhängigen Landes. Durch die Brille eines Julian Hans gesehen eine Unbotmässigkeit des Vasallen gegenüber dem Hegemon. Die Regeln bestimmt ausschliesslich der Hegemon, und nur der hat das Recht, diese je nach Bedarf seinen Interessen anzupassen.

 Und das tut der Westen unter der uneingeschränkten Führung der USA ständig. Beispiele dafür sind Legion. Ob es die angeblich zum Schutz der Bevölkerung in Libyen durchgesetzte Flugverbotszone war, die dann dazu genutzt wurde, einen ungeliebten und unbequemen Machthaber, Gaddafi, zu stürzen, ob es die völkerrechtswidrigen Kriege gegen Jugoslawien und den Irak waren, der Umsturz in der Ukraine mit dem Versuch der USA, die russische Schwarzmeerflotte aus Sewastopol zu vertreiben und den Marinestützpunkt selbst zu übernehmen, die das Land letztlich zu einem Protektorat der USA machten, die Unterstützung islamistischer Terroristen in Syrien, um das Land unter die Kontrolle der mit den Methoden des Mittelalters regierten Golfstaaten zu zwingen, oder die Umsturzbemühungen in Mittel- und Südamerika, mit zuletzt dem Putsch gegen die brasilianische Präsidentin Dilma Rousseff, der nur das vorläufige Ende einer Reihe weiterer unrechtmässigen Regierungswechsel z.B. in Honduras 2009 und in Paraguay 2012 ist, immer und überall handelt der Westen nicht im Sinne des Völker- oder Menschenrechts, sondern nach seinen eigenen, den angestrebten Zielen dienlichen Regeln.

 Russland - Putin - hat gegen die Regeln verstossen, indem es sich zur Wehr setzt und sich damit selbst zum Paria gemacht hat, wie in der westlichen Presse schon des öfteren kolportiert wurde, weil es seine eigenen Interessen verfolgt.

Die Regel, und es gab nur diese eine, in Syrien war klar und deutlich von den USA formuliert und wurde im Chor der Vasallen lautstark immer wieder wiederholt: "Assad muss weg!" Dabei war es den Protagonisten völlig schnurz, was aus den Menschen in Syrien werden sollte, wenn dort die Islamisten die Macht bekämen. Es ging und geht um Energie, besser gesagt um Erdgas und damit letztendlich um Macht und Einfluss in Europa und in Asien.

 Lassen wir den grossen Schachspieler Zbigniew Brzezinski, den Berater fast aller US-Präsidenten seit Jimmy Carter und mächtigen Strippenzieher zu Wort kommen. In seinem mittlerweile zum Standardwerk US-amerikanischer Aussen- und Kriegspolitik avancierten Buch "The Grand Chessboard" vertritt er die These, dass der Schlüssel zur Weltherrschaft die Herrschaft über die eurasische Landmasse sei.
"Eurasien ist der größte Kontinent der Erde und geopolitisch axial. Eine Macht, die Eurasien beherrscht, wurde über zwei der drei höchstentwickelten und wirtschaftlich produktivsten Regionen reichen. Ein Blick auf die Landkarte genügt, um zu erkennen, dass die Kontrolle über Eurasien fast automatisch die über Afrika nach sich zöge und damit die westliche Hemisphäre und Ozeanien gegenüber dem zentralen Kontinent der Erde geopolitisch in eine Randlage brächte.  Nahezu 75 Prozent der Weltbevölkerung leben in Eurasien, und in seinem Boden wie auch seinen Unternehmen steckt der größte Teil des materiellen Reichtums der Welt. Eurasien stellt 60 Prozent des globalen Bruttosozialprodukts und ungefähr drei Viertel der weltweit bekannten Energievorkommen. ...Eurasien ist mithin das Schachbrett, auf dem der Kampf um globale Vorherrschaft auch in Zukunft ausgetragen wird."
Brzezinski fährt fort:
"Unmittelbar präsent ist die Macht der USA in der schmalen Zone an der westlichen Peripherie Eurasiens",
und:
"Sudlich von diesem großen zentraleurasischen Plateau liegt eine politisch anarchische, aber an Energievorräten reiche Region, die sowohl fur die europäischen als auch die ostasiatischen Staaten sehr wichtig werden könnte..."
Auch wenn Brzezinski hier in erster Linie den Iran meint mit seinem riesigen South-Pars-Erdgasfeld, so gehören auch die Erdgas- und Erdölproduzenten des Persischen Golfs zu den wichtigen Energielieferanten Europas. Und das westliche Europa hat eine entscheidende Bedeutung für das Bestreben der USA, Eurasien unter seine Herrschaft zu bringen:
"Schließlich könnte ein solches Europa sogar ein Eckpfeiler einer unter amerikanischer Schirmherrschaft stehenden größeren eurasischen Sicherheits- und Kooperationsstruktur werden. Vor allen Dingen aber ist Europa Amerikas unverzichtbarer geopolitischer Brückenkopf auf dem eurasischen Kontinent."
Hingegen sieht Brzezinski die Gefahr:
Würden schließlich die europäischen Partner Amerika von seinen Stützpunkten an der westlichen Peripherie vertreiben, wäre das gleichzeitig das Ende seiner Beteiligung am Spiel auf dem eurasischen Schachbrett..."
 Eine sichere Energieversorgung Europas ist daher unerlässlich. Russland ist der Hauptenergielieferant dieses energiehungrigen Europas, und dieses könnte, so befürchtet Brzezinski, durch Russland unter politischen Druck gesetzt werden. Eine Abhängigkeit, besonders beim Gas, die durch die Golfstaaten aufgelöst werden könnte.

 Syrien hat nun das Pech, zwischen den grössten Energielieferanten und einem der grössten Energieschlucker, Europa, zu liegen.

 Das Emirat Katar, das über die weltweit drittgrössten Erdgasvorräte verfügt, könnte als Lieferant einspringen. Allerdings ist die Verflüssigung des Gases und dessen Transport mit Schiffen durch den Persischen Golf und den Suezkanal nach Europa zumindest in absehbarer Zeit noch zu teuer, und in Europa fehlen ausserdem genügend Häfen mit Erdgasterminals.

 So unterbreitete das Königreich Katar gemeinsam mit der Türkei Syrien das Angebot, eine Erdgaspipeline durch Syrien bis in die Türkei zu verlegen, um diese dann an die geplante Nabucco-Pipeline anzuschliessen. Assad lehnte ab und verhandelte stattdessen mit dem Iran über eine Erdgaspipeline ans Mittelmeer. Damit hatte er sein eigenes Todesurteil gesprochen: "Assad muss weg!"

 Die "Wirtschaftswoche", gewiss kein Blatt, dass im Verdacht steht mit dem Kreml zu kooperieren, schreibt am 12. Dezember 2015:
"Nach Informationen der „Financial Times“ soll Katar allein in den zwei Jahren bis Mitte 2013 die Rebellen in Syrien mit rund drei Milliarden Dollar unterstützt haben. ...Katar, Saudi-Arabien und die Türkei begannen (man sollte noch hinzufügen, mit dem Segen der USA), den syrischen al-Qaida-Ableger Jabhat al-Nusra sowie die Kämpfer der Terrorgruppe ISIS zu finanzieren und mit Waffen auszustatten. Der Rest ist bekannt"
 Syrien, Assad steht dem, wie Brzezinski schreibt,
"expandierenden Einflussbereich des Westens (wo Amerika das Übergewicht hat)"
in Eurasien entgegen. Der nunmehr über fünf Jahre währende Krieg ist für Julian Hans kein Verstoss gegen die Menschlichkeit, sondern die Ahndung eines klaren Regelverstosses. Und so ist denn auch der Waffenstillstand, wenn er denn durchgesetzt wird, und die daraus entstehende Zusammenarbeit Russlands und der USA im Kampf gegen den IS, nicht zuerst ein Segen für die Menschen in Syrien. Er ist vielmehr, folgt man Hans, der perfide Versuch Russlands, sich als eine den USA gleichgestellte Grossmacht auf der Weltbühne zurückzumelden:
"Die Allianz mit den Amerikanern wäre so gesehen nicht Mittel zum Zweck (Kampf gegen islamistische Terroristen), sondern umgekehrt: Der Einsatz ist das Mittel, Putins Ziel aber ist die gleichberechtigte Partnerschaft der Großmächte, die das Schicksal dritter Staaten und Regionen unter sich ausmachen",
- also letzten Endes der Versuch Russlands sich ausserhalb der Regeln zu stellen, um seine Interessen unabhängig von den USA durchzusetzen.

 Aus diesem verquassten Blickwinkel ist dann auch der Kampf Russlands gegen die islamistischen Terroristen, bei deren Aufzählung von Propagandaschreibern wie Julian Hans, nur allzugerne die Kopfabschneider der al Nusra, oder Fatah-al-Scham-Front, wie sich diese neuerdings nennt, oder die Kämpfer der Ahrar al-Scham vergessen werden, nichts weiter als der Versuch, Assad an der Macht und so den Konflikt in einem Schwebezustand zu halten:
"Nach einem Abzug der Russen wären Assads Tage gezählt. Bleibt also, ihn an der Macht zu halten und einen Übergangsprozess einzuleiten, bei dem Moskau mitredet, aber nie allein verantwortlich ist dafür, dass nichts dabei herauskommt."



Zwei fürchterliche Ereignisse in Syrien und ihre völlig unterschiedliche Gewichtung in der veröffentlichten Meinung

$
0
0
 Im Osten Syriens ist es am Freitag zu einem schwerwiegenden Zwischenfall gekommen. US-amerikanische, dänische und australische Kampfjets haben in der Region Deir ez-Zor Einheiten der regulären syrischen Armee angegriffen und mindestens 60, andere Stimmen sprechen von bis zu 90 Soldaten getötet und über hundert verletzt.

 Die erste Erwähnung in der ARD erfuhr der Angriff in den Tagesthemen am Samstag. Unkorrekt und für eine Nachrichtensendung absolut indiskutabel wurde hinter Nachrichtensprecher Hofer nicht die korrekte Bezeichnung "Syrische Armee" eingeblendet, sondern als vielmehr war von einem "Luftangriff auf Assad-Truppen" die Rede, so als sei das Assads private Söldnertruppe.

Hauptsache diffamieren: Die reguläre Syrische Armee wird bei ARD-Aktuell zu einer privaten Söldnerarmee Assads

Die Meldung über den Zwischenfall, der die Welt an den Rand einer Auseinandersetzung zwischen zwei Atommächten brachte, war den Tagesthemen ganze 35 Sekunden wert, einschliesslich der Anmoderation von Anchorman Thomas Roth:
"Im Osten Syriens sind bei einem Luftangriff auf Stellungen der Regierungstruppen offenbar mehr als sechzig syrische Soldaten getötet worden. Mehr dazu in den Nachrichten jetzt mit Jan Hofer."
Die Nachricht die Hofer nun verlas, bestand aus vier dürren Sätzen:
"Die Armee und das russische Verteidigungsministerium machen die US-geführte Militärallianz für das Bombardement verantwortlich und verlangen eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates. Das US Militär erklärte, möglicherweise seien syrische Truppen beschossen worden. Der Luftangriff sei gestoppt worden. In der Region liefern sich IS-Terrormiliz und Regierungsarmee heftige Kämpfe."
 In dem Beitrag zuvor, der sich mit den Massenprotesten gegen CETA und TTIP befasste, hatten die Tagesthemen allein für Hubertus Pellengahr, Geschäftsführer der von der deutschen Wirtschaft bezahlten "Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft" 22 Sekunden ihrer wertvollen Sendezeit übrig, um darüber zu lamentieren, dass die deutsche Wirtschaft in der Vergangenheit zu wenig für Ceta und TTIP geworben habe.

Am Sonntagmittag dann hatte sich die Tagesschau voll der US-amerikanischen Sichtweise angeschlossen. Kirsten Gerhard durfte in der Sendung um 13.45 Uhr, 32 Sekunden lang ein paar dürftige Sätze verlesen:
"Der vermutlich irrtümlich durchgeführte Luftangriff der US-geführten Koalition auf syrische Regierungstruppen hat eine scharfe Auseinandersetzung zwischen den USA und Russland ausgelöst."
 Nicht viel besser erging es in der Sendung um 16.55 Uhr Tarek Youzbachi. Ganze 29 Sekunden hatte er Zeit, um seine Zuschauer über die Auseinandersetzung Russlands und der USA in der von Russland beantragten Sondersitzung des Weltsicherheitsrates der UN zu informieren:
"Die US-Seite betonte ihr Bedauern und sprach von einem Versehen."
 Der gleiche Beitrag wurde dann in der Hauptsendung der Tagesschau um 20.00 und den Tagesthemen wiederholt.

Kein Wort war den Manipulateuren von ARD-Aktuell die verbalen Ausfälle der US-Botschafterin bei den Vereinten Nationen, Samantha Power wert, der angesichts von mindestens 60 toten syrischen Soldaten nichts besseres einfiel, als Russland übelst zu beschimpfen. Spiegel-online berichtete:
"Power, die wegen ihres Statements vor Journalisten laut Tschurkin (der russische Botschafter bei den Vereinten Nationen) einen Teil von dessen Kommentaren im höchsten Uno-Gremium verpasste, bezichtigte Russland der Effekthascherei. "Selbst nach russischen Standards ist der Stunt von heute Abend - ein Stunt voller Moralismus und Effekthascherei - auf einzigartige Weise zynisch und scheinheilig", sagte Power. Sie zeigte sich empört, dass Russland eine Dringlichkeitssitzung einberief, unzählige Angriffe auf die Bevölkerung durch das syrische Regime aber unbeantwortet gelassen hatte."
 Das ZDF hielt sich erst gar nicht mit der Formulierung eines eigenen Berichts auf und übernahm gleich die Sichtweise der US-amerikanischen Regierung in ihrem Wortlaut. Am seidenen Faden hänge die Waffenruhe in Syrien schon lange, aber:
"Nun erschwert ein bitterer Fehlschlag des US-Militärs den Weg zum Frieden noch mehr."
 Dieser Mühe unterzog sich auch die Süddeutsche nicht. Die hochbezahlten Qualitätsjournalisten des Blattes schrieben einfach nieder, was die Propagandaeinheit der US-Streitkräfte der Welt in die Notizblöcke diktierte:
"Das US-Zentralkommando verwies auf die 'komplexe' Situation in Syrien mit verschiedenen militärischen Kräften und Milizen in nächster Nähe zueinander. "Aber Koalitionskräfte würden keine syrische Einheit wissentlich und absichtlich angreifen."
 Dabei hätte ihnen ein einfacher Blick auf die Karte oder ins Internet gezeigt, dass die syrischen Regierungseinheiten bei Deir ez-Zor eine winzige Enklave in einem Gebiet, ausschliesslich beherrscht vom IS, bilden. Da ist nix mit "komplexe Situation in Syrien". Da gibt es keine, wie es immer so schön heisst "moderate Rebellen". Da sind nur der IS und die eingekreisten und auf Versorgung aus der Luft angewiesenen Einheiten der syrischen Armee.



 Und eben um diese Versorgung der syrischen Armeee-Einheiten aus der Luft scheint es auch gegangen zu sein. So schreibt "Die Presse" aus Österreich:
"Die Stellungen der Assad-Armee liegen im Umkreis des Militärflughafens der Stadt Deir ez-Zor im Osten, wo das Regime nur noch kleine Gebiete kontrolliert. Seit Wochen versuchen Jihadisten des IS, die Berge um den Flughafen zu erobern, um startende und landende syrische Militärjets unter Feuer nehmen zu können und so den Nachschub für die eingeschlossenen Armeeteile und Wohnviertel zu kappen."
 Eine winzige Enklave unter Kontrolle der syrischen Regierung inmitten eines riesigen Gebietes beherrscht vom IS, da fällt es schwer, an einen Irrtum des US-Militärs zu glauben. Es sei denn die USA hätten im Krieg in Syrien die Seiten gewechselt, unterstützten Assad im Kampf gegen die islamistischen Terroristen, und die neuen Verbündeten, die syrische Armee, sei in ein, in den USA seit Jahren beliebtes "Friendly Fire" geraten.

 Die USA und ihre Verbündeten verfügen über alle derzeitigen Möglichkeiten der Aufklärung - nicht zuletzt die  6 Aufklärungs-Tornados der Bundeswehr, die laut Ministerin von der Leyen, bis letzte Woche bisher rund 500 Flüge über Syrien absolviert haben. Da nimmt es um so mehr Wunder, dass die Jetpiloten nicht unterscheiden konnten zwischen IS-Terroristen und regulären Einheiten der syrischen Armee.

 Am Montag Abend erklärte Syrien die Waffenruhe, die eine Woche zuvor zwischen den USA und Russland ausgehandelt worden war, für beendet. Anlass war sicher der Angriff der USA auf die syrischen Truppen, aber auch Nachrichten darüber, dass US-amerikanische Spezialeinheiten zusammen mit türkischen gepanzerten Verbänden die Grenze zwischen der Türkei und Syrien überschritten hatten und die islamistischen Terroristen sich in  und um Aleppo neu zu formieren schienen und frische Kräfte heranführten.

 Die USA konnten oder wollten ihrer Verpflichtung, so wie es in den Waffenstillstandsvereinbarungen festgelegt worden war, eine Entflechtung zwischen islamistischen und gemässigten Kämpfern herbeizuführen, nicht nachkommen. So konnten aber auch keine Garantien für Hilfskonvois für die Bevölkerung von der syrischen Regierung und Russland übernommen werden, die wiederum lautstark von den USA gefordert wurden.

 Die USA weigerten sich sogar, die Vereinbarungen des Waffenstillstands der zwischen ihnen und Russland am 12. September ausgehandelt worden war, offen zu legen. N24 meldete noch am Freitag:
"Die für Freitag angesetzte Dringlichkeitssitzung (des UN-Sicherheitsrates) war abgesagt worden, weil dabei auch über die Vereinbarung zur Waffenruhe gesprochen werden sollte. Die USA fürchteten, mit der Offenlegung der detaillierten Vereinbarung die von ihnen unterstützten Rebellen in Syrien zu gefährden. Unter anderem hatte Frankreich darauf bestanden, über die Einzelheiten der Vereinbarung informiert zu werden, bevor eine Resolution dazu verabschiedet wird."
 Unmittelbar nach der Beendigung des Waffenstillstands wurden die Kampfhandlungen von beiden Seiten wieder aufgenommen. in den Abendstunden des Montags kam es dann zu der Zerstörung eines Hilfskonvois unter der Führung des UNHCR, der aber von verschiedenen Hilfsorganisationen unter anderem des Roten Halbmondes zusammengestellt worden war, in dem westlich von Aleppo gelegenen Ort Orem al-Kubra. 18 der 31 mit Hilfsgütern vollbeladenen Lastwagen wurden zerstört. 20 Menschen, zumeist Helfer und Fahrer der LKW kamen ums Leben.

 Wie und durch wen der Angriff ausgeführt wurde, ist bisher ungeklärt. Es sei ein Bombenangriff gewesen, wurde reflexartig behauptet. Allerdings sind dafür bisher keine Beweise geliefert worden, noch hat eine von einer unabhängigen Institution durchgeführte Untersuchung stattgefunden. Vor Ort  drehten die üblichen Verdächtigen, die White Helmets, eine vom Westen finanzierte Propagandaorganisation, dramatische Bilder von brennenden LKWs und behaupteten, Flugzeuge hätten den Konvoi bombadiert. Dabei war man sich allerdings nicht ganz einig. So waren es das eine Mal Kampfjets, die Bildzeitung weiss sogar genau,wessen Jets das waren und von welchem Typ:
"Der Angriff soll von zwei russischen Kampfjets des Typs SU-24 ausgeführt worden (sein). Wie die Nachrichtenagentur Reuters von zwei Insidern erfuhr, waren die Maschinen nach Angaben des US-Geheimdienstes genau zum Zeitpunkt der Bombardierung über dem Konvoi,"
die noch dazu zweimal angegriffen hatten, wie Paul-Anton Krüger in der Süddeutschen behauptete, so als sei er selbst dabeigewesen:
"Nachdem die ersten Angriffe 18 Lastwagen zerstört und etliche Helfer getötet hatten, folgte eine zweite Welle. Sie galt jenen, die den Opfern zur Hilfe eilten".
Ein anderes Mal waren es Hubschrauber der syrischen Armee, die Fassbomben abwarfen, wie der Spiegel wusste:
"Die Weißhelme, die zivilen Helfer in den von der syrischen Opposition beherrschten Gebieten, sprachen von vier Helikoptern, die mehrere Fassbomben auf die Fahrzeuge abgeworfen haben sollen".
Wieder andere berichten gar von einer Kombination aus Jets und Kampfhubschraubern, wie die Tagesschau einen unbekannten Mann sagen ließ:
"Die russische Luftwaffe und syrische Helikopter haben dieses Gebiet und den Konvoi der Vereinten Nationen heftig bombadiert und das hat zu enormen Zerstörungen geführt".
Zeuge der Tagesschau mit einem nicht zu identifizierendem Emblem auf der Brust

 Die Erklärung, die Zerstörung des Konvois sei aus der Luft erfolgt, liegt sicherlich nahe, ist aber bei weitem nicht die einzig wahrscheinliche. So schreibt Spiegel-online in einem kurzen Satz, der leicht überlesen werden kann:
"Andere Beobachter berichteten, dass Raketen am Tatort eingeschlagen seien". 
 Raketen müssen aber nicht zwingend von Flugzeugen aus abgeschossen werden. Aber die Erklärung, der Konvoi sei aus der Luft angegriffen worden, hat den grossen Vorteil, dass er automatisch impliziert, dass es Russland oder Syrien gewesen sein müssen, da die Terroristen ja über keine Flugzeuge verfügen.

 Tatsache ist, dass Verbände der ehemaligen al-Nusra-Front, jetzt Fatah-al-Scham-Front, am Montagabend einen Angriff mit Artillerie, Panzern, Mörsern und Mehrfachraketenwerfern auf Aleppo gestartet hatten. Der Angriff soll aus der Gegend von Khan Tuman gekommen sein. Khan Tuman ist ca. 10 km Luftlinie in nordöstlicher Richtung von Orem al-Kubra entfernt.

Links oben Orem al-Kubra, etwas recht von der Bildmitte Khan Tuman und links die ersten Vororte von Aleppo

 Möglich und denkbar sind in diesem Zusammenhang zwei Szenarien. 1. Kampfflugzeuge Russlands oder Syriens haben Angriffe auf die Stellungen der Fatah-al-Scham-Front geflogen und aus Versehen Orem al-Kubra getroffen, oder 2. die Fatah-al-Scham-Front hat kurz einmal die Raketenwerfer in die umgekehrte Richtung schiessen lassen.

 Sicherlich auch nur theoretische Überlegungen. Allerdings spricht gegen eine absichtliche Zerstörung des Konvois, dass die syrische Regierung die Fahrt der LKW mit den Hilfsgütern ausdrücklich genehmigt hatte. So berichten der Tagesspiegel  und die Neue Zürcher Zeitung noch am Montagmittag gleichlautend:
"Lastwagen mit Hilfsgütern seien auf dem Weg in die zentralsyrische Stadt Talbiseh und den nordsyrischen Ort Orem al-Kubra, sagte der Sprecher der UN-Nothilfeorganisation Ocha, David Swanson, am Montag."
 Warum sollte das syrische Militär oder Russland einen Hilfskonvoi zerstören und sich dem Vorwurf des Kriegsverbrechens aussetzen, wenn sie die Hilfslieferungen einfach hätten blockieren können, indem sie die Fahrzeuge nicht über die türkische Grenze gelassen hätten? Befand man sich doch nach dem Angriff der USA auf die syrische Armee in Deir ez-Zor am Freitag, mit über 60 getöteten syrischen Soldaten, propagandistisch in einer komfortabelen Lage.

 In die Defensive geraten waren die USA. Sie standen zwei Tage am internationalen Pranger. Der Angriff auf den Hilfskonvoi hat den Vorfall in Deir ez-Zor mit einem Schlag aus der Öffentlichkeit verdrängt.

 Hinzu kommt, dass für Dienstag eine Generaldebatte über den Krieg in Syrien in der Uno-Vollversammlung auf der Tagesordnung stand und ein Treffen der "Internationalen Syrien-Unterstützergruppe", in der sich 20 Staaten zusammengeschlossen haben.

Der Spiegel und Spiegel-online - Kampagnenjournalismus statt seriöser Berichterstattung

$
0
0
 Spiegel-online hat von schier Unglaublichem gehört. Russische Hacker attackieren WDR-Journalisten. Investigativ wie die Jungs und Mädels vom Spiegel nun mal sind, haben sie sich sogleich hinter die Story geklemmt. Immerhin drei Spitzenkräfte wurden abgestellt, um zu recherchieren: Matthias Gebauer, seit Oktober 2008 Chefreporter von Spiegel-online, begonnen hat er seine Laufbahn als Polizeireporter bei der Bild, was einiges erklärt, Marcel Rosenbach und Jörg Schindler sind als investigative Journalisten offiziel anerkannt und als solche 2014 ausgezeichnet worden mit dem nach dem Stern-Herausgeber und Mitglied der Propagandaeinheit SS-Standarte Kurt Eggers, benannten Henry-Nannen-Preis für die beste investigative Leistung, den 2012 die Bildredakteure Nikolaus Harbusch und Martin Heidemans für das epische Werk: „Wirbel um Privat-Kredit – Hat Wulff das Parlament getäuscht?“ bekamen. Was wiederum die ebenfalls 2012 ausgezeichneten Hans Leyendecker, Klaus Ott und Nicolas Richter dazu veranlasste, aus Protest ihren Preis nicht anzunehmen.

 Man sieht, Spiegel-online hat so ziemlich das Beste aufgeboten, was in der Redaktion gerade beschäftigungslos in der Nase bohrte. Entsprechend hochqualitativ ist dann auch der Artikel ausgefallen.

 So beginnt das Elaborat mit dem Satz:
"Russische Hacker haben versucht, einen Journalisten des WDR auszuspähen."
Deutete bis hierher noch, genau wie in der etwas reisserisch formulierten Überschrift, alles auf eiserne Gewissheit, auf ein unumstössliches Faktum hin, so erweckt der Beginn des zweiten Satzes bereits erste Zweifel an der Seriosität der Meldung. Heisst es dort doch:
"Nach SPIEGEL-Informationen ...".
Nun ist das mit den Spiegel-Informationen so eine Sache. Entweder man glaubt, was da geschrieben steht, oder man glaubt es nicht. Beweise für die Behauptung bleibt das Blatt wie immer schuldig.

 Dafür wird der Nebel, den die drei preisgekönten Autoren verbreiten, immer dichter:
"Die Mail kam vom gleichen Absender wie bei der versuchten Attacke auf deutsche Parteien, Abgeordnete und mehrere Unternehmen, die ebenfalls im August stattfand, aber erst vergangene Woche bekannt geworden war",
wobei die Worte "versuchten Attacke auf deutsche Parteien, Abgeordnete und mehrere Unternehmen"als Link gekennzeichnet sind, deruns zu einem weiteren Artikel des Magazins leitet:
"Die Spur führt nach Russland",
behaupten da einfach mal die Autoren Angela Gruber und Matthias Gebauer. Allerdings haben die beiden das nicht selbst herausgefunden, sondern sie beziehen sich, einem seit einiger Zeit immer häufiger angewandtem Grundsatz deutscher Qualitätsjournalisten folgend, auf andere Kollegen. Warum selbst recherchieren, wenn abschreiben so viel müheloser ist?

 Bezug nehmen Gruber und Gebauer auf den Rechercheverbund von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR.:
"Die Mails sahen aus, als kämen sie von der Nato - doch sie sollten die Computer deutscher Politiker ausspähen. Hinter dem Angriff steckt wohl die Gruppe APT 28, ihr werden Verbindungen zum Kreml nachgesagt. Die verdächtigen E-Mails trudelten am 15. und 24. August ein: Deutsche Politiker und Mitarbeiter mehrerer Parteien sind Ziel eines Hackerangriffs geworden. Die E-Mails sollten dazu verleiten, auf einen Link zu klicken, der Spähsoftware auf den Rechnern installiert..."
 Allerdings, und das ist wieder sehr bezeichnend für den Zustand des deutschen Qualitätsjournalimus', auch die geballte manpower von "Süddeutscher Zeitung", NDR und WDR vermochte nicht auch nur den kleinsten Beweis dafür zu liefern, dass der Hackerangriff aus Russland stammt, geschweige denn vom Kreml initiiert und gesteuert wurde.

 Beschuldigt, so Gruber und Gebauer, Politiker und Parteien gehackt zu haben, werde die Gruppe "ATP 28", auch bekannt unter den Bezeichnungen "Sofacy", "Fancy Bear", "Sednit" oder "Strontium":
"Dafür, dass die Gruppe aus Russland kommt, sprechen Hinweise, die Sicherheitsexperten bei der Analyse von Attacken gefunden haben." 
Sogar wie die Hinweise aussehen, die die Sicherheitsexperten gefunden haben wollen, haben die investigativen Journalisten herausgefunden:
"APT 28 verwendet zum Beispiel Schadsoftware, die auf Rechnern programmiert wurde, die russische Spracheinstellungen haben, sagt Christopher Porter, Analyst bei den IT-Experten von FireEye."
Wohl wissend wie leicht es ist, einen Rechner auf "russische Spracheinstellung" umzustellen und um sein Renumee als Sicherheitsexperte nicht völlig zu zerstören, fügt der Mann hinzu:
"Eindeutig ist das alles aber nicht, die entsprechenden Hinweise könnten auch bewusst platziert worden sein",
um im nächsten Satz diese Einschränkung noch einmal zu erweitern:
"Und selbst wenn "APT 28" aus Russland kommt: Beziehungen zum Kreml nachzuweisen, wird deutlich schwerer. Bislang verfolgt "APT 28" keine finanziellen Interessen mit den Hacks, was Indiz für einen staatlichen Auftrag sein könnte."
Also auf gut deutsch und ohne das ganze Geschwurbel von "Süddeutscher Zeitung", NDR, WDR,  abgeschrieben von Spiegel-online: Es gibt keinerlei gesicherte Erkenntnis!

 Aber wenn man schon nichts weiss, dann will man sich zumindest seine Vermutungen von anderen, die zwar auch nichts wissen, wenigstens bestätigen lassen. So zitieren die beiden Autoren die amerikanische Sicherheitsfirma CrowdStrike, die den Hackerangriff auf den Parteitag der US-amerikanischen Demokratischen Partei untersuchte, mit den Worten:
"APT 28 werde vom russischen Geheimdienst FSB gesteuert",
um schnellstmöglich von den Manipulationen der Parteiführung im Vorwahlkampf zugunsten Hillary Clintons abzulenken. Und aus der Behörde der Ahnungslosen, dem "Bundesamt für Verfassungsschutz" wird uns das Zitat übermittelt:
"Man sehe bei der Gruppe ‚Anhaltspunkte für eine russische staatliche Steuerung‘"
 Nach alldem Zitierten "müsste, hätte, könnte",ist auch bei unseren drei Investigativ-Journalisten die anfängliche noch in der Überschrift zur Schau gestellte Sicherheit einer immer tiefer ins Ungefähre abgleitenden Argumentation gewichen:
"Die deutschen Sicherheitsbehörden sind sich mittlerweile ziemlich sicher, dass die Kampagne dem russischen Kollektiv "Sofacy" zuzuordnen ist. Dahinter aber steckt vermutlich einer der russischen Geheimdienste, die mit den Mails versuchen, an sensible Daten zu gelangen."
 Anstatt der in der Überschrift gelieferten Tatsachenbehauptung:
"Russische Hacker attackieren WDR-Journalisten"
schleichen sich nun reine Mutmassungen in den Text ein. Da ist jetzt plötzlich von "ziemlich sicher" und "vermutlich" die Rede. Selbst der WDR will
"die Spähattacke nicht bestätigen".
Dennoch:
"Intern aber vermutet der Sender, dass das Motiv für den Ausforschungsversuch durch die Russen die ausführliche Doping-Berichterstattung des Senders ist."
 Wir haben hier das Kuriosum, dass der WDR über eine "Spähattacke", die offiziell gar nicht stattgefunden hat, intern Vermutungen anstellt - verrückt.

 Da geht es dem WDR anscheinend nicht besser als den deutschen Behörden, denn auch diese stellen Überlegungen an über die Beweggründe der mutmasslichen Urheber der Hackerangriffe, die Russen, ohne überhaupt zu wissen, wer diese Urheber sind:
"Bis heute rätseln die Behörden, was die Russen mit der neuen Attacke bezwecken wollen."
Da sind ihnen die fixen Spiegel-Jungs und -Mädel um Welten voraus. Gruber und Gebauer haben da so einen Verdacht:
"Eventuell, so wird auch hier gemutmaßt, habe Russland die Deutschen vor dem Wahlkampfbeginn verunsichern wollen. Vielleicht war dieser Hack nicht viel mehr als ein warnender Schuss vor den Bug."
Aber es ist wie immer: Man weiss es nicht! Was den Spiegel nicht daran hindert, die Erkenntnisse aus der Séance mit der Glaskugel in die Welt hinauszuposaunen.

 In einer späteren Sitzung mit der Glaskugel, an der dieses Mal unsere drei Investigativ-Journalisten teilnahmen, kam die Kugel dann zu einer etwas anderen Deutung:
"Denkbar",
so die Kugel,
"erscheint, dass die Russen noch einmal wahllos abfischen wollten, bevor ihre Software völlig wertlos ist."
 Es ist schier zum Verzweifeln:
"Bisher können die deutschen Behörden nur spekulieren, was der Angriff bezwecken sollte."
Zumal, was ziemlich eigenartig erscheint: Der russische Geheimdienst, wenn er denn hinter den Hackerangriffen steckt, scheint das Saarland und hier namentlich dessen CDU-Politiker zwar nicht für den Nabel der Welt, aber doch aber für das Zentrum deutscher Politik zu halten:
"Bei der neuen Attacke waren vor allem CDU-Politiker aus dem Saarland im Visier der Hacker, daneben aber bekamen auch andere Parteien - auch jene, die nicht im Bundestag vertreten sind - Mails von dem vermeintlichen Nato-Offiziellen."
Allerdings scheinen die Russen die AFD, zumindest die des Saarlandes, im Gegensatz zur Aufgeregtheit im deutschen Politikbetrieb, für eine Marginalie zu halten, denn alle Parteien wurden ausspioniert
"interessanterweise nur die AfD nicht."
 Verrückt diese Russen. Oder sollte es vielmehr, und das soll wohl mit diesem Nebensatz indoktriniert werden, der Russe selbst hinter der AFD stecken? Typisch für die Linie des Spiegel: Anstatt sich ernsthaft mit der AFD auseinander zu setzen, mit ihren Schwächen, Fehlern, von denen es ja reichlich gibt, ihrem ans Unerträgliche grenzenden Rechtspopulismus, wird ganz in deren Stil mit Verdächtigungen, Unterstellungen und Andeutungen gearbeitet.

 Zum Schluss dieses in jeder Hinsicht bemerkenswertem Stück Qualitätsjournalismus' möchte Spon seiner beständig abnehmenden Leserschaft aber noch etwas Bleibendes mit auf den Weg geben. Zunächst eine wichtige Hintergrundinformation, ohne die eine riesige Wissenslücke in unseren Hirnen klaffen würde:
"Offiziell will die Allianz (ein gern genutztes Wort für die Nato) Russland zwar nicht für die versuchten Angriffe beschuldigen. Intern aber werden sie bereits als 'Liebesgrüße aus Moskau'betitelt",
um sodann unseren Schatz an Fremdworten zu vergrössern, wohl aber auch aus dem Grund, selbst ein wenig intellektueller zu erscheinen und mit seinem Wissen zu beeindrucken:
"Grundsätzlich hält auch der deutsche Verfassungsschutz eine klare Zuordnung, die sogenannte Attribution genannt, für schwierig."
 Allerdings gerät man gleich darauf wieder in nagende Zweifel über die geistige Potenz der Schreiber. Auch darüber, warum dieser Artikel überhaupt geschrieben worden ist. Lassen uns doch die Verfasser, mit der von hoher philosophischer Intelligenz geprägten Aussage des Präsidenten des deutschen Verfassungsschutzes Hans-Georg Maaßen,sozusagen als Schusswort allein und völlig konsterniert zurück:
"Im Zweifel wird man nie ausschließen können, dass es sich um eine False-Flag-Operation handelt, also dass sich jemand als jemand anderer ausgibt".
 Ein Verdacht greift Platz: Sollte dieses ganze Geschwafel letztlich einzig und allein den Grund haben, die verehrte Leserschaft neugierig zu machen auf einen Artikel zum gleichen Thema im gedruckten Spiegel, Ausgabe 39 von dieser Woche, um so die abstürzenden Auflagenzahlen etwas abzufangen?


Drei Beiträge des ARD-Weltspiegels - dreimal Manipulation der Zuschauer

$
0
0
Der Weltspiegel vom Sonntag, den 2. Oktober: Isabel Schayani führt durch die Sendung:
"In der vergangenen Woche wurden in Syrien 100 Kinder getötet. Quelle: UNICEF"
Das Motto der Sendung:
"Kinder interessieren uns heute. Zuerst die syrischen Kinder."
Schayani erklärt uns, dass die meisten syrischen Flüchtlinge nicht zu uns nach Europa kommen, sondern in Jordanien,
"gleich nebenan"
bleiben. Es folgt ein kurzer Diskurs: Jordanien grenze an Israel und an das palästinensische Westjordanland, an Syrien, Irak und an Saudi-Arabien - dass das Land zu 80 % aus Wüste bestehe, 9,5 Mio. Einwohner habe und gemessen an der Einwohnerzahl gebe es kaum ein anderes Land, dass so viele Flüchtlinge aufgenommen habe:
"Palästinenser, Iraker und vor allen Dingen Syrer suchen Schutz im Wüstenstaat. 40% der syrischen Flüchtlinge in Jordanien sind Kinder unter 12 Jahren"
Im nun folgenden Filmbeitrag hat der unsägliche Volker Schwenk das Wort. Die Sonne geht auf über dem Horizont und in einer Zeitraffersequenz des Weltspiegelbeitrages. Dazu die von Pathos getragene Stimme Schwenks:
"Noch wärmt die Sonne nicht."
Schwenk, scheinbar selbst ergriffen von dieser existentiellen Erkenntnis, macht eine bedeutungsschwangere Pause von drei Minuten, um uns anschliessend den Erklärbär zu geben:
"Am frühen Morgen ist es empfindlich kühl in Jordanien, der Winter naht. Der fünfte Winter in der Fremde für die meisten dieser syrischen Flüchtlinge."
 Eine Aussage die erstaunt, erinnert man sich an die Horrormeldungen des letzten Jahres über die enorme Flüchtlingswelle, die angeblich durch das Eingreifen Russlands in den Syrienkrieg ausgelöst worden sein sollte, an die Fassbombenkampagne und die Geschichte von dem sein Volk ermordenden Assad. Nun hören wir von Schwenk, dass die meisten Flüchtlinge sich schon im Jahre 2011 auf den Weg gemacht haben.

 Damals aber waren die sogenannten Rebellen, damals noch unter dem Sammelbegriff "Freie Syrische Armee" geführt, überall in Syrien auf dem Vormarsch. Sie hatten Städte wie Deraa, Homs und Hamah unter ihrer Kontrolle gebracht. Die syrische Armee befand sich fast im ganzen Land auf dem Rückzug. Sollten die Menschen etwa gar nicht vor den Regierungstruppen und dem "sein eigenes Volk vernichtendem Assad" auf der Fluchts ein, sondern eher vor der Ansammlung von Kopfabschneidern, Vergewaltigern und den aus aller Herren Ländern angeworbenen Söldnern, die sich "Freie Syrische Armee" nannten?

 Schwenk berichtet von Mohammed, einem 14-jährigen Flüchtlingsjungen, der für 1,25 € pro Stunde in den Gewächshäusern eines jordanischen Bauern schuften muss:
"Tomaten hochbinden, Gurken ernten, was eben so anfällt. Er macht das schon seit drei Jahren. Am Anfang musste er sogar Steine schleppen."
 Schwenk belässt es bei dieser Schilderung. Es fällt ihm überhaupt nicht ein, den Verantwortlichen, den jordanischen Bauern, für die Ausbeutung von Kindern in die Pflicht zu nehmen. Für ihn ist dass ganz normal - Flüchtlingsschicksal eben:
"Kinderarbeit ist normal unter syrischen Flüchtlingen. nicht nur in Jordanien. 'Zuerst war es schwer, aber dann habe ich mich daran gewöhnt ', sagt Mohammed."
 Schwenk könnte an dieser Stelle Informationen liefern. Er könnte über die Diskrepanz der Ausgaben für Rüstung im Vergleich zur Flüchtlingshilfe berichten. Er könnte darüber berichten, dass Jordanien eines der Hauptdurchgangsländer für Waffenlieferungen Saudi-Arabiens und Katars an die salafistischen und wahabistischen Terrororganisationen in Syrien ist. Er könnte berichten von den 3,3 Milliarden US-Dollar, die die USA nach offiziellen Angaben seit 2013 für einen Zeitraum von fünf Jahren an den "General Intelligence Directorate" den - jordanischen Geheimdienst - zahlen, während die Flüchtlingshilfe ihnen ganze 200 Mio US-Dollar wert war.

 Schwenk könnte davon berichten, dass die USA seit Jahren die unterschiedlichsten Söldnertruppen mit Geld, Training und vor allen Dingen mit Waffen unterstützen. Ans Tageslicht kam die Tatsache, dass die Waffen der Kopfabschneider nicht etwa, wie die Qualitätspresse uns seit Jahren weismachen will, in den syrischen Rebellengebieten an Bäumen wachsen, sondern von den USA, Saudi-Arabien und anderen Golfstaaten gefliefert wurden, als Waffen aus eben diesen Lieferungen von Angehörigen des jordanischen Geheimdienstes auf eigene Rechnung verkauft wurden und zu einem Feuerüberfall eines jordanischen Polizeibeamten in Amman benutzt wurden, bei dem fünf Menschen ums Leben kamen, darunter zwei US-Amerikaner.

 "Zeit-online" schreibt am 27. Juni :
"Mitarbeiter des jordanischen Geheimdienstes haben laut Medien systematisch Waffen gestohlen, die über das Land an syrische Rebellen geliefert werden sollen. …Unter anderem seien Kalaschnikows, Granaten und Panzerfäuste gestohlen worden. Die Waffen seien mehrere Millionen Dollar wert gewesen. Auf dem Schwarzmarkt würden die Waffen von jordanischen Stämmen, kriminellen Gruppen und Händlern gekauft, welche die Gewehre und Granaten außerhalb des Landes weiter vertreiben."
Das Blatt nimmt dabei Bezug auf einen Artikel der "New York Times":
"Weapons shipped into Jordan by the Central Intelligence Agency and Saudi Arabia intended for Syrian rebels have been systematically stolen by Jordanian intelligence operatives and sold to arms merchants on the black market, according to American and Jordanian officials."
 Und Schwenck könnte weiter die New York Times zitieren:
"Das Trainingsprogramm, das 2013 begann und unter dem Codenamen "Timber Sycamore" die Rebellen direkt bewaffnen sollte, läuft über die C.I.A. und mehrere arabischen Geheimdienste mit dem Ziel, die militärischen Kräfte gegen den syrischen Präsidenten Bashar al-Assad aufzubauen. Die USA und Saudi-Arabien sind die grössten Unterstützer, wobei die Saudis Waffen und grosse Summen Geld bereitstellen und der C.I.A. die Durchführung der Ausbildung der Paramilitärs im Gebrauch von Kalaschnikows, Mörsern, Lenkwaffen zur Panzerabwehr und anderen Waffen übernommen hat. Die Existenz des Programms wie auch alle Details und das Budget sind geheim."
 Aber Schwenk belässt es (zunächst) bei der reinen Schilderung. Wieder macht er eine bedeutungsschwere Pause, während der uns Bilder eine Schar spielender Kinder gezeigt werden.
"Millionen Syrer sind auf der Flucht, darunter viele Kinder."
 Wieder eine Pause, um seine Worte nachklingen zu lassen, während auf dem Bildschirm die Kinder scheinbar ausgelassen spielen. Bilder, die betroffen machen, die Schuldgefühle in uns wecken, die uns wütend machen sollen:
"Drei Geschichten wollen wir erzählen - drei Schicksale. Der Krieg hat die Kinder aus ihrer syrischen Heimat vertrieben und gezeichnet. Jetzt leben sie in der Fremde wie Mohammed, der nicht spielen oder lernen darf, sondern den ganzen Tag arbeiten muss."
 Schwencks zweite Geschichte ist die Omeimas. Eine Geschichte, die eigentlich gar nicht Omeimas Geschichte ist. Es ist die Geschichte von Mädchen, die im Alter von 14 - 15 Jahren von ihren Eltern verheiratet werden:
"Drei Geschichten, drei Schicksale. Wir sind in Zaatari, dem grossen Camp für 80.000 Flüchtlinge nahe der syrischen Grenze. Auch Omeima lebt hier. Omeima ist 15. Und damit längst eine potentielle Braut."
Omeima ist also selbst nicht betroffen. Warum Schwenck uns dann von der 15 jährigen Omeima erzählt wird eigentlich nicht so ganz klar. Augenscheinlich hat er keine Fakten, kein Material. Also erzählt er eine Geschichte aus zweiter Hand:
"Omeima klärt Gleichaltrige im Lager darüber auf, dass Mädchen mit 15 zur Schule gehen sollten, nicht heiraten. Die Schule unterstützt sie dabei und ihre Eltern. Omeimas Mutter sagt, in den ländlichen Regionen Syriens wurden Töchter schon immer früh verheiratet, auch mal mit 14 oder 15."
Viel zu früh, gegen ihren Willen verheiratete Mädchen. Für diese Kinder ein fürchterliches Schicksal. Aber augenscheinlich nichts aussergewöhnliches in einer archaischen Gesellschaft, in der Mädchen wenig gelten, in der sie, besonders in bitterarmen Familien auf dem Land, als überflüssige Esser gesehen werden. Warum zeigt uns Schwenk also die Geschichte von Omeima, die gar keine Geschichte ist? Omeimas Mutter gibt der Geschichte die erwünschte Wende:
"Aber seit so viele Syrer Flüchtlinge sind, habe das dramatisch zugenommen. Die Töchter sollen versorgt sein."
 Da braucht Schwenck seine Zuschauer nur noch mit zwei kurzen Sätzen direkt auf die Pointe stubsen:
"Der Krieg in Syrien hat Omeima die Heimat geraubt. Und die unbeschwerte Kindheit."
Wie bei einer grossen Oper hebt sich nun der Vorhang zum dritten, finalen Akt. Das grosse Finale furioso:
"Drei Kinder, drei Schicksale. 
Bassil, der zehnjährige aus Deraa, ist ein fröhlicher Junge. Er liebt Fußball in jeder Form."
 Ein Tischfussballspiel, die Figuren wirbeln herum, der Ball verfehlt nur knapp das Tor. Die Kamera schwenkt hoch auf einen Jungen, zeigt sein Gesicht, konzentriert schaut er auf sein Spiel. Er reisst triumphierend den rechten Arm hoch.


Schnitt. - Die Kamera zeigt uns Bassil, sitzend auf einer Bank wie er mit einem anderen Jungen das Kickerspiel bedient, die rechte Hand umfasst den Griff mit dem er die Figuren dreht, die linke Arm endet in einem Stumpf, die Hand fehlt.


 Schnitt. - Schwenck reicht das nicht. Bassil muss seine Pflicht erfüllen, er soll die Zuschauer schockieren. Die Kamera zoomt den Stumpf des linken Arms heran, füllt fast den gesamten Bildschirm


Schwenck reicht auch das noch nicht. Er will weiter schockieren, will seine Botschaft herüberbringen. Da kann er keine Rücksicht auf einen kleinen syrischen Jungen in Jordanien nehmen.
"Bassil fehlen eine Hand und beide Beine."
Schnitt. - Basil muss nochmal ran. Er muss auch die Stümpfe seiner Beine zeigen. Es geht um die Botschaft, die Message. Da darf man nicht zimperlich sein. Schwenck hat eine Idee: Man muss den Jungen, der doch Fussball so liebt, mit einem Ball zeigen. Die Absurdität eines Fussballfans ohne Füsse sichtbar machen - Bilder sprechen lassen.


Ein kleiner Junge ohne Beine, in einem Treppenhaus von oben gefilmt, was ihn kleiner, gebrechlicher erscheinen lässt. Den Ball, den er so gern mit dem Fuss kicken würde, wirft er mit der einzig verbliebenen Hand sinnlos die Treppe hinunter.

 Schwenck ist am Ziel. Einen Auftritt hat Bassil noch. Ihm bleibt es vorbehalten die Moral der Geschichte zu verkünden:
"Zu Syriens Machthaber Assad würde er gerne sagen: 'Hör auf damit. Die Menschen werden umgebracht, ganz Syrien wird zerstört. Es ist genug.'"
 Kinder als Opfer eines brutalen, verlogenen Krieges, in dem es angeblich um Menschenrechte geht. Aber auch als Opfer eines gewissenlosen, skrupellosen Propagandafeldzuges, der nur einen Zweck verfolgt: Wut und Hass zu erzeugen.

 Ganz anders im nächsten Beitrag des Weltspiegels von Sonntag, dem 2. Oktober: Hier wird davon abgesehen, Kinderelend zu dokumentieren, weil es nicht passt in das Schwarz-Weiss-Bild passt, das uns die ARD seit Jahren vermittelt: Hier die Guten, der gutmütige, eher ob seiner Gutmütigkeit tölpelhafte Westen und drüben auf der anderen Seite der dämonisch schlechte, nur dem Bösen und seinem eigenen Vorteil verbundene schäbige Rest der Welt.

 Berichtet wird von Janna Jihad, einer zehnjährigen Internetbloggerin aus dem Westjordanland. Auch hier herrscht täglich Gewalt. Eine Gewalt, die im Beitrag verniedlichend mit "Nahost-Konflikt" umschrieben wird. Davon, und wie sich das in ihrer kleinen Welt ausdrückt, berichtet Janna in ihren Videos, die sie auf Youtube veröffentlicht und die dort zigtausendfach angeklickt werden.

Schon die Anmoderation von Isabel Schayani lässt uns erahnen, dass die Sicht auf Täter und Opfer hier eine ganz andere sein wird:
"Auf der anderen Seite des Jordans wachsen palästinensiche Kinder mit Soldaten, mit Besatzung, mit Checkpoints und mit verdammt viel Hass auf. Susanne Glass hat dort die 10 jährige Janna Jihad besucht."
 Schayani kann es sich nicht verkneifen, bereits in ihrer Anmoderation mit dem Name der kleinen Janna die Zuschauer zu manipulieren, sie in eine vorgegebene Richtung zu drängen:
"Janna Jihads Namen klingt aber auch schon nach politischem Programm. Janna heisst nämlich Paradies und Jihad, heiliger Krieg. Wird da ein zehnjähriger Internetstar von Erwachsenen gesteuert?"
Der Unterschied wird deutlich: Dort ein Junge, dessen Unglück von einem deutschen Reporter schamlos ausgenutzt wird, der seine Rolle als Krüppel zu spielen hat, um mit dem an Assad gerichtetem Zuruf:
"Hör auf damit. Die Menschen werden umgebracht, ganz Syrien wird zerstört. Es ist genug", 
der westlichen Propaganda zu dienen. Dort die fast schon als Motto über dem eigentlichen Beitrag stehende Frage.
"Wird da ein zehnjähriger Internetstar von Erwachsenen gesteuert?"
 Auf der einen Seite die klare Zuordnung der Verantwortlichkeit, auf der anderen die Verharmlosung von Besatzung und Gewalt:
"Das israelische Militär steht mit einem Posten direkt vor Jannas Dorf. Nabi Salih in der Westbank."

Steht ein israelischer Posten - eine beispiellose Verharmlosung für das waffenstrotzende, furchteinflössende Symbol einer brutalen Besatzungsmacht.
"Hier spielt sich auf engem Raum der große Konflikt ab: Wem gehört das Land?"
Was für eine Frage? Im Sechstagekrieg 1967 von Israel erobert und seitdem rechtswidrig besetzt galt das Westjordanland, selbst vor der Annektierung durch Jordanien 1948, nach dem Teilungsplan des britischen Protektorats durch UN-Beschluss 1947 als Gebiet eines noch zu gründenden Palästinenserstaates. Ohne jeden Kommentar, ohne auch nur den winzigsten Hinweis auf die, das internationale Recht mit Füssen tretenden israelischen Besatzer, exekutiert die Sprecherin aus dem Off ihren Text:
"Am Hang gegenüber wächst seit 1977 die jüdische Siedlung "Halamish". Vor ein paar Jahren haben die Siedler die örtliche Quelle beschlagnahmt."
 Damit scheint die Frage, wem das Land gehört, für den Weltspiegel beantwortet. Und auch die Frage nach dem, was diese fortwährende Rechtlosigkeit, was die tägliche Gewalt, die mit dem kleinen Mädchen gemacht haben, stellt sich für die Macherin des Filmes nicht:
"Zusammenstöße mit dem israelischen Militär sind für Janna normal. So etwas, erlebt sie seit ihrem dritten Lebensjahr. Ihr Cousin und ihr Onkel wurden dabei erschossen."
 Normalität - wie für unsere Kinder das tägliche Spiel an der Playstation. Zusammenstöße nennt sie verniedlichend die Tatsache, wenn bestenfalls mit Steinen bewaffnete Palästinenser auf bis an die Zähne bewaffnete israelische Soldaten treffen, wenn auf demonstrierende Jugendliche scharf geschossen wird.
 

 Für die Autorin Susanne Glass aus dem ARD-Studio Tel Aviv ist eine andere Frage von viel entscheidender Brisanz:
"...die Nachfrage, ob sie ihre Internetfilme wirklich ganz alleine aus eigenem Antrieb mache?"
Zweifel sollen gesät werden bei den Zuschauern. Ein Kind benutzt, ausgenutzt von finsteren palästinensischen Terroristen. Wenn man schon nichts beweisen kann, dann sollen wenigstens Zweifel und Vermutungen geweckt werden. Das, was Volker Schwenck mit Penetranz fast 8 Minuten lang in der gleichen Sendung in voller Absicht und unter dem Beifall der ARD-Oberen regelrecht zelebriert, die Ausnutzung des Kinderelends im Syrienkrieg, um seine Botschaft an den Mann und an die Frau zu bringen, wird hier einfach mal als Vermutung geäussert und mit der gleichen Penetranz ständig wiederholt.

 Und mit der gleichen Penetranz werden Verbrechen der Besatzer klein geredet und die Verantwortung für die "Zusammenstöße" ausschliesslich der einen, der palästinensichen Seite zugeschrieben:
"Es sind vor allem solche Bilder, die Fragen aufwerfen: Kinder wie Janna, stehen bei den Demonstrationen in der ersten Reihe."

Während unausgesprochen der Vorwurf, Kinder für die politische Auseinandersetzung mit der Besatzungsmacht zu missbrauchen in den Raum gestellt wird, wird der israelische Soldat, der einen Jungen verprügelt, hier bei uns eine Straftat, die die Gerichte aufs schärfte ahnden, damit entschuldigt er sei "noch sehr jung"und "vollkommen überfordert":
"Ihnen gegenüber oft mit dieser Situation vollkommen überforderte Soldaten. Viele selbst noch sehr jung."
"Eines der meistgeklickten Videos zeigt Janna vor ein paar Jahren, wie sie einen der Soldaten anbrüllt. Und wie einer der Soldaten plötzlich ausflippt und sich einen der jungen Demonstranten schnappt."
Eine unzweideutige Szene: Ein bis an die Zähne bewaffneter Soldat, dazu noch mit einer Sturmhaube maskiert wie ein Strassenräuber, hält einen zutiefst verängstigten Jungen fest. Kein Grund für die Autorin nicht wieder Zweifel zu sähen, ob nicht vielleicht doch eher der kleine Junge schuld sei an dem Gewaltausbruch des Mannes:
"Ob und wie der Junge ihn provoziert hat, sieht man freilich nicht."
Aus dieser Logik heraus, dass nicht die Besatzer, die Unterdrücker schuld sind, sondern deren wehrlose Opfer, die Kinder ergibt sich fast zwangsläufig die Frage: Wer leitet diese Kinder an, wer verführt sie zu diesem Verhalten? Eine Antwort auf diese Frage gibt die Autorin nicht, indem sie die nach ihrer Meinung Schuldigen benennt, sondern auf ihre, über den ganzen Beitrag hinwegt geübte Praxis, die Zuschauer urteilen zu lassen. Wenn Jannas Mutter sagt:
"Aber wir sind keine Radikalen. Wir wünschen uns nichts mehr, als ein friedliches Zusammenleben von allen Religionen, von Muslimen, Christen und Juden",
dann zieht sie die Ehrlickeit dieses Satzes schon durch die vorangestzte Beobachtung in Zweifel:
"Janna ist ihrer Mutter wie aus dem Gesicht geschnitten, und auf dem Foto aus jüngeren Jahren hat diese noch keinen Hijab getragen. Warum sie es heute tut, will sie nicht sagen."
Zweifel, die bei den Zuschauern bestehen bleiben sollen, die Ihnen bei der Verortung, wer hier gut und wer hier böse ist, helfen sollen, die von der Autorin gewünschte, richtige Entscheidung zu treffen. So zwingt sie dann auch noch einmal in den letzten Sätzen ihres Beitrags die Zuschauer, für sch zu entscheiden:
"Man kann in Janna Jihad eine junge, digitale Ikone des palästinensischen Widerstands sehen. Oder ein Kind, das geschickt als mediale Waffe im Kampf gegen Israel benutzt wird. Oder eben einfach nur eine Zehnjährige, die zu schnell erwachsen werden musste, um ihre Kindheit gebracht wurde – ein Opfer des Nahost-Konflikts."
 Der dritte und letzte Beitrag, der sich mit Kindern und Krieg befasst, handelt von der neunjährigen Vietnamesin Han, die von Geburt an einen schweren Herzfehler hat, zurückzuführen auf das während des Vietnamkriegs von den USA, eingesetzte Pestizit Agent Orange:
"Ihr Herz wird nicht richtig durchblutet. Die Lungenfunktion ist eingeschränkt." 
 Weder über die Ursache der Krankheit noch über die Verantwortlichen für dieses Verbrechen, unter dem noch heute Kinder leiden, die über vierzig Jahre nach Ende des Vietnamkriegs geboren wurden, im ganzen Beitrag, fast sieben lange Minuten, kein Wort. Kein Wort über die USA, deren Hubschrauber- und Jetpiloten aus sicherer Höhe aus ihren Flugzeugen zwischen, wie Wikipedia berichtet, 106 und 366 kg tödliches und Generationen von Kindern mit schweren Erbschäden hervorbringendes Dioxin, mit dem Agent Orange immer verunreinigt ist, versprühten (zum Vergleich: in Seveso wurden 1976 etwa 1,5 kg Dioxin freigesetzt). Kein Wort über die Herstellern des Giftes, die sich eine goldene Nase daran verdienten: Dow Chemical, Monsanto, die deutsche Bayer AG und den Lieferanten von Komponenten des Giftes, die deutsche Boehringer Ingelheim.

Wenigstens in der Anmoderation weist Isabel Schayani auf den Verursacher des Erbfehlers der kleinen Han hin. Nachdem sie vom Vietnamkrieg spricht, als sei er wie eine göttliche Plage einfach so über das kleine Land in Südostasien gekommen, ganz ohne dass dafür irgendjemand verantwortlich ist:
"Vietnamkrieg, das klingt fast nach Geschichtsunterricht, ewig her. Nur ist der vier Generationen danach immer noch nicht zu Ende. Immer noch werden tausende kranke Kinder geboren, mit Erbkrankheiten oder mit Herzfehler,"
erweckt sie auch über die Verantwortlichkeit den Eindruck, dies eine göttliche Fügung oder eine unabwendbare Naturkatastrophe gewesen. Kein Wort über die Verbrecher im fernen Washington:
 "Ich erspar uns jetzt Details an dieser Stelle. Das sind zum Teil die Spätfolgen des Entlaubungsgiftes Agent Orange."
dafür ein Tadel für das Gesundheitssystem des Landes, das nicht nur noch heute unter einem 20 jährigen brutalen Krieg zu leiden hat, sonderm das auch sämtliche Folgelasten seiner missglückten "Befreiung vom Kommnuimus" zu tragen hat:
 "Vietnam hat nun wahrlich kein opulentes Gesundheitssystem und die vietnamesischen Familien sind sich fast selbst überlassen."
 Sieben Minuten lang schafft es der Autor Philipp Abresch, über ein kleines Mädchen zu berichten, dass schwer zu leiden hat unter den Spätfolgen des brutalen Krieges einer Grossmacht gegen das kleine Volk der Vietnamesen, die nur den verständlichen Wunsch nach Selbstbestimmung hatten und dafür gnadenlos hingemetzelt wurden.

 So nimmt es nicht Wunder, dass Abresch nicht, auch nur ansatzweise die Frage nach der Entschädigung der Millionen Opfer stellt. Bekamen die US-GI's, die aus Versehen in den Sprühnebel gerieten, von den Herstellerfirmen in einem Vergleichsverfahren zusammen 194 Mio. Dollar Entschädigung, so wurde den Menschen in Vietnam eine Entschädigung mit der Begründung, es handele sich bei dem Versprühen von Agent Orange nicht um ein Vergehen gegen internationales Recht, da das Gift nicht unter die chemischen Kampfstoffe falle, bis heute vorenthalten.

 Kann Abresch schon kein Verbrechen in dem Versprühen von tödlichem Gift über ein ganzes Land durch die USA erkennen und daher auch keine Verpflichtung Wiedergutmachung für die Opfer, so teilt er umso härter gegen das kleine und bitterarme Vietnam aus:
"Ho Chi Minh City – hier pocht das Leben. Vietnam hat in den letzten Jahren riesige Sprünge gemacht. Vom Sozialismus mitten hinein in die Marktwirtschaft. Die Kindersterblichkeit ist drastisch zurückgegangen. Aber die Versorgung für Kinder mit schweren Krankheiten ist mangelhaft. Vor allem auf dem Land."
 Man sieht an diesen drei Beispielen der Berichterstattung in nur einer einzigen Sendung des Weltspiegel, dass es der ARD schon lange nicht mehr an einer objektiven Berichterstattung gelegen ist. Manipulationen, offensichtliche und versteckte, gepaart mit einer systematischen Verdummung der Zuschauer fast in jedem Beitrag. Dazu eine überhebliche Besserwisserei, wenn man die Damen und Herren Redakteure auf ihre Fehlleistungen hinweist. Beratungsresistenz und beleidigtes Verallgemeinern der Kritiker als Nörgler und Wutbürger.

 Sicher gibt esimmer noch Redakteurinnen und Redakteure, die um eine ausgewogene, mit Sorgfalt erstellte Berichterstattung in den Öffentlich-Rechtlichen Sendeanstalten bemüht sind, aber ebenso gibt es auch unter den Kritikern Menschen, die ernsthaft über die Zukunft der öffentlich-rechtlichen Berichterstattung besorgt sind. Nicht alle Kritiker sind Autoren von Hassmails, verunglimpfenden Tweets und Facebook-Beiträgen, so wie man uns von betroffener Seite aus einreden will.

  Alle Bilder: Screenshots ARD-Weltspiegel

Demokratie? - Längst abgeschafft!

$
0
0
 Drei Nachrichten von gestern - drei Nachrichten, die Auskunft geben über den Zustand unserer Demokratie:
"Ecuador kappt Wikileaks den Zugang zum Internet"
"Wallonen: Offener Druck, um Widerstand gegen CETA zu brechen"
"Alle RT-Konten in Großbritannien aufgelöst"
Es muss wohl nicht extra erwähnt werden, dass diese Meldungen in den Mainstream-Medien nicht oder nur sehr eingeschränkt zu finden sind. Ein Umstand, der fast schon für eine vierte Skandalmeldung ausreichen würde:
"Demokratie? - Längst abgeschafft!"
Beginnen wir mit der letzten der drei Überschriften. Die "National Westminster Bank", eine Tochter der "Royal Bank of Scottland", hat dem russischen Sender "Russia Today" (RT) sämtliche Konten zum 12. Dezember gekündigt. Die Begründung:
"Wir haben vor kurzem die Bedingungen Ihrer Zusammenarbeit mit uns überprüft und sind zu dem Schluss gekommen, dass wir diese Einrichtungen nicht mehr bereitstellen werden."
Eine weitere Erläuterung - Fehlanzeige.

Sreenshot Sputnik

  Die Kontokündigung muss als vorauseilender Gehorsam der Bank gegenüber der britischen Regierung gesehen werden. Hatte doch der britische Aussenminister, der noch vor Monaten wegen seines Engagement für den Brexit, den Austritt Großbritanniens aus der EU, in den Mainstreamblättern ob seines wüsten Haarschnitts und seiner ungepflegten Kleidung verhöhnte Boris Johnson kurz zuvor in schönster Eintracht mit dem US-amerikanischen Aussenminister Kerry neue Sanktionen gegen Russland gefordert.

 Da scheint man sich in der "Royal Bank of Scottland" gedacht zu haben, dass es für die Geschäftsentwicklung sicherlich nicht von Schaden sein könnte, wenn man den Russen die Konten dicht macht. So könnte eine unbeliebte und unbequeme Stimme elegant und ohne sich des Vorwurfs der Zensur auszusetzen, zum Schweigen gebract werden. Während die britische Premierministerin Theresa May ihre Hände in Unschuld wusch:
"Es ist eine Sache für die Bank, und es ist an ihr zu entscheiden, wem sie Dienstleistungen auf der Grundlage ihrer eigenen Risikobereitschaft bietet",
frohlockte die BBC:
"Russische Medien haben vor kurzem Einzug in das Vereinigte Königreich gehalten."
so zum Beispiel auch:
"die staatlich finanzierte Nachrichtenagentur Sputnik, die im August in Edinburgh eingerichtet wurde".
Denn diese
"sendet Live-Sendungen aus Schottland. Sie behauptet, dass es ihr Ziel sei, dem schottischen und britischen Publikum das Unerzählte zu erzählen 'telling the Untold' -  derweil Kritiker behaupten, dass Sputnik als ein Sprachrohr des Kremls fungiert."
Und auch
"RT, das vom Kreml geleitet wird, dem zuvor eine verzerrte Berichterstattung vorgeworfen worden war".
Der US-amerikanische Filmregisseur Oliver Stone scheint das ein wenig anders zu sehen:
"Man hält Sie für Propagandatreiber, wenn ich aber die Londoner Zeitungen lese, frage ich mich, wer hier der Propagandist ist? Ich glaube, es geht hier um einen Informationskrieg. Es ist bedauerlich, dass die Wahrheit geopfert wird".
 Man mag über RT denken wie man will, aber nichts rechtfertigt das Mundtotmachen einer divergierenden Meinung. Das wissen natürlich auch May und Johnson, aber was will man machen, wenn sich eine Bank ihr Recht vorbehält, sich ihre Kunden auszusuchen.

 Der britischen Regierung dürfte allerdings gerade zum jetzigen Zeitpunkt das Verstummen einer grundsätzlich oppositionellen Stimme in den Medien entgegenkommen. Der Grossangriff auf die unter Besatzung durch den IS stehenden irakischen Grossstadt Mossul dürfte im Laufe der Kampfhandlungen zu gewaltigen Opfern unter der Zivilbevölkerung, ähnlich wie im syrischen Aleppo führen, da der IS ebenso wie die al-Nusra-Font seine Stellungen in Wohnvierteln, Krankenhäusern und Schulen einrichtet.

 Es steht für die Briten zu befürchten, dass RT im Fall von "Kollateralschäden", wie sie die Vertreter der öffentlichen Meinung schon einmal prophylaktisch ankündigen, mit dem Finger auf die USA und Großbritannien zeigen wird.

 Margarita Simonjan, Chefredakteurin von RT kommentierte die Vorgänge mit Zynismus:
"Gelobt sei die Meinugsfreiheit!"
 Auch in der zweiten Geschichte über die Meinungsfreiheit im freiheitlichen Westen hat allem Anschein nach eine Bank die Finger im Spiel. Wenige Stunden, nachdem Wikileaks eine weitere Charge angeblich verschwundener E-Mails der US-Präsidentschaftsbewerberin und ehemaligen Aussenmisterin der USA Hillary Clinton veröffentlicht hatte, unter anderem mit den Reden Clintons bei Goldman Sachs, wurde der Internetanschluss des seit vier Jahren in der Botschaft Ecuadors festsitzenden Gründers der Enthüllungsplattform Julian Assange gekappt.

 Zunächst meldete WikiLeaks auf Twitter:
"Julian Assange 's Internet-Link wurde absichtlich von Seiten eines Staats gesperrt.Wir haben die entsprechenden Notfallpläne aktiviert."

Screenshot Wikileaks

Kurze Zeit später dann:
"Wir können bestätigen, dass Ecuador die Internetverbindung von Herrn Assange am Samstag um 17.00 Uhr GMT gekappt hat, kurz nach Veröffentlichung der Reden von Frau Clinton bei Goldman Sachs."
Screenshot Wikileaks

 Die ganze Geschichte gewinnt an Brisanz durch die Tatsache, dass Ecuador 2014 seine Goldreserven an Goldman Sachs verpfändet hatte um an Bares zu kommen. Auf der Online Pattform von Bloomberg rätselte damals George Gero, Vizepräsident und Edelmetallstratege in New York bei RBC Capital Markets:
"Es ist nicht klar, was Goldman Sachs mit dem Goldbarren zu tun plant. Es ist wirklich eine rätselhafte Transaktion".
 Nun wissen wir es. Es kann ja nicht schaden wenn man der zukünftigen Präsidentin der USA einen kleinen Gefallen tut. Wenn man schon nicht in der Lage ist, Assange mittels einer Drohne zu töten, wie Clinton es angeregt haben soll, so kann man ihn zumindest mittels einer kleinen versteckten Drohung Richtung Ecuador mundtot machen.

Während der US-Journalisten Doug Henwood vor Clinton in einem Interview mit der "Welt" warnt:
 "Hillary Clinton wird sehr aggressiv vorgehen",
und:
"Die E-Mails geben mir Recht. Sie ist eine Kreatur des Status quo. Sie dient der Wall Street und der militärischen Macht",
möchte die US-amerikanische Schauspielerin Jamie Lee Curtis, die in so epochalen Werken der Filmgeschichte wie "Prom Night – Die Nacht des Schlächters" und "Monster im Nachtexpreß" glänzte, am besten gleich das lästige Wählen abschaffen:
"Ich glaube, dass Worte und Taten wichtig sind. Dass unser nächster Präsident nach Qualifikationen, Taten, Wirksamkeit und Worten gewählt werden sollte. Das lässt unsere Abstimmung unnötig erscheinen".
Unerwartete Unterstützung erhielt Clinton auch aus dem münsterländischem Ort Ochtrup. Denn einen bisher nicht für möglich gehaltenen Höhepunkt der Clintonmania in der hiesigen Presse setzte "TB - Tageblatt für den Kreis Steinfurt". Das wusste unter der Überschrift:
"Ochtruper halten es eher mit Hillary Clinton",
nämlich zu berichten
"Auch die Ochtruper sind sehr interessiert an der Entscheidung darüber, wer am 8. November die Nachfolge von Barack Obama als neues Staatsoberhaupt der USA antreten wird."
So findet z.B.:
"Jorn ten Bruggecate, Fischhändler auf dem Ochtruper Wochenmarkt, (…)  dass die 68-Jährige vertrauenswürdig ist".
 und auch Yvonne Böwing findet etwas. Nämlich das:
"Donald Trump aufgrund seiner frauenfeindlichen Äußerungen sehr unsympathisch. Deshalb sollte Hillary Clinton gewinnen".
Dem pflichtet Hermann Kemper, der Wurst- und Käsewaren auf dem Pottbäckerplatz verkauft, auf die Vernunft der Wähler vertrauend, zu:
"Wenn die amerikanischen Wähler vernünftig sind, wählen sie Hillary Clinton".
In der südlichsten der belgischen Provinzen, der Wallonie, hat man derweil zur Zeit ganz andere Sorgen. Das kleine francophone Völkchen der Wallonen hatte es gewagt, in seinem Regionalparlament das Handelsabkommen mit Kanada CETA abzulehnen. Bleiben die Wallonen bei ihrer Meinung, ist das Abkommen geplatzt, da Belgien dann nicht zustimmen kann und das Abkommen von allen EU-Staaten unterschrieben werden muss.

 Weil aber nicht sein kann, was nicht sein darf, setzt man nun deren Regionalpräsidenten Paul Magnette brutal unter Druck, wie die "Deutschen Wirtschafts Nachrichten" berichten:
"'Dies ist ein sehr schwieriger Kampf, wir erdulden manchmal sogar kaum verhüllte Drohungen in den vergangenen Stunden', sagte Magnette."
Es ist schon ein Kreuz mit der Demokratie. Ist man doch in Kreisen der EU-Bürokraten der Meinung, das dumme, dumme Volk möge sich doch gefälligst der Meinung der US-Schauspielerin Jamie Lee Curtis anschliessen:
"Das lässt unsere Abstimmung unnötig erscheinen!"

Unser täglich Manipulation gib uns heute - Der Tagesspiegel zum Besuch Putins in Berlin

$
0
0
 Wie ein kleiner, unschuldig daherkommender Artikel im Tagesspiegel, vollgestopft mit Manipulationen, Halbwahrheiten und unbelegten Behauptungen, dem grossen Ganzen dient.

 Unerhörtes hat sich abgespielt, gestern im Berliner Regierungsviertel. Jedenfalls wenn man dem Tagesspiegel Glauben schenken will. Denn der hatte festgestellt, dass der russische Präsident in seinen Bestrebungen, Deutschland zu unterwandern und die hier herrschende freiheitlich-demokratische Grundordnung und den damit einhergehenden westlichen Wertekanon bloßzustellen, einmal mehr erfolgreich war. Putin, so musste der erschreckte Leser dieses Qualitätspresseerzeugnisses lesen, schickt nicht nur seine Trolle, hetzt die Gemeinde der Deutschrussen auf und paktiert ganz offen mit der AFD, die, eine andere Nachricht des gleichen Blattes, von der Tagesschau ab sofort nun nicht mehr permanent als rechtspopulistisch bezeichnet wird, sondern greift neuerdings höchstselbst in das unmittelbare Leben der Bewohner unserer Hauptstadt ein.
"Putin legt das Regierungsviertel lahm"
berichtet eine gewisse Melanie Berger. Den Namen sollte man sich merken. Berger beim Tagesspiegel, bisher ausschliesslich für Nachrichten im kommunalen Teil des Blattes zuständig, scheint ein Händchen für das richtige - neuhochdeutsch - wording, zu haben und empfiehlt sich dadurch für höhere Aufgaben.

 Es ist schon hohe Kunst, aus einem für die Berliner geradezu alltäglichen Ereignis, zeitweilig gesperrten Strassen und U- und S-Bahnstationen und den daraus sich ergebenden Verkehrsstörungen mit so viel Feingefühl für unterschwellige Propaganda und einem gerüttelten Mass an Chuzpe einen nahezu faktenlosen Bericht hochzustilisieren.

 Aber spielen Fakten überhaupt noch eine Rolle in der täglichen journalistischen Arbeit? So wurde im Tagesspiegel offensichtlich die Tatsache, dass ausser Putin auch noch der französische Staatspräsident Hollande und das Hündchen der US-Neocons, der ukrainische Präsidentendarsteller Poroschenko nach Berlin eingeschwebt waren, völlig unter den Tisch gekehrt. Wichtig war die Botschaft: An allem Ungemach ist Putin schuld:
"Im Regierungsviertel sind U-Bahnhöfe gesperrt, gepanzerte Fahrzeuge fahren auf. Der Grund ist der Besuch des russischen Präsidenten Putin." 
 Fakten, so scheint's, haben in der öffentlichen Berichterstattung eher nur mehr eine zweitrangige Bedeutung. Es geht immer mehr um Emotionen. Emotionen, die die Menschen von der Faktenlage ablenken sollen, damit die Interessen der wahren Herrscher der Welt, der Rüstungsindustrie, der Wallstreet, des "Big Money" besser umgesetzt werden können. So brachte es der Tagesspiegel denn auch fertig, direkt unter die völlig irreführenden Überschrift, das Bild eines anscheinend blöde feixenden Putins zu plazieren.

Sreenshot: Tagesspiegel

 Beides, Bild und Überschrift sollen beim Betrachter das Gefühl erzeugen oder vertiefen, es bei Putin mit einem sehr unangenehmen Zeitgenossen zu tun zu haben, der sich dreist herausnimmt, in unserem Land unsere Regeln zu missachten und sich darüber auch noch köstlich zu amüsieren. Natürlich wird das nicht offen ausgesprochen. Klopft man aber einmal den Artikel nach übermittelten Fakten ab, so ergibt sich ein erschreckendes Bild. Wenn denn überhaupt einmal konkrete Orte genannt werden (durch das nur durch Gedankenstriche getrennte Aneinanderreihen hier genau dreier Orte wird der Eindruck einer grossen Reihe vermittelt):
"U-Bahnhof Bundestag - geschlossen. U-Bahnhof Brandenburger Tor - geschlossen. S-Bahn-Ausgang Pariser Platz - geschlossen. Die U55 ist damit komplett eingestellt, "
werden diese spärlichen Tatsachen gleich mit einem Emotionen weckenden Hinweis auf Unannehmlichkeiten für die Betroffenen verbunden:
"wer von der S-Bahn zum Brandenburger Tor möchte, muss Umwege laufen",
und der dafür angeblich Schuldige beim Namen benannt:
"Grund ist der Besuch des russischen Präsidenten Wladimir Putin."
 Das gleiche Spiel wiederholt sich mehrfach:
"Im Regierungsviertel, rund ums Brandenburger Tor und die russische Botschaft herrscht Ausnahmezustand." 
Zunächst eine, wenn auch dürre Meldung (rund ums Brandenburger Tor, eine äusserst unpräzise Ortsangabe) mit dem versteckten aber eindeutigem Hinweis auf die Verantwortlichen (die russische Botschaft). Danach werden Emotionen geweckt (herrscht Ausnahmezustand). Darauf erfolgt eine Aufzählung von, so wird unterschwellig induziert, Ungeheuerlichkeiten:
"In der Wilhelmstraße fahren Panzerwägen auf, Anwohner kommen kaum in ihre Häuser, Sicherheitsbeamte leuchten in jeden Gulli",
die anschliessend, ganz im Stil der Bildzeitung, mit einem ganz persönlichen Schicksal verbunden, und für die nicht betroffenen, unbeteiligten Leserinnen und Leser konkretisiert und so unmittelbarer und leichter nachvollziehbar gemacht werden:
"Ein Tagesspiegel-Redakteur befürchtet, dass ihn wegen der ganzen Sicherheitsvorkehrungen sein Sohn an seinem heutigen Geburtstag gar nicht besuchen kann."
 Es scheint sich etwas aussergewöhnlich dramatisches abzuspielen in der Deutschen Hauptstadt. Selbst die an Staatsbesuche und an die mit diesen verbundenen Sicherheitsmassnahmen gewöhnte Berliner Polizei scheint ob der Ausserordentlichkeit dieses Mal ratlos:
"Welche Maßnahmen getroffen werden, welche Straßen wann und wie lange gesperrt sind und wann man wieder am Pariser Platz aus der S-Bahn aussteigen darf, kann die Berliner Polizei nicht sagen."
 Der Kommentator "ralffrh" scheint allerdings andere Erfahrungen gemacht zu haben,als Polizei und Tagesspiegel:
"'Bis etwa 22 Uhr wird es kurzfristige Sperrungen auf der Straße des 17. Juni, der Dorotheenstraße, in der Ebertstraße, der Scheidemannstraße, der Paul-Löbe-Allee, der Yitzhak-Rabin-Straße, der Heinrich-von-Gagern-Straße, am Pariser Platz, und der Wilhelmstraße geben.'
Also alles wie immer.
'Welche Maßnahmen getroffen werden, welche Straßen wann und wie lange gesperrt sind und wann man wieder am Pariser Platz aus der S-Bahn aussteigen darf, kann die Berliner Polizei nicht sagen.'
Zum einen sagt die Polizei das nie, zum anderen, es ist nur ein Ausgang am Pariser Platz gesperrt, also auch wie immer."
 Der Tagesspiegel besteht allerdings darauf,  dass Putin den Berlinern exorbitante Schwernisse auferlegt und belegt diese Behauptung mit der Beobachtung einer scheinbar grossen Anzahl von Berliner Bürgerinnen und Bürgern, ohne allerdings die Anzahl genauer zu benennen:
"Berlin hat schon viele Staatsbesuche gesehen, aber der Besuch des umstrittenen Putin fällt selbst den abgeklärten Berlinern als etwas Besonderes auf."
 So scheint das einzig Besondere zu sein, wie es dem Tagesspiegel gelingt, durch das auf Putin bezogene Adjektiv "umstrittenen", das hier durch keinerlei Fakten belegt oder begründet wird (Putin ist gänzlich unumstritten der Präsident der Russischen Föderation und als solcher Gast von Bundeskanzlerin Angela Merkel) einmal mehr von der eigentlichen Story abzulenken und Emotionen gegen Putin zu schüren.

 In dem fast schon missionarischem Eifer, der Welt klar zu machen, dass Alles und Jedes Ungemach einzig vom russischen Präsidenten ausgeht, scheint der Autorin ganz zu entgehen, dass der Sicherheitsaufwand anlässlich des US-amerikanischen Präsidenten Obama in Berlin vor drei Jahren erheblich grösser war. Der Kommentator "Schenkelklopfer" zitiert unter anderem aus einem Spiegel online-Bericht von Severin Weiland vom 19. Juni 2013:
"...Vor dem Potsdamer Platz stehen die grünen Räumpanzer der Landespolizei, alles ist weiträumig abgesperrt. Wer zur Arbeit muss, wird streng kontrolliert. Die Menschen ertragen es mit Geduld. Alltag? Gibt es heute nicht. Schließlich steht am Rande des Platzes das Hotel Ritz-Carlton, in dem Barack Obama und seine Familie Quartier bezogen haben. Auf den Dächern rund um die Gebäude sind Scharfschützen postiert. Nichts wird hier dem Zufall überlassen. Es herrscht Sicherheitsstufe 1+. Rund 8000 Polizisten der Länder und des Bundes sind im Einsatz - aus Berlin, aus dem Osten und Süden der Republik. Fahrzeuge mit Leipziger Kennzeichen sind in der Wilhelmstraße zu sehen. Auf dem Pariser Platz, auf dem Obama am Nachmittag geredet hat, plaudern Männer und Frauen auf Schwäbisch - Polizeibeamte aus Baden-Württemberg."
 Und er hätte noch weiter zitieren können:
"Seit Tagen wurden Anwohner und Angestellte vorgewarnt. Am Pariser Platz dürfen in den Büros - auch die des Spiegel und von Spiegel online - die Fenster nicht geöffnet werden. Die Vorschriften gelten auch für die Bürger, die rund um das Charlottenburger Schloss wohnen, wo Obama am Abend auf Einladung der Kanzlerin zum Abendessen erscheint. Wer hier wohnt, kann nur mit Eskorte der Polizei zu seiner Wohnung oder diese verlassen."
 Aber es handelt sich ja hier nur um den Besuch des "umstrittenen Putin"und nicht um den Friedensnobelpreisträger und mächtigsten Mann der freien Welt Barack Obama. Der Unterschied ist gravierend, denn wie Spiegel online damals schrieb:
"Alle wissen: Dies ist ein besonderer Tag. Ein US-Präsident kommt nicht alle Jahre in die deutsche Hauptstadt."
 Und so ist denn auch die Befindlichkeit eine ganz andere:
"Berlin, das zeigt auch dieser Besuch, kennt sich mit Großlagen aus. Und reagiert gelassen. Es ist ja auch nur für 25 Stunden",
weiss der Spiegel im Juni 2013. Was sind schon 25 Stunden gegen die Last, eines Putinbesuchs bei dem es in ca. 6 Stunden
"kurzfristige Sperrungen auf der Straße des 17. Juni, der Dorotheenstraße, in der Ebertstraße, der Scheidemannstraße, der Paul-Löbe-Allee, der Yitzhak-Rabin-Straße, der Heinrich-von-Gagern-Straße, am Pariser Platz, und der Wilhelmstraße geben"
wird.

 Aber wer will den Besuch des Heilands aus Washington mit dem Besuch des Finsterlings aus dem Kreml vergleichen, dem schnell noch, Melanie Berger kennt ihre Pflichten und weiss um ihre Chance, sich einen Namen zu machen und ihre Karriere durchzustarten, seine Verfehlungen nachgeworfen werden:
"die Bombardierung des syrischen Aleppo durch die Russen, den Konflikt mit der Ukraine und die Verfolgung der Krim-Tataren."
Welch ein Finsterling da den Berlinern so viel Ungemach bringt, davon weiss Bergers Chef, der etwas misslungene Sohn des grossen Journalisten Claus-Hinrich Cassdorff,  Stephan-Andreas Casdorff zu berichten, wenn er davor warnt, wie gut Putin der deutschen Sprache mächtig ist:
"Wie gut, davon könnten seine Dolmetscher erzählen, wenn sie dürften und nicht fürchten müssten, anschließend nach, sagen wir, Sibirien versetzt zu werden."
 Sicher keine grosse Sache, dieser "Bericht"über den Besuch Putins in Berlin. Aber er zeigt einmal mehr auf, wie selbst nebensächlich erscheinende Ereignisse wie die kurzzeitige Sperrung von U- und S-Bahnstationen oder Strassen im Berliner Regierungsviertel von den "Qualitätsmedien" dazu genutzt werden, die Bürger zu manipulieren und sie zu einer ganz bestimmten Betrachtungsweise der politischen Geschehnisse zu verleiten. Die Methode: Steter Tropfen höhlt den Stein!

 Dabei ist es wichtig, die gleiche Botschaft immer und immer wieder zu wiederholen, und dieses Trommelfeuer auf die Gehirne der Menschen muss dabei aus allen Richtungen auf sie einprasseln, damit sie keinen Absender mehr verorten können und so annehmen, diese Botschaften seien allgemein verbindliches Wissen.

 Umstände, die auf den ersten Blick gar nichts miteinander zu tun haben, werden immer wieder in einen kausalen Zusammenhang gebracht. So ist die Tatsache , dass ein Sohn daran gehindert wird seinen Vater zu dessen Geburtstag zu besuchen darauf zurückzuführen, dass Putin, der Kindermörder von Aleppo, mit seiner Soldateska in Berlin einfällt.

 Dabei spielen die Fakten überhaupt keine Rolle. Die Tatsache, dass Putin am 19. Oktober 2016 zu einem Kurzbesuch in Berlin war und es dabei zu kurzfristigen Verkehrsbehinderungen gekommen ist, ist bereits nach ein paar Wochen vergessen. Das unangenehme Gefühl aber, das Melanie Berger zu erzeugen beabsichtigt, bleibt latent bestehen. Man weiss gar nicht mehr warum, aber im Unterbewussten verbindet sich mit dem Namen Putin, natürlich nicht nur durch diesen Artikel, aber in der Summe der Artikel mit immer der gleichen Tendenz, eine Ablehnungshaltung. Nicht nur gegen den Mann, sondern auch gegen das Land, das er repräsentiert - Russland. Eine Abneigungshaltung, die uns dazu verführt, Sanktionen und eventuelle kriegerische Handlungen gegen Putin und Russland eher als gerechtfertigt anzusehen, als diese abzulehnen.

 Ein Umstand, der es überflüssig macht, unmittelbaren Zwang auf die Menschen auszuüben, um bestimmte, eigentlich verfemte Handlungen wie zu Not und Elend führende Sanktionen oder Krieg durchzuführen. Alle scheinen einverstanden. Die Illusion der Demokratie bleibt gewahrt.



 

Ein kleines Beispiel für die Wahrheitsliebe und das Verantwortungsbewusstsein deutscher Qualitätsblätter

$
0
0
 Grosse Aufregung herrschte vor knapp einem Jahr, Anfang November 2015, im deutschen Blätterwald. Den üblichen Hetzern und Verschwörungstheoretikern bescherte der Tod des ehemaligen Beraters der russischen Präsidenten Medwedew und Putin, Gründers des Senders Russia Today und Pressechefs von Gazprom Michail Lesin (oder Lessin) in einem Hotel in Washington reihenweise feuchte Träume.

 Ein toter Russe aus dem weiteren Dunstkreis Putins in einem Hotelzimmer in der Hauptstadt des Erzfeindes USA, noch dazu mit Verletzungen an Kopf, Hals Oberkörper und Extremitäten, ein Geschenk von der Sorte, die es nur gibt, wenn Ostern und Weihnachten zusammenfallen.

Die Süddeutsche titelte:
"Ex-Putin-Berater Lessin starb gewaltsam",
das Handelsblatt:
"Früherer Putin-Berater Lessin starb gewaltsam", 
Spiegel online sah sich gar genötigt, sich am gleichen Tag, dem 11. März 2016, gleich zweimal dem Thema zu widmen. Meldete das ehemalige Nachrichtenmagazin am Morgen um 10:59 Uhr noch für Spiegel-Verhältnisse vergleichsweise neutral:
" US-Gutachten - Putin-Berater Lessin kam gewaltsam ums Leben",
so hatte um 18:18 der damalige Moskauer Korrespondent Benjamin Bidder sein in aller Eile zusammengeschmiertes Propagandaelaborat fertiggestellt und Spon konnte, bereits das Ergebnis der Untersuchung der Us-amerikanischen Ermittlungen vorwegnehmend, verkünden:
"Mord an Putin-Berater - Der mysteriöse Tod des Bulldozers",
während man bei Zeit-online, wenigstens noch in der Überschrift Seriosität vortäuschend, allerdings sechs Stunden, um 12:17 Uhr, vor Spiegel-Bidder fragte:
"Warum starb Michail Lessin",
näherte man sich im Text dann aber dem so sehr herbeigewünschten Untersuchungsergebnis, zwar immer noch in eine Frage gekleidet, schon etwas mehr an:
"Wurde Lessin zu Tode geprügelt? …war sein Tod geplanter Mord?"
 Um den Eindruck, hier sei eine Verschwörung im Gange, zu untermauern, war man sich bei der "Zeit" auch nicht zu schade, seinen Leserinnen und Lesern eine dicke Lüge aufzutischen:
"Warum sie so lange brauchten, um das herauszufinden, dazu geben die Behörden keine Auskunft."
 Das ist schlichtweg falsch. Und dieser Umstand kann dem oder den Autoren, die es vorzogen, lieber nicht als solche benannt zu werden, auch nicht entgangen sein, denn die Washington Post berichtete bereits einen Tag, bevor Zeit-online seine wüste Mord-und-Totschlaggeschichte ins Netz stellte:
"Ein Beamter des D.C. Medical Examiner’s Office sagte, dass die Sektionsbefunde eine ungewöhnlich lange Zeit in Anspruch nahmen, weil Beamte Drogentests abgewartet hätten, und die Ergebnisse einem Peer-Review unterzogen hätten, ein Schritt, der nur in besonderen Fällen Anwendung fände"
 Ein Peer-Review, so wurde es am 24. März hier in diesem Blog bereits erklärt, ist ein Kreuzgutachten zur Qualitätsicherung bei wissenschaftlichen Publikationen und kann sich oftmals über Monate hinziehen.

 Dass der unwahrscheinliche Fall eingetreten war, die Redaktion von Zeit-online habe den Artikel der Washington Post nicht gelesen, widerlegt das Blatt selbst. In dem bereits am frühen Morgen online gestellten Artikel:
"Früherer Putin-Berater starb an Kopfverletzungen",
zitiert "Zeit online" selbst aus der Post. Allerdings ist der einzige Satz des gesamten Artikels, der sich für die Verschwörungsgeschichte der "Zeit" eignet, wenn man ihn denn aus dem Zusammenhang reisst:
"Ein Sprecher (der Polizei) wollte laut Washington Post nicht sagen, ob es sich bei der Gewalteinwirkung um ein Verbrechen gehandelt habe."
 Es ist, aus Sicht der "Zeit" durchaus verständlich, warum man die werte Leserschaft nach Strich und Faden belügt, wenn man ihr Erkenntnisse vorenthält, die ebenfalls von der Washington Post recherchiert, allesamt daraufhindeuteten, dass der schwer alkoholkranke Lesin sich zum Zeitpunkt seines Todes schon mehrere Tage auf einer exessiven Sauftour befunden hatte.

 Welchen Propagandawert hat schon der Tod eines alkoholkranken Russen?  Wenn hingegen der durch Andeutungen und Vermutungen genährte Verdacht eines Mordes vorliegt, dazu auch noch begangen durch die "Schergen" Putins, da weiss der deutsche Qualitätsjournalist, was er zu machen hat.

 Hier im "Spiegelkabinett" wurde bereits im März, in Abwägung aller zugänglichen Informationen der übermässige Alkoholgenuss Lesins als Todesursache für die wahrscheinlichste aller Todesursachen vermutet:
"In einem Washingtoner Hotel ist Michail Lesin höchstwahrscheinlich an den Folgen seiner akuten Alkoholsucht gestorben."
 Eine Sichtweise, die nun die Behörden in Washington amtlich bestätigten. So musste denn auch "Die Zeit" zähneknirschend in einigen dünnen Worten berichten:
"Behördenvertreter sagten, im Zuge der einjährigen Ermittlungen seien Zeugen befragt, Videoaufnahmen analysiert und andere Beweise gesichtet worden. Demnach sei der am 5. November 2015 gestorbene Lessin gestürzt, als er alleine auf seinem Zimmer gewesen war. Zudem habe er eine Alkoholvergiftung gehabt. In den Tagen zuvor habe sich der 57-Jährige häufig betrunken."
 Nun hätte man sich bei seiner Leserschaft für die wilden Spekulationen, die falsche Berichterstattung und das böswillige Unterschlagen von Fakten im März dieses Jahres entschuldigen können, und der Fall wäre gegessen.

 Nicht so "Die Zeit". Dort scheint man, dem Dünkel der Edelfedern entsprechend, nachdem sich ein Qualitätsjournalist niemals und unter gar keinen Umständen irrt und entsprechend dem Grundastz
§ 1. Die Zeit hat immer Recht
§ 2. Sollte dies einmal nicht zutreffen, so tritt automatisch § 1 in Kraft
zu verfahren.

 So nährt "Die Zeit" denn auch weiterhin, entgegen allen Fakten, die Verschwörungstheorie:
"Es bleibt abzuwarten, ob die von den Behörden veröffentlichten Ermittlungsergebnisse die Spekulationen tatsächlich beenden",
und zitiert David J. Kramer, den Senior Director for Human Rights and Democracy, am "McCain Institute for International Leadership".  Ein "Thinktank" der seine Daseinsberechtigung aus der uneingeschränkten Kriegshetze gegen die Russische Föderation bezieht und zu dessen Finanziers die Sklaventreiber von Wal Mart, die Botschaft des Kopf-Abschneider-Staates Saudi-Arabiens, der von seinen Kollegen ob seiner Skrupellosigkeit bewundernd "Aasgeier" genannte Hedgefondmanager Paul E. Singer und einmal mehr die deutsche Daimler AG gehören:
"Angesichts der Anzahl der Morde von Putin-Kritikern und anderen wie Lessin, die über die inneren Zirkel des Kreml Bescheid wissen, ist es schwer, Fremdeinwirkungen auszuschließen."
 Eine solch unqualifizierte und durch rein gar nichts gestützte Aussage kann niemanden verwundern, der sich einmal mit dem beruflichen Werdegang des Herrn Kramer auseinandergesetzt hat. Kramer war acht Jahre im State Department für George W. Bush tätig. Zuvor war er Senior Fellow des Projekts "The New American Century", praktisch die Geburtsstätte der Neocon-Bewegung in den USA. Hier wurde weit vor dem 11. September bereits der Irak-Krieg geplant. Er war leitender Mitarbeiter fast aller neokonservativen US-Thinktanks: Dem Carnegie Endowment for International Peace, dem Center for Strategic and International Studies, Freedom House, German Marshall Fund of the United States, dem Halifax International Security Forum, dem Center for Strategic and International Studies und dem George W. Bush Presidential Center’s Human Freedom Project. In der Tat ein objektiver Beobachter.

Aber "Die Zeit" scheut weder Kosten noch Mühen und ruft sogar noch einen zweiten Zeugen auf:
"Auch Paul Royel von National Strategies, einem Thinktank aus Washington, sagte, der Verdacht auf eine russische Verwicklung in den Tod Lessins sei nicht ganz ungerechtfertigt. Er wisse nicht, ob es ein Unfall war oder nicht. 'Aber das Ganze ist sicherlich merkwürdig.'"
 In ihrem Belastungseifer sind den Qualitätsjournalisten der "Zeit" dabei nur zwei klitzekleine Fehler unterlaufen. In Washington gibt es weder einen Paul Royel noch einen Thinktank namens "National Strategies".

 "Die Zeit" zitiert hier in fast wörtlicher Übersetzung aus  einem Artikel der "New York Times" vom 28. Oktober, der sich wiederum auf die Nachrichtenagentur "AP" bezieht. Der Verdacht über eine russische Beteiligung am Tod Lesins sei nicht unberechtigt:
"Ob es ein Zufall ist oder nicht, weiß ich nicht, aber es ist sicher seltsam",
sagt dort ein gewisser Paul Joyal, der geschäftsführende Direktor für öffentliche Sicherheit und Staatssicherheit in der in Washington ansässigen Beratungsfirma National Strategies Inc.

 Recherche á la "Zeit": Die hochbezahlten Herrschaften in den Redaktionsstuben des Wochenblattes sind scheinbar intellektuell nicht einmal fähig, einen kurzen Namen abzuschreiben, noch kennen sie  den Unterschied zwischen einem Thinktank und einer Beratungsfirma. Dafür aber verstehen sie es umso besser, die Wahrheit zu verdrehen: Hauptsache der Russe war's!

"Der Spiegel", der sich im März, vertreten durch seinen Moskau-Korrespondenten Benjamin Bidder schwer in das Thema gehängt hatte und der weiträumig Unterstellungen und Verdächtigungen streute bis zu der oben zitierten Behauptung, Lesin sei ermordet worden, will plötzlich nichts mehr von seinen wilden Spekulationen wissen. Es waren, wie bei unreifen Pennälern, die etwas ausgefressen haben, wie immer die anderen.

 So hat nicht etwa der unsägliche Schreiberling Bidder von Mord geredet. Nein. die Amis waren's:
"Im Frühjahr hatten US-Behörden noch mitgeteilt, Lesin sei im Hotel erschlagen worden."
Und nicht etwa "Der Spiegel" hatte behauptet, Lesin wolle sich scheinbar in die USA absetzen und sei somit in Moskau zum Abschuss freigegeben worden. Die Russen selbst, so schreibt ein unbekannter Autor mit dem Kürzel"mja"bezugnehmend auf die Nachrichtenagentur "Reuters", seien Urheber der Falschmeldung:
"Sein früherer (Lesins) Rivale bei Gazprom-Media, Alexej Wenediktow, glaubte, dass Lesin die Krebs-Geschichte nur erfunden habe: Lesin habe sich nach Amerika absetzen wollen."
 Nicht einmal für eine Richtigstellung und eine Entschuldigung bei den Leserinnen und Lesern haben "Der Spiegel" und sein Redakteur Benjamin Bidder genug Arsch in der Hose.

Übrigens - allen anderen Blättern, die noch im März über den von russischen Dunkelmännern kaltblütig erschlagenen Lesin berichteten, ist ihre Leserschaft nicht einmal eine Erwähnung des offiziellen Untersuchungsergebnis aus Washington wert.

Hasskommentar des Carsten Luther auf "Zeit-online" - nur Wählerbeschimpfung oder Handlungsanweisung für einen Putsch?

$
0
0
 Es gibt eine alte Weisheit unter den Fußballtrainern dieser Welt: Gib keine Interviews kurz nach einem verlorenen Spiel. Zu gross ist die Gefahr, Dinge zu sagen, die aus der abgeklärten Situation nach einer durchschlafenen Nacht und etwas zeitlichem Abstand, dumm und wenig hilfreich erscheinen.

 Diesen alten Grundsatz hätte sich auch Carsten Luther von "Zeit-online" zu eigen machen sollen. Sein von Enttäuschung und Wut getriebener Kommentar wäre dann vielleicht um einiges disziplinierter und sachlich fundierter ausgefallen. Allerdings muss auch die Frage erlaubt sein, wie ein Artikel, in dem der nächste Präsident der Vereinigten Staaten als ein
"totalitärer Blender und betrügerischer Dilettant, epochales Desaster, sexuell übergriffiger Rassist, pathologischer Lügner, nervöser Egomane, pubertierender Rotzlöffel,  Serienbankrotteur, Rechnungspreller und Steuertrickser, irrationaler, affektgetriebener empathieloser Selbstdarsteller"

bezeichnet wird, überhaupt online gestellt wird, ohne dass er durch die diversen "Filter", die bei der Zeit eingebaut sind, zumindest entschärft worden wäre. Es verwundert ein wenig - es sei denn, diese Hassrede, die als Kommentar getarnt daherkommt, ist von der Leitung der Zeit genauso gewollt worden. Eine Reaktion des Etsablishments auf eine für dieses Klientel ungewohnte Niederlage. Eine Reaktion der wahren Herrscher der Welt, der Banken, der Grossindustrie und der international agierenden Unternehmen.

 Denn ohne Zweifel war Hillory Clinton die Kandidatin derer, die die Welt unter sich aufgeteilt haben. Das soll natürlich nicht bedeuten, dass Donald Trump der Kandidat der kleinen Leute, der Retter der Unterdrückten und der Entrechteten auf diesem Globus war und nun deren,auf einem Schimmel reitender und das Schwert der Gerechtigkeit schwingender Erlöser ist. Trump hat es nur verstanden, die Wut und die Verzweiflung der Übervorteilten, der ungerecht Behandelten und der Vergessenen für sich zu nutzen.

 Die "Deutschen Wirtschafts Nachrichten" schrieben am 8. November:
"Die Hälfte von ihnen lebt von Monat zu Monat, ohne jegliche finanzielle Reserve. 56 Prozent aller Amerikaner ist nicht ausreichend kreditwürdig, wie das Time Magazine berichtet. Dennoch stieg die Privatverschuldung in den letzten drei Jahren dort um 22 Prozent an. …Etwa die Hälfte der amerikanischen Hausbesitzer, kann sich die Hypotheken-Raten nicht mehr leisten. …Gleichzeitig nahmen die Kredite aufs Eigenheim im ersten Quartal um 8 Prozent zu. …Hinzu kommt die exorbitante Summe an Studentenkrediten. Insgesamt sind derzeitige und ehemalige US-Studenten mit 1,08 Billionen Dollar verschuldet, wie die Federal Reserve New York berichtet. Davon sind Kredite im Umfang von 124,3 Milliarden Dollar vom Ausfall bedroht, da ihre Tilgung seit mehr als 90 Tagen überfällig ist."
und in einem weiteren Bericht über die Lage der US-amerikanischen Rentner:
"Viele Amerikaner aus den geburtenstarken Jahrgängen erkennen, dass sie für das Alter nicht vorgesorgt haben. Ihre Renten sind mickrig, viele Firmenrenten wegen der Niedrigzinsen sogar in Gefahr. Zugleich haben sich die meisten Mit-Fünfziger bis ins hohe Alter verschuldet und erkennen nun, dass sie bis ans Lebensende für ihren Schuldendienst arbeiten müssen. …Aus einem Bericht der US-Großbank Citigroup geht hervor, dass die Betriebsrenten vieler großer Unternehmen unterfinanziert sind. Bei den 500 Unternehmen des S&P-Index belaufe sich das Gesamtdefizit mittlerweile auf 375 Milliarden Dollar. …Besonders bedenklich sei die Schieflage bei den 25 größten Unternehmen des Index – dazu gehören Konzerne wie General Electric, General Motors, Boeing und Exxon Mobil: hier fehlten 225 Milliarden Dollar an Einlagen zur Bezahlung künftiger Rentenansprüche der Arbeiter.
Die Unterfinanzierung der Betriebsrenten ist eine logische Folge der Ausschüttungs-Politik der meisten betroffenen Firmen. Diese hatten in den vergangenen Jahren nicht nur massiv Aktien zurückgekauft, sondern auch hohe Dividenden ausgeschüttet. Beides kommt den Aktionären der Unternehmen – meist Banken oder andere Großkonzerne zugute – vernachlässigt aber die Bildung von Rücklagen für die Betriebsrenten."
 Diese Menschen fühlen sich übervorteilt und von der Politik allein gelassen. Man hat Hillary Clinton einfach ihren Schwenk hin zu den sozialen Themen, zu einer Politik der sozialen Gerechtigkeit nach ihrem Sieg bei den Vorwahlen über Bernie Sanders nicht abgenommen, ihn als das gesehen was er wohl auch war: Ein taktisches Lippenbekenntnis, um die Sanders-Anhänger hinter sich zu scharen.

 Ist es nur Wut und Enttäuschung über einen schon so sicher geglaubten Sieg bei den Wahlen, oder ist es die Art von Reaktion, die uns in den nächsten Wochen Monaten und vielleicht Jahren erwartet, mit der diejenigen zurückschlagen werden, die sich in ihrem asozial ungerechten und weite Teile der Menschheit entwürdigendem Tun gestört fühlen? Die, die immer Demokratie sagen, wenn alles in ihrem Sinne geschieht, wenn die breite Masse, dumm und verblendet die schmale Bandbreite ihrer Kandidaten, mögen sie sich nun als links oder rechts bezeichnen, wählt und die immer dann Populismus schreien, wenn die Kälber nicht mehr ihren eigenen Schlächter wählen.

 So gibt sich denn auch Carsten Luther gar nicht mehr die Mühe, seine antidemokratische Haltung zu verschleiern. Trump, so wütet er gleich im ersten Satz
"hat es geschafft, sich ins Weiße Haus wählen zu lassen."
So als hätten die Wähler in den USA nur eine Weisung Trumps, ihn zu wählen umgesetzt, statt frei und unabhängig ihre Entscheidung getroffen zu haben. Die Könige in den sich selbst als aufgeklärte Monarchien bezeichnenden Ordnungen des neunzehnten Jahrhunderts liessen Abgeordnete in ihre Scheinparlamente wählen. Und auch Diktatoren von rechts und links bedienten und bedienen sich immer wieder dieser Scheinlegitimation. Nun, so scheint es, zumindest wenn man Luther und der Zeit glauben will, hat der Immobilienmogul Trump, dieser "betrügerische Dilettant" dieser "pubertierende Rotzlöffel,  Serienbankrotteur, Rechnungspreller und Steuertrickser"diegrösste und älteste Demokratie der Welt, so hat man uns die USA schliesslich jahrelang verkauft, und auch Luther schwärmt
"von der grossen Demokratie der Vereinigten Staaten",
zu einer Bananenrepublik umfunktioniert, in der die Bürgerinnen und Bürger den Wünschen und Forderungen eines "sexuell übergriffigen Rassisten, pathologischen Lügners und nervösem Egomanen" folgendermassen wählen:
"Indiskutabel für alle, die an Demokratie und Menschenrechte oder wenigstens an den gesunden Verstand der Menschen im Allgemeinen, der Amerikaner im Besonderen glauben."
Dabei war doch alles so einfach, die Wählerinnen und Wähler hätten doch nur tun müssen, was man ihnen gesagt hatte von den Mainstreammedien, den Chefs von Apple, Goldman Sachs, Exxon, Google und den anderen Multimilliarden-Dollar-Unternehmen:
"Verdammt, sie hatten nur einen Job: diesen Mann zu verhindern!"
So sieht es aus, das Demokratieverständnis eines Carsten Luther und der Wochenzeitung "Die Zeit": Die Menschen sollen tun, was ihnen befohlen wird! Statt dessen:
"Trumps fanatische Anhänger interessierte nicht, was wahr und richtig ist",
oder besser gesagt, was ihnen als wahr und richtig eingebläut wurde.

 Wie denn auch? Erstens sind die Menschen, die Trump ihre Stimme gaben, keine Wähler, also nicht so Richtige, so wie Luther und die Zeit sie sich wünschen, sondern "fanatische Anhänger", und zweitens nicht interessiert an der Wahrheit - jedenfalls nicht an der Wahrheit des Carsten Luther und seiner Brötchengeber und diese Wahrheit, das steht mal fest, ist einzig und allumfassend wie die ewige Wahrheit der unzähligen Religionen dieser Welt.

 So sind denn auch Trumps Wähler, die immerhin für die Mehrheit der Wahlmänner stimmten, nicht nur
"fanatische Anhänger ...eines pubertierenden Rotzlöffels"
 sondern sie sind auch
"fraglos Teil eines antidemokratischen Aufruhrs, (…) dessen Antreiber nicht mehr an viel glauben, was einen modernen Staat zusammenhält".
Und als Antidemokraten haben sie sich unzähliger Verfehlungen und Verbrechen schuldig gemacht:
"Sie haben ihm (Trump) zugejubelt, wenn er gegen Minderheiten hetzte. Sie haben geklatscht, wen auch immer er beleidigte, erniedrigte oder lächerlich machte. Sie haben alle Lügen und inhaltlichen Leerstellen ignoriert. ...Einige bereiteten sich am Schießstand auf den Wahltag vor."
 Trumps Wähler haben sich entschieden, zur dunklen Seite der Macht zu wechseln:
"Der Traum von einem Amerika, in dem jeder die gleiche Chance hat, bedeutet ihnen nichts mehr. Ihr entfesselter Hass richtet sich wahlweise gegen Schwarze, Muslime, Hispanics, Frauen, Journalisten – die Liste kann nur unvollständig sein."
 Aber dieser Wechsel von der strahlend hellen Seite, mit den Glaspalästen der Banken, den Milliardengewinnen durch einen Knopfdruck, den Millionenverdiensten, nicht in einem Leben, nicht in einem Jahr, sondern in einem Monat, einem Tag oder gar einer Stunde, der Welt der Villen mit dutzenden Schlafzimmern, Bädern und Swimmingpools, die mehr Wasser verschlingen als ein Mensch in seinem ganzen Leben trinken kann, den privaten Yachten, die grösser sind als ein Fussballfeld führt direkt ins Verderben.
"Sieg oder Untergang – darauf hat Trump seine Anhänger eingeschworen."
Carsten Luther lässt Trump den Hitler machen, der Millionen Menschen Tod, Verderben, Krankheit, Hunger und Tod brachte und für den es auch nur
"Sieg oder Untergang",
gab, denn:
"das ist der Weg aller totalitären Bewegungen."
Man muss kein Freund der Politik des Donald Trump sein, aber man sollte den Willen der Wähler der USA respektieren. Man kann ihre Entscheidung kritisieren. Wer sich allerdings zu einer solchen Reaktion wie Carsten Luther hinreissen lässt, der ist um keinen Deut besser als der so vehement Populist gescholtene Trump.
Viewing all 261 articles
Browse latest View live